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Dialektwandel im 20. Jahrhundert. Verbalplural in Südwestdeutschland

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(1)

AKTEN DES1. KONGRESSES DER INTERNATIONALENGESELLSCHAFT FUR¨ DIALEKTOLOGIE DES DEUTSCHEN(IGDD)

AMFORSCHUNGSINSTITUT FUR DEUTSCHE¨ SPRACHE

”DEUTSCHER SPRACHATLAS“ DER PHILIPPS-UNIVERSITAT¨ MARBURG VOM5. – 8. M ¨ARZ2003

HERAUSGEGEBEN VON

ECKHARD

EGGERS

J ¨

URGEN

ERICH

SCHMIDT

DIETER

STELLMACHER

FRANZSTEINER VERLAGSTUTTGART 2005

(2)
(3)

DIALEKTWANDEL IM

20. JAHRHUNDERT:

VERBALPLURAL IN

S ¨

UDWESTDEUTSCHLAND1

1 Sprachwandel und Sprachsystem

Die Erforschung des Sprachwandels steht schon am Beginn der modernen Sprachwissenschaft, die sich Anfang des 19. Jahrhunderts als eine histo-risch-vergleichende Disziplin etabliert.2 Seine Erforschung diente dabei von

Anfang an nicht nur dem Zweck der bloßen Deskription verschiedener zeit-licher Entwicklungsstufen einer Sprache. So schreibt Hermann Paul (1920) zur Rechtfertigung des Titels

”Prinzipien der Sprachgeschichte“ f¨ur eine Stu-die, die auf die Erkl¨arung der das Sprachsystem bestimmenden

”psychischen Faktoren“ (S. 6) abzielt:

”Sobald man ¨uber das blosse Konstatieren von Ein-zelheiten hinausgeht, sobald man versucht den Zusammenhang zu erfassen, die Erscheinungen zu begreifen, so betritt man auch den geschichtlichen Bo-den, wenn auch vielleicht ohne sich klar dar¨uber zu sein.“ (S. 20) Ganz expli-zit wird der Zusammenhang von historischer und systematischer Betrachtung von Rudi Keller (1994, S. 30f.) formuliert:

”Eine Theorie des Wandels ist [...] zugleich eine Theorie der Funktion(en) und Prinzipien unseres Kommunizie-rens. [...] Wenn wir w¨ußten, warum sich unsere Sprache st¨andig wandelt, w¨ußten wir auch, wozu wir sie verwenden.“

Der vorliegende Beitrag schließt sich diesen Auffassungen an. Sein Ziel ist nicht prim¨ar die Deskription bestimmter Formen in bestimmten Dialekten zu bestimmten Zeitpunkten. Es geht vielmehr darum, welche Formen sich im Laufe der Zeit ver¨andern und welche konstant bleiben und wie sich diese Prozesse erkl¨aren lassen. Die Erkl¨arungsans¨atze sollen zusammen mit den Ergebnissen weiterer Einzelstudien zur Fomulierung von allgemeinen Prin-zipien des morphologischen Wandels f¨uhren. Die traditionellen Ortsdialek-te bieOrtsdialek-ten sich dabei als UnOrtsdialek-tersuchungsobjekOrtsdialek-te besonders an, solange sie als ”nat¨urliche Sprachen“ gelten k¨onnen. Die Position, Dialekte in Bezug auf

1Wertvolle Anregungen f¨ur diesen Beitrag habe ich von vielen Mitgliedern der DiWA-Arbeitsgruppe erhalten. Speziell danken m¨ochte ich J¨urgen Erich Schmidt, Erich Seidel-mann und Alexandra Lenz f¨ur die Durchsicht des Manuskripts, sowie Helga Krumpholz f¨ur die Karten.

2Z.B. in den Arbeiten von Franz Bopp und Jacob Grimm, v.a. dann aber in der junggram-matischen Bewegung, vgl. dazu den forschungsgeschichtlichen ¨Uberblick in Lehmann 1993, S. 27ff.

(4)

Nat¨urlichkeit als

”acquired [or acquirable] by [their] users as a normal part of the process of maturation and socialization“3 in einen kategorischen Ge-gensatz zur Standardsprache zu bringen, wie sie z.B. Helmut Weiß (1998, S. 1 – 15) vertritt, ist zwar nicht unwidersprochen geblieben.4 Dennoch ist wohl

unstrittig, dass Dialekte zumindest graduell

”nat¨urlicher“ sind als die Stan-dardsprache, jedenfalls solange es f¨ur sie keine entwickelte Schriftlichkeit, keine kodifizierte Norm und keine St¨utzung durch den Schulunterricht oder andere (staatliche) Institutionen gibt. Dialekte sind deswegen flexibler als die Standardsprache und k¨onnen sich schneller an die Ver¨anderungen kommuni-kativer Bed¨urfnisse anpassen. Wollte man der These von Theo Vennemann (1993) folgen, nach der jeder Sprachwandel zu einer zumindest partiellen Verbesserung des Systems f¨uhrt –

”Language change is language improve-ment“ (S. 322) –, so hieße das, dass sich Dialektsysteme schneller verbessern als die Standardsprache und dass sie deshalb ggf. sogar

”bessere“ Systeme sind.

Die Daten der vorliegenden Untersuchung sind Kartierungen von Verb-formen in alemannischen Dialekten aus zwei verschiedenen Zeitschnitten: Georg Wenkers

”Sprachatlas des Deutschen Reichs“ (Datenaufnahme in S¨ud-deutschland 1887) und verschiedene oberdeutsche Regionalatlanten des 20. Jahrhunderts, v.a. der

”S¨udwestdeutsche Sprachatlas“ (Datenaufnahme 1974 – 1986). Der Untersuchungszeitraum umfasst damit das 20. Jahrhundert, das f¨ur die Dialekte und v.a. ihren Gebrauch einschneidendere Ver¨anderungen gebracht hat als jeder vergleichbare Zeitraum zuvor. W¨ahrend die Ortsdia-lekte zu Wenkers Zeiten f¨ur die Mehrheit der Bev¨olkerung das ¨ubliche Kom-munikationsmittel in fast allen Situationen waren, werden sie heute – mit Ausnahme der Schweiz – selbst in dialektfesten Regionen nur noch von den alten und immobilen Sprechern so verwendet. Der ¨Ubergang von einer agra-risch gepr¨agten zu einer Industrie- und Dienstleistungsgesellschaft,5die

Zu-nahme der beruflich und politisch (Kriegsfolgen) bedingten Mobilit¨at und die Einf¨uhrung der ¨uberregionalen Medien Radio und Fernsehen haben zu einer tief greifenden Ver¨anderung der Bedingungen f¨ur den Dialektgebrauch gef¨uhrt. Wenkers Erhebung wurde in den Volksschulen des Reichs durch-gef¨uhrt, die Informanten waren mit den Sch¨ulern und Lehrern sehr junge

3Lyons 1991, S. 60.

4Vgl. dazu kritisch Glaser 2003, S. 59f.

5Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes arbeiteten im Jahr 2002 in der Bundes-republik Deutschland 2,5 % der Erwerbst¨atigen in der Landwirtschaft, aber 73,5 % im Dienstleistungssektor. Bei der Reichsgr¨undung 1871 waren es in der Landwirtschaft noch 49 %, und erst 20 % im Dienstleistungssektor, vgl. Hoffmann 1965, S. 204 – 206. Die Zahlen f¨ur ¨Osterreich und die Schweiz sind vergleichbar, vgl. Wiesinger 1997, S. 20f.

(5)

bzw. im aktiven Berufsleben stehende und sogar die staatliche Institution re-pr¨asentierende Menschen. Der typische Informant der Regionalatlanten des 20. Jahrhunderts ist dagegen der alte immobile Dorfbewohner, der im gr¨oßten Teil des deutschen Sprachgebiets eine kleine Minderheit der heutigen Spre-cher darstellt. Die unterschiedlichen Informantengruppen spiegeln den Ver-lust von Funktionsdom¨anen des Dialekts wider. Klaus Mattheier (1997, S. 407) spricht in diesem Zusammenhang von einem durchgreifenden

” sozio-linguistischen Dialektverfall“ als

”Verdr¨angung dialektaler Variet¨aten aus im-mer mehr gesellschaftlichen Verwendungskonstellationen“.

” Soziolinguisti-scher Dialektverfall“ f¨uhrt nicht automatisch auch zu

”linguistischem Dia-lektverfall“. Aber in vielen F¨allen bewirkt er die Konvergenz basisdialektaler Merkmale und damit oft auch ihr Verschwinden.6

Unter den f¨ur eine diachrone Untersuchung geeigneten Datenquellen wer-den hier Sprachkarten ganzer Dialektregionen gew¨ahlt, weil sie eine gewisse Repr¨asentativit¨at sicherstellen und ausschließen, dass die allgemeinen Prin-zipien, deren Formulierung hier vorbereitet werden soll, unzul¨assigerweise aus ortsspezifischen und hinsichtlich des gesamten Sprachgebiets isolierten Verh¨altnissen abgeleitet werden. Das Instrument der Analyse ist der

” Di-gitale Wenker-Atlas“ (DiWA), der seit dem Fr¨uhjahr 2001 am Deutschen Sprachatlas in Marburg entsteht und an dessen Realisierung der Autor die-ses Beitrages beteiligt ist. Mit dem DiWA k¨onnen georeferenzierte Karten transparent ¨ubereinander projiziert werden. Sprachwandel wird so durch die Ver¨anderungen in der Ausdehnung der Gebiete mit bestimmten Formen augenf¨allig.7 Weil inzwischen alle Karten aus Wenkers Sprachatlas in den DiWA integriert und im Netz frei zug¨anglich sind (www.diwa.info), kann hier auf die (ohnehin nicht ad¨aquat m¨ogliche) Reproduktion von Karten aus Wenkers Sprachatlas verzichtet werden.

2 Kodierung der Kategorie

”Person“ im Verbalplural deutscher Dialekte Die Karte 18 in Schirmunskis

”Deutscher Mundartkunde“ (1962, S. 522) weist f¨ur den deutschen Sprachraum drei Typen der Kodierung der Kategorie

6Der einzige moderne Regionalatlas, der die soziale Variation und die daraus resultieren-den Systemver¨anderungen systematisch kartiert, ist der

”Mittelrheinische Sprachatlas“ (MRhSA, Datenerhebung 1979 – 1988), in dem den Daten der alten immobilen Spre-cher (Lebensalter um 75 Jahre) eine Aufnahmeserie mit Daten j¨ungerer Berufspendler (Lebensalter um 35 Jahre) gegen¨ubergestellt wird. Zu den M¨oglichkeiten der diachro-nen Analyse, die die sog.

”zweidimensionale Dialektologie“ des MRhSA er¨offnet, vgl. Schmidt 1993 und Herrgen 2000.

7Vgl. zu DiWA die ausf¨uhrliche Dokumentation auf www.diwa.info und Rabanus et al. 2002, S. 168 – 172.

(6)

Person im Verbalplural (bezogen auf den Indikativ Pr¨asens) aus: Einheitsplu-ral (1. = 2. = 3. Pl., d.h. keine Kodierung der Kategorie Person am Verb) im Niederdeutschen und im S¨udwesten (Rheinfr¨ankisch, Niederalemannisch, Schw¨abisch, Mittelalemannisch, ¨ostliches Hochalemannisch), Zweiformen-plural mit einem gemeinsamen Marker f¨ur 1. und 3. Person und einem sepa-raten Marker f¨ur die 2. Person (2. vs. 1. = 3. Pl.) im ¨ubrigen Mitteldeutschen, im Bairischen und westlichen Hochalemannischen, sowie Dreiformenplural (1. vs. 2. vs. 3. Pl.) im H¨ochstalemannischen (Wallis, s¨udliche Walserge-biete). Im S¨udwesten, dessen traditionelle Dialekteinteilung nach Wiesinger (1983, Karte 47.4) in Abbildung 1 dargestellt ist, finden sich somit in unmit-telbarer r¨aumlicher Nachbarschaft alle drei Paradigmatypen und zus¨atzlich ein in Schirmunskis Karte 18 nicht verzeichnetes großes Zweiformenplural-gebiet im Nordschw¨abischen, in dem die 1. Person einen separaten Marker hat (1. vs. 2. = 3. Pl.). Die Einheitlichkeit der jeweiligen Gebiete bezieht sich auf das

”morphologische System“, unter dem die abstrakten Markie-rungsverh¨altnisse im Sinne der kategorialen Distinktionen verstanden wer-den. Hinsichtlich der

”allomorphischen Realisierung“ gibt es Unterschiede sowohl zwischen Teilgebieten als auch zwischen Verbklassen. So wird der Einheitsplural im Niederalemannischen von Baden und dem Elsass bei den Kurzverben (Hilfsverben, Wurzelverben, wollen) mit dem Marker N reali-siert (z.B. he-N

haben‘, si-N ’sein‘, we-N ’wollen‘), bei den Normalverben aber mit E(z.B. fliag-E

fliegen‘, biss-E’beißen‘). Im Schw¨abischen haben die Kurzverben dagegen NT (he-NT, si-NT, we-NT), die Normalverben ET (fliag-ET, beiss-ET). Die Unterscheidung von morphologischem System und allomorphischer Realisierung ist zentral f¨ur diesen Beitrag und seine Ergeb-nisse.

Nur der Vollst¨andigkeit halber soll an dieser Stelle daran erinnert werden, dass die Kodierung der Person in den Dialekten wie im Standarddeutschen durch Verbalsuffix (synthetisch) und Personalpronomen (analytisch) geleis-tet wird. Die im Einheitsplural fehlende Kodierung am Verb bedeugeleis-tet daher nicht, dass in den entsprechenden Dialekten die Kategorie Person nicht ko-diert werden k¨onnte.

3 Verbalplural in S¨udwestdeutschland Wenkers

”Sprachatlas des Deutschen Reichs“ (von hier an abgek¨urzt als WA) enth¨alt Kartierungen von 16 Suffixen 13 verschiedener Verben im Plural In-dikativ Pr¨asens: haben, sein, d¨urfen, k¨onnen, m¨ussen, wollen, gehen,

ste-hen, tun, sitzen, fliegen, beißen, m¨ahen. Das Paradigma ist allerdings nur

(7)

Abbildung 1: Dialektgliederung des Untersuchungsgebiets

drei Karten der 1., 2. und 3. Person Plural von haben (WA-Karten 310, 338, 437) als Hauptbezugspunkt im ersten Zeitschnitt.8 Unter den zahlreichen modernen Atlanten des S¨udwestens soll hier der

”S¨udwestdeutsche Sprach-atlas“ (SSA) fokussiert werden, in dem Baden-W¨urttemberg s¨udlich einer Linie Karlsruhe – Stuttgart – Ulm erfasst ist. Derzeit9 sind 14 SSA-Karten aus der Abteilung III (Formengeographie) auf Karten des WA beziehbar: zum Normalverb die Systemkarten 1.006 – 1.009, zum Kurzverb die System-karten 1.021 – 1.024, zu haben 1.505, 1.506, zu sein 1.514, 1.515, zu tun 1.525, 1.526. Als zus¨atzliches Material werden die entsprechenden Karten aus dem

”Sprachatlas von Bayerisch-Schwaben“ (SBS), dem ” Schweizer-deutschen Sprachatlas“ (SDS) und der Untersuchung von Philipp und Wei-der (2002) zu Elsass-Lothringen herangezogen, auf denen die Fortsetzung der Verh¨altnisse nach Osten, S¨uden und Westen repr¨asentiert ist.10 F¨ur das

8Zur Diachronie von haben s. N¨ubling 2000, S. 15 – 25; Paul 1998, § 288. 9Bis zum Fr¨uhjahr 2003 sind sieben Lieferungen des SSA erschienen.

10Das sind im Einzelnen: SBS, Bd. 6, Systemkarten 134 – 139 zum Verbalplural und Karten 169 – 171, 175 – 177, 182, 183 zu sein, tun, haben; SDS, Bd. III, Karten 44, 45 zu den Pluraltypen der Kurzverben und 47, 50, 52 zu haben, sein, tun; Philipp/Weider 2002, Karten 10 – 13 zu haben, sein. Vgl. zu den Sprachatlanten des S¨udwestens allgemein

(8)

n¨ordlich anschließende schw¨abisch-fr¨ankische ¨Ubergangsgebiet hat es seit Wenker keine umfassende Dialekterhebung gegeben.

Ausgangspunkt der Untersuchung ist die Karte SSA III/1.024,

” Endun-gen der Kurzverben: Pluraltypen im Indikativ Pr¨asens, Systemkarte“. Auf dieser Karte sieht man neben dem das Untersuchungsgebiet dominierenden Einheitsplural zwei Gebiete mit anderen Pluraltypen: Ein Zweiformenplural-gebiet im Alb-Neckar-Raum, in dem die 1. Person einen separaten Marker hat, und ein Zweiformenpluralgebiet im Landkreis L¨orrach, wo der separa-te Marker die 2. Person kodiert. In den folgenden Abschnitsepara-ten wird die Entwicklung des Einheitspluralgebiets und des Zweiformenpluralgebiets im Landkreis L¨orrach durch den Vergleich von WA- und SSA-Karten beschrie-ben und interpretiert. Das Zweiformenpluralgebiet im Alb-Neckar-Raum soll hier ausgeklammert bleiben, da beim Marker der 1. Person eine so große He-terogenit¨at herrscht, dass die Symbolisierungen eine ganz andere Bedeutung haben als die sonst im SSA ¨ublichen.

3.1 Einheitsplural

Im s¨udlichen Baden-W¨urttemberg dominiert der Einheitsplural, wobei das Gebiet entlang der sog.

”Schwarzwaldschranke“

11 zweigeteilt ist. Im

nie-deralemannischen Westen ist der Einheitsplural an den Kurzverben mit dem MarkerN kodiert, im schw¨abischen Osten mit NT.12 In den WA-Karten zu

haben, sein, wollen, gehen, stehen und tun wird diese Zweiteilung durch

konsonantische Isoglossen entlang des Schwarzwaldhauptkammes notiert. Der ¨ostliche Marker NT ist die ¨altere Form: N ist erst sp¨ater durch Abfall des /t/ entstanden. Diese Einsch¨atzung l¨asst sich phonologisch und durch die Analyse schriftlicher Quellen st¨utzen. Die Karte 214 des

”Historischen S¨udwestdeutschen Sprachatlasses“ (HSS) zeigt, dass die Vereinheitlichung der Suffixe im Plural im Elsass und in S¨udbaden fr¨uher als in Schwaben be-reits im sp¨aten Mittelalter vollzogen und dabei die 1. Person nach der 3. Per-son ausgeglichen wurde, d.h. zu NT. In den von Besch (1967, S. 310 – 314, Karte 95) untersuchten fr¨uhneuhochdeutschen Schriftdenkm¨alern aus dem niederalemannischen Bereich (v.a. Straßburg) ist folglich fast ausschließlich Einheitsplural aufNTbelegt.13

K¨onig/Schrambke 1999.

11Vgl. Maurer 1942, S. 209–213; Karte 33. 12Mit

Nbzw. /n/ wird ein alveolarer Nasal, mitTbzw. /t/ ein alveolarer Plosiv bezeichnet.

Von phonetischen Spezifikationen, insbesondere was die Charakterisierung des Plosivs als stimmhaft/stimmlos oder fortis/lenis betrifft, wird hier abgesehen.

(9)

Phonologisch konnte auch nur die Pr¨asenz des /t/ den Erhalt des /n/ in der Silbenkoda des heutigen Einheitsplurals der Kurzverben sichern. In Formen wie dem Infinitiv, bei denen man einfaches /n/ in der Koda als mittelhoch-deutsche Ausgangsform ansetzen muss, ist dieses /n/ in den Dialekten des ganzen Untersuchungsgebiets geschwunden. In den WA-Karten zu den Infi-nitiven der Normalverben14sind daher durchgehend die vokalischen Marker

E undA notiert (z.B. als baue

bauen‘, machamachen‘, sagesagen‘, naien¨ahen‘), haben und die Wurzelverben enden auf den Stammvokal (z.B. als

ha

haben‘, gohgehen‘, staustehen‘, dua’tun‘).

Abbildung 2 zeigt die Distribution der Formen von haben um 1887 (Da-tenerhebung des WA in S¨uddeutschland) und 1986 (Ende der Datenerhe-bung des SSA) am Beispiel des Landkreises Calw (CW). Die Daten sind f¨ur die Vergleichszwecke einheitlich symbolisiert und auf der Grundkarte des SSA notiert. So wird ein direkter Vergleich der Formen um 1887 und 1986 m¨oglich. Die Marker N und NT werden als additive Morphe am ggf. modulierten Stamm der Kontraktionsform von haben aufgefasst und entspre-chend segmentiert.15 Beim Vergleich der beiden Zeitschnitte fallen zwei Un-terschiede ins Auge. Erstens bieten die moderneren Verh¨altnisse um 1986 ein wesentlich einheitlicheres Bild als die des 19. Jahrhunderts. Weniger als die H¨alfte der im WA belegten Orte des Landkreises Calw haben 1887 ¨uberhaupt Einheitsplural. Es dominieren Zweiformenpluraltypen, in denen die Marker N und NT jeweils unterschiedlich verteilt sind (was zum Pluraltypen a–b–a in CW 7 und 16, a–b–b in CW 2 und a–a–b in CW 3, 6, 10 und 12 f¨uhrt). Zweitens aber haben 1986 mit Ausnahme von CW 18 (Haiterbach) alle Or-te des Landkreises und der angrenzenden GebieOr-te Einheitsplural aufN. Der Kontrast zwischen den beiden Zeitstufen ist so deutlich, dass man auch bei vorsichtiger Interpretation16 von einem von West nach Ost fortschreitenden

/t/-Abfall ausgehen muss und damit entlang der Schwarzwaldschranke eine Fortsetzung des Prozesses hat, der, wie oben ausgef¨uhrt, im niederaleman-nischen Rheintal bereits vor dem 19. Jahrhundert stattgefunden hatte. Der Wandel ist nicht auf den Landkreis Calw beschr¨ankt. Eine Ausz¨ahlung der

14Vgl. auch die DSA-Karte 11,

”-en Infinitivendung“.

15Der Stammvokal ist im westlichen Teil des Untersuchungsgebiets i.d.R. zu /E/ umgelautet, w¨ahrend im Osten /a/ oder /O/ dominieren. Weil die Vokalqualit¨at aber in diesem Beitrag – mit Ausnahme des Diphthongs im Markgr¨aflerland, Abschnitt 3.2 – nicht untersucht wird, wird in Text und Kartenlegenden generell he- als Stamm gesetzt.

16Ein gewisser Anteil dieses Unterschieds mag dem Umstand geschuldet sein, dass Wen-ker und seine Mitarbeiter in keinem Fall bewusst Modifikationen der Informantendaten vornahmen, also auch Idiosynkrasien und vermeintliche oder tats¨achliche Fehler kartiert haben, die sich im SSA durch die Mehrfachbelegung der Formen nicht auswirken konnten.

(10)
(11)

Verh¨altnisse bei den 111 sowohl im SSA als auch im WA belegten Ortspunk-ten der Landkreise entlang des Schwarzwaldhauptkammes von Pforzheim bis zur Schweizer Grenze – Pforzheim (Enzkreis), Calw, Freudenstadt, Rottweil, Villingen-Schwenningen (Schwarzwald-Baar-Kreis), Waldshut – ergibt das in (1) dargestellte Bild:17

(1) Orte ohne /t/ Differenz

1887 111 18

1986 111 42 24

Weil die Auswahl der Landkreise letztlich zuf¨allig ist, sind die absoluten Zah-len der Orte ohne /t/ – konkret die Tatsache, dass auch in der modernen Erhe-bung in den sechs Landkreisen die Paradigmata dominieren, in denen /t/, d.h. der Marker NT, vorkommt – nicht aussagekr¨aftig. Die Einbeziehung eines weiter im Westen gelegenen Landkreises wie Rastatt w¨urde das Bild stark ver¨andern. Dagegen ist sehr auff¨allig, dass in den 100 Jahren zwischen WA und SSA 24 Orte entlang der Schwarzwaldschranke bei haben den Einheits-plural auf N ¨ubernommen haben: W¨ahrend 1887 nur 16 % der betrachteten Orte Einheitsplural aufNhatten, sind es 1986 bereits 34 %.

Der allomorphische Wandel vonNTzuNl¨asst sich auf zweierlei Weise er-kl¨aren. Artikulatorisch bedeutet er eine Vereinfachung der Silbenkoda. Spra-chen tendieren generell dazu, eine m¨oglichst einfache Silbenkoda zu haben, in manchen Sprachen ist eine Koda ¨uberhaupt unzul¨assig.18 Das

Standard-deutsche erlaubt als akzentz¨ahlende Sprache ausgesprochen komplexe Kodas mit bis zu f¨unf Konsonanten wie bei /"hEöpsts/. Insofern l¨asst sich die Ver-einfachung der Koda in eine Tendenz hin zur

”optimalen Silbe“ der Struktur CV einordnen, wobei C f¨ur einen einfachen, m¨oglichst starken Konsonan-ten und V f¨ur einen m¨oglichst sonoren Vokal steht. Mit Vennemann (1988, S. 21) l¨asst sich die Vereinfachung der Koda von /nt/ zu /n/ als Effekt des ”Coda Law“ interpretieren, das besagt: ”A syllable coda is the more prefer-red: (a) the smaller the number of speech sounds in the coda, (b) the less the Consonantal Strength of its offset [...]“.

Der Wandel ist aber auch aus dem morphologischen System heraus moti-viert. In (2) ist die Entwicklung des Gesamtparadigmas von haben im

Indi-17Zur r¨aumlichen Orientierung siehe Abbildung 1, S. 271.

18Unzul¨assig ist die Koda in eher exotischen Sprachen wie Fijian, Mazateco und Cayuvana, vgl. Blevins 1995, S. 219. Aber auch das Italienische l¨asst in nativen W¨ortern maximal einen Konsonanten in der Koda zu, vgl. Rabanus 2003, S. 113 – 117.

(12)

kativ Pr¨asens in der Stadt Calw (CW 11) abgebildet:

(2) 1887 1986

I hau-N h ˜ao

DU hau-ST → ho-SCH(T)

ER, SE, S ho-T ho-T

MER he-NT he-N

ER he-NT → he-N

SE he-NT he-N

W¨ahrend Ende des 19. Jahrhunderts /t/ Bestandteil der teils komplexen Mar-ker von f¨unf der sechs Personen ist, markiert /t/ Ende des 20. Jahrhunderts (nahezu) ausschließlich die 3. Person Singular.19 Das morphologische

Sys-tem im oben definierten Sinne als SysSys-tem kategorialer Distinktionen ist in beiden Zeitschnitten identisch (1. vs. 2. vs. 3. Sg. vs. 1. = 2. = 3. Pl.). Aber der allomorphische Wandel hat durch den /t/-Ausfall im Plural (und in der 2. Person Singular) diese Distinktionen verdeutlicht. Im Dialekt von Calw ist wie im Standarddeutschen die Kategorie Person durch die Kombination von Personalpronomen und Flexionssuffix kodiert, wobei der Anteil des Prono-mens an der Kodierung wegen der Polyfunktionalit¨at der meisten Suffixe in der Regel gr¨oßer ist. Die Ausnahmen von dieser Regularit¨at betreffen alle-samt die 3. Person Singular, weil hier durch das pro- bzw. enklitische Prono-men keine Eindeutigkeit hergestellt wird. Wie die ¨Ubersicht in (2) zeigt, ist das Pronomen der 3. Person Singular FemininumSE mit demjenigen der 3. Person Plural und das Pronomen der 3. Person Singular MaskulinumERmit dem der 2. Person Plural homonym. Das Flexionsmorphem der 3. Person Singular ist zur Disambiguierung also unverzichtbar. Insofern werden die Distinktionen im Paradigma dadurch verbessert, dass /t/ als Bestandteil der Marker f¨ur Plural und 2. Person Singular verschwindet und damit exklusiv im Marker der 3. Person Singular vorkommt.

Wie sind nun die Verh¨altnisse im Plural der Normalverben? In Abschnitt 2 wurde festgestellt, dass der ZweiteilungN vs. NT beim Kurzverb die Zwei-teilungEvs. ET beim Normalverb entspricht. Die Grenzlinien zwischen den Formen mit und ohne /t/ sind aber nicht identisch. In Abbildung 3 sind mit dem Vergleich der SSA-Systemkarten III/1.024 (Kurzverben) und III/1.009 (Normalverben) die Verh¨altnisse am Ende des 20. Jahrhunderts dargestellt.

19In der 2. Person Singular ist /t/ im Schwinden begriffen. Vgl. zur Entwicklung des Markers der 2. Person Singular im selben Gebiet detailliert Rabanus 2002.

(13)

Abbildung 3: Kurzverben vs. Normalverben (Landkreis Calw)

Die Grenzlinie liegt bei den Normalverben wesentlich weiter im Westen und reicht bei den (in Abbildung 3 nicht mehr abgebildeten) Ortspunkten RA 1 (Au) und KA 1 (Neuburgweier) sogar bis an den Rhein. Im gesamten Land-kreis Calw haben die Normalverben Einheitsplural mit ET, woraus eine In-kongruenz zwischen Kurzverbparadigma (ohne /t/) und Normalverbparadig-ma (mit /t/) resultiert, die in Abbildung 3 mit den nur halb ausgef¨ullten Qua-draten symbolisiert wird. Der Vergleich mit den Verh¨altnissen des 19. Jahr-hunderts zeigt im Landkreis Calw und im westlich anschließenden Landkreis Rastatt (RA) eine sehr weitgehende Stabilit¨at.20 Die einzige Ver¨anderung

besteht in einem beginnenden /t/-Abfall in RA 6 (Kuppenheim) und RA 10 (H¨orden): W¨ahrend 1887 in diesen Orten nur Einheitsplural mit finalem /t/ vorkam, besteht 1986 Variation zwischen Paradigmata mit und ohne finales /t/. Das spricht gegen die im Anschluss an Maurer (1942, S. 233) vertrete-ne Auffassung von eivertrete-ner

”schw¨abischen Expansion“. Stattdessen w¨are auch

20Der Vergleich mit dem WA ist bei den Normalverben auf die 3. Person beschr¨ankt, f¨ur die mit (sitz)en, (flieg)en, (beiß)en und (m¨ah)en vier Endungskarten vorliegen (WA-Karten 6, 190, 484, 526). Darunter ist allerdings f¨ur die Frage nach dem /t/-Abfall nur (m¨ah)en absolut verl¨asslich, weil es satzfinal steht. Die anderen Verben sind in ihren S¨atzen von W¨ortern gefolgt, die im Standard und auch in den hier untersuchten Dialekten mit alveo-larem Plosiv anlauten, wodurch Segmentierungsfehler der Informanten nicht auszuschlie-ßen sind: fliegen die (Satz 1), beiauszuschlie-ßen dich (Satz 14), sitzen da (Satz 36).

(14)

beim Normalverb eine West-Ost-Bewegung (und damit eher eine fr¨ankische ¨

Uberschichtung) anzunehmen. Die Inkongruenz zwischen Kurzverb- und Normalverbparadigma k¨onnte zugunsten eines Ausgleichs hin zum Kurz-verbtyp abgebaut werden, und das Kurzverb h¨atte hier demnach eine Vorrei-terfunktion. Die hohe Stabilit¨at der Verh¨altnisse erlaubt allerdings keine all-zu weitreichenden Schlussfolgerungen. Dass Kurzverben die Avantgarde des Sprachwandels sein k¨onnen, erscheint aufgrund ihrer hohen Gebrauchsfre-quenz plausibel. N¨ubling (1992, S. 258f.) hat eine solche Vorreiterfunktion z.B. auch bei der Ausbreitung pronominaler Enklitika in den s¨udlichen Wal-sergebieten beobachtet (vgl. dazu die Daten aus Gressoney in (3), Abschnitt 3.2). Demnach wurden die invertierten Subjektspronomen der 1. und 2. Per-son Plural zun¨achst an endungslose Kurzverben wie hai suffigiert, und erst sp¨ater (unter dem Einfluss des Italienischen) auch an die Normalverben. Die Vorreiterfunktion der Kurzverben l¨asst sich allerdings nicht uneingeschr¨ankt generalisieren (vgl. dazu Abschnitt 3.2).

3.2 Zweiformenplural

Der Landkreis L¨orrach ist der hinsichtlich des Verbalplurals interessanteste Teil des Untersuchungsgebiets. Wie die Abbildung 4 zeigt, treffen hier, im Dreil¨andereck zwischen Deutschland (Baden/Markgr¨aflerland), Frankreich (Elsass/Sundgau) und der Schweiz (Basel-Stadt und -Land), die Einheitsplu-ralmarkerN undNT auf einen Pluraltyp, in dem wie im Standard die 2. Per-son einen separaten Marker hat (Schema a–b–a). Im Falle von haben, sein und wollen ist das a–b–a-Gebiet aber seinerseits zweigeteilt. Im ¨außersten S¨udwesten sind die 1. und 3. Person dieser Kurzverben endungslos, der Mar-ker der 2. Person istT. Außerdem haben haben und wollen in diesem Gebiet als Stammvokal einen steigenden Diphthong des Typs /ai

</ bis /Ei</, womit das

haben-Paradigma von z.B. L ¨O 18 (Huttingen) hai (1. Pl.), hai-T(2. Pl.), hai (3. Pl.) lautet (Symbolisierung durch offene und ausgef¨ullte Dreiecke). Die-ses Paradigma ist die direkte Fortsetzung der Verh¨altnisse im els¨assischen Sundgau und in der Westschweiz. Weiter im Nordosten ist a–b–a dagegen mit den in den benachbarten Einheitspluralgebieten verwendeten Morphen realisiert, so in L ¨O 9 (Wies) als he-N (1. Pl.), he-NT (2. Pl.), he-N (3. Pl.) (Symbolisierung durch offene und ausgef¨ullte Kreise). Der Diphthong bei

haben und wollen ist umso auff¨alliger,21 weil er in einem

Monophthongge-21Im Plural von sein ist nur an einigen SDS-Ortspunkten im Luzerner Hinterland ein Diph-thong belegt, vgl. dazu Bleiker 1969, S. 150. Im Landkreis L¨orrach wird sein ¨uberall mit /i/ oder /i:/ realisiert.

(15)

biet liegt (vgl. z.B. die Leitformen w¯ı, h¯us und mi in den WA-Karten Wein,

Haus und mein). Seine Herkunft ist in der Forschung umstritten, es gibt

im Wesentlichen drei Positionen:22 1. Der Diphthong ist eine ¨Ubernahme

aus Formen des Konjunktivs I wie haig (vgl. ID, Bd. II, S. 890; Schl¨apfer 1956, S. 44, Fn. 2). 2. Der Diphthong ist das Produkt der Kontraktion der ahd. Formen f¨ur die 2. und 3. Person Singular hebis, hebit, und er wur-de erst sp¨ater auf wur-den Indikativ Plural und wur-den Konjunktiv I ¨ubertragen (vgl. ID, Bd. II, S. 890; Schirmunski 1962, S. 563). 3. Die Formen mit /h/ im Anlaut und Diphthong als Stammvokal sind eine Kontamination aus haben und dem alten Pr¨aterito-Pr¨asens *eigan23

’besitzen‘ (Bleiker 1969, S. 226). Gegen die Thesen 1 und 2, nach denen eine zur Kodierung anderer Kategori-en Kategori-entstandKategori-ene Form erst sp¨ater in dKategori-en Indikativ Plural ¨ubernommKategori-en wurde, spricht unter anderem das Alter des Diphthongs: Als Schreibvariante ist er seit dem 11. Jahrhundert nachgewiesen,24 in manchen Teilgebieten wurde er sp¨ater lautgesetzlich sogar monophthongiert,25 und außerdem kommt der

Diphthong h¨aufig in den Paradigmata der konservativen s¨udlichen Walserge-biete vor, wie in (3) exemplifiziert:26

(3) 1. Person 2. Person 3. Person

Issime (SDS, IT 1) heyn, hen hed heyn, hen

Gressoney (SDS, IT 2) heyn, heiber heyd, heider heyn

Alagna (SDS, IT 3) hayn hayd haynd

Macugnaga (SDS, IT 4) hen heyd hen

In diesem Beitrag wird der Diphthong deshalb als ein Archaismus inter-pretiert, der sich im haben-Paradigma (und dadurch gest¨utzt auch in

wol-len) aufgrund der hohen Token-Frequenz von haben zwar noch h¨alt, aber

im Mittelalter wesentlich verbreiteter war als heute. M¨uller (1960, S. 130) nimmt unter Verweis auf Belege aus Z¨urich an, dass sich die Form erst im Verlauf des Mittelalters aus der Ostschweiz hinter die Bosshart-Schildsche-Flexionsgrenze zur¨uckgezogen hat. Diese Grenze ist heute in der Schweiz

22Die Forschung bezieht sich fast ausschließlich auf die Schweizer Dialekte. Schramb-ke 1997, S. 293 nennt das Ph¨anomen im Abschnitt zu den

”westalemannischen R¨uckzugsf¨allen“, vertieft es aber nicht.

23Ahd. ist *eigan nur noch im Plural Pr¨asens Indikativ als eigum, eigut und im Optativ als

eigi etc. belegt, vgl. Braune 1987, § 371.

24Vgl. Bleiker 1969, S. 211 25Vgl. Bleiker 1969, S. 106.

(16)

Abbildung 4: Zweiformenplural von haben im Markgr¨aflerland (Landkreis L¨orrach)

(17)

nicht nur bez¨uglich des Stammvokalismus von haben, sondern vor allem f¨ur die Abgrenzung des Zweiformenplurals a–b–a vom Einheitsplural mitNT re-levant – z.B. in ZH 5 (K¨usnacht) als he-NT. Auch der Vergleich der beiden in Abbildung 4 dargestellten Zeitschnitte zeigt Ver¨anderungen sowohl hin-sichtlich des morphologischen Typs als auch hinhin-sichtlich der morphischen Realisierung des Pluralparadigmas. Die gr¨oßere Homogenit¨at der Dialektge-biete um 1986 ist im Norden auf den auch hier erfolgten /t/-Abfall im Ein-heitspluralparadigma zur¨uckzuf¨uhren. Die anderen Ver¨anderungen in den 30 vergleichbaren Orten des Landkreises L¨orrach sind in (4) quantitativ darge-stellt. Unter

”a–b–a /ai</“ werden die Orte gez¨ahlt, f¨ur die ausschließlich das

Paradigma hai, hai-T, hai belegt ist. Als

”a–b–a /n/“ gelten Orte, in denen das Paradigma he-N, he-NT, he-Nentweder alleine oder neben hai, hai-T, hai verwendet wird.27

(4) Orte a–a–a a–b–a /ai

</ a–b–a /n/ sonst

1887 30 12 9 8 1

1986 30 8 7 15 –

Die Zahlen untermauern den schon im Kartenbild deutlichen Hauptunter-schied: Der Pluraltyp a–b–a /n/, der im 19. Jahrhundert nur punktuell vor-kam, hat sich bis 1986 zu einem 10 bis 20 Kilometer breiten Streifen zwi-schen a–b–a /ai</ und Einheitsplural he-N bzw. he-NT entwickelt. Der Ver-gleich der Typen des Wandels an den einzelnen Ortspunkten in (5) zeigt, dass der Typ a–b–a /n/ progressiv ist, und zwar vor allem gegen¨uber dem Einheitsplural. Der Zweiformenplural mit Diphthong wird in den meisten F¨allen nicht komplett abgebaut, sondern hier treten Formen mit Nasal vorerst nur als neue Varianten neben die alten Formen.

(5) Orte a–a–a a–b–a /ai

</ a–b–a /ai</

↓ ↓ ↓ stabil sonst

a–b–a /n/ a–b–a /n/, /ai

</ a–b–a /n/

30 5 4 1 16 4

Der Belegort f¨ur den Wandeltyp

”a–b–a /ai</ → a–b–a /n/“, also den

voll-st¨andigen Abbau des Zweiformenplurals mit Diphthong zugunsten des Zwei-formenplurals mit Nasal, ist die Stadt L¨orrach (L ¨O 26). L¨orrach vollzieht

27Zu weiterer, hier nicht kartierter Variation bei Orten mit diesem Typ vgl. Seidelmann 2000b, S. 4.

(18)

damit zwischen 1887 und 1986 eine Entwicklung, die im benachbarten Ba-sel seit dem Mittelalter im Gange, aber bis heute nicht abgeschlossen ist. Auch Basel-Stadt hatte urspr¨unglich den Pluraltyp a–b–a /ai

</ (vgl. M¨uller

1953, S. 217f.). Er wurde allerdings bereits im Mittelalter aufgegeben und in der Stadtsprache durch Einheitsplural he-NT und sp¨ater, nach dem auch hier eintretenden /t/-Abfall, he-N ersetzt.28 Lorenz Hofer (2002, S. 175 – 181) kann aber zeigen, dass in j¨ungster Zeit durch /t/-Addition in der 2. Person Plural unter bestimmten Gebrauchsbedingungen zunehmend auch in Basel-Stadt a–b–a verwendet wird, und zwar als Paradigma he-N, he-NT, he-N. Die Entwicklung des Kurzverbparadigmas l¨auft also im Landkreis L¨orrach und in den Basler Kantonen nach denselben Prinzipien ab, wobei die St¨adte eine Vorreiterrolle spielen: Es gibt einen morphologischen Wandel hin zum Zweiformenplural a–b–a und einen morphischen Wandel hin zu den Markern N undNT. Der morphologische Wandel wird dabei von der Standardsprache gest¨utzt, der morphische verl¨auft in Richtung der regional dominierenden Marker.

Der Zweiformenplural ist auch der Pluraltyp der Normalverben: Das Pa-radigma von fliegen lautet fliag-E, fliag-ET, fliag-E. Wie beim /t/-Abfall an der Schwarzwaldschranke sind auch im Markgr¨aflerland die Gebiete nicht deckungsgleich. Im Unterschied zum /t/-Abfall sind aber hier die Normal-verben in ihrer Progression weiter fortgeschritten als die KurzNormal-verben. Schon im 19. Jahrhundert haben alle Orte des Landkreises L¨orrach Zweiformenplu-ral, und die Grenze zum Einheitspluralgebiet liegt im ¨ostlich anschließenden Landkreis Waldshut (WT). Der Vergleich der beiden Zeitschnitte zeigt hin-sichtlich der Normalverben nur minimale Unterschiede. Im Sinne der Prin-zipien, die in Abschnitt 4 skizziert werden, ist anzunehmen, dass sich das Zweiformenpluralgebiet im 20. Jahrhundert nach Osten ausgedehnt hat, em-pirisch belegen l¨asst sich die Ausbreitung mit den derzeit verf¨ugbaren Daten aber nicht.29 Dagegen ist die Zunahme des Zweiformenplurals bei haben

eindeutig ein Ausgleich der Inkongruenz zwischen Kurzverb- und Normal-verbparadigma nach dem Modell der Normalverben. Die Kurzverben sind im Markgr¨aflerland nicht die Avantgarde, sondern die Nachhut des Sprach-wandels. Das Ergebnis aus Abschnitt 3.1 muss also relativiert werden: Ho-he Token-Frequenz bedeutet nicht automatisch Innovationsfreudigkeit. Im

28Dadurch ist der in der SDS-Karte III/44 deutliche Gegensatz zwischen Basel-Stadt und -Land entstanden. Vgl. Suter 1976, S. 111 zu Basel-Stadt und Schl¨apfer 1956, S. 43f. zu Basel-Land.

29Vgl. Fn. 20. Die Situation im Landkreis Waldshut ist in beiden Zeitschnitten wesent-lich heterogener als diejenige im n¨ordwesent-lichen Schwarzwald, so dass hier f¨ur zuverl¨assige Aussagen wesentlich mehr Daten notwendig sind als im Norden.

(19)

Gegenteil scheint sie im Markgr¨aflerland die konservativen Verh¨altnisse zu st¨utzen.

4 Zusammenfassung: Gr¨unde f¨ur den morphologischen Wandel

Nach Mattheier (1996, S. 49) sind Sprachwandel und Sprachvariation ge-nerell in den

”drei Seinsweisen von Sprachlichkeit“ begr¨undet: 1. artiku-latorisch-perzeptiv, 2. systematisch und 3. sozio-kommunikativ. In den Analysen dieses Beitrags wurde die Wirksamkeit von Faktoren aller drei Di-mensionen f¨ur die Entwicklung der synthetischen Kodierungen der Kategorie Person im Verbalplural gezeigt: Einerseits wird die Entwicklung von phono-logischen und morphophono-logischen Faktoren, d.h. artikulatorisch-perzeptiv und systematisch gesteuert. Andererseits h¨angt die Wirksamkeit dieser Faktoren von sozio-kommunikativen Bedingungen ab, und zwar konkret von der Va-riet¨atenkontakt-Situation, der im Verlauf des 20. Jahrhunderts alle Dialekt-sprecher ausgesetzt waren. Die Kontaktsituation wird von den Sprachkar-ten zwar nur horizontal durch den r¨aumlichen Kontakt benachbarter Ortsdia-lekte abgebildet. Weil aber bei jedem Dialektsprecher eine mehr oder min-der große Standardkompetenz vorausgesetzt werden darf – auch min-der ¨alteste und immobilste Sprecher kann heute die Standardsprache zumindest verste-hen –, kann auch die vertikale Schichtung der Variet¨aten im abschließenden Res¨umee ber¨ucksichtigt werden.

1. Eine phonologische Begr¨undung f¨ur den /t/-Abfall im Einheitsplural-Para-digma, wie er ausf¨uhrlich entlang der Schwarzwaldschranke behandelt wur-de, aber auch in T¨ubingen und Basel stattfindet, besteht in einer universa-len Tendenz zur Vereinfachung der Silbenkoda (Vennemanns

”Coda Law“). Der Prozess erfolgt in gebundener Rede ohne R¨ucksicht auf die Morpholo-gie ¨uberall dort, wo die entsprechenden segmentalen und/oder prosodischen Faktoren gegeben sind. So wird /t/ im Untersuchungsgebiet grunds¨atzlich vor Nasal im Anlaut der Folgesilbe getilgt: In TUT 17 (Aulfingen), wo durch eine Paradigmaabfrage NT als Einheitspluralmarker ermittelt wurde, wird die ¨Außerung

’wir stehen nicht auf‘ deshalb als /mi@r Ston nit uf/ rea-lisiert (also mit ston

’stehen‘ und nicht dem aufgrund des morphologischen Systems erwartbaren stond).30 Der /t/-Abfall wird erst sekund¨ar morpholo-gisch reanalysiert (zur Verdeutlichung kategorialer Distinktionen). Dann tritt er allerdings unabh¨angig vom lautlichen Kontext ein. Dieser systematische /t/-Abfall erfolgt aber nicht ¨uberall, sondern areal gesteuert. Im Untersu-chungsgebiet gilt (und zwar beim Einheitsplural genau wie beim in Rabanus

(20)

2002 untersuchten Marker der 2. Person Singular): /t/ wird an der Grenze zu Gebieten getilgt, in denen die entsprechenden Marker kein /t/ (mehr) ent-halten (also an der Schwarzwaldschranke), und dar¨uber hinaus vereinzelt in gr¨oßeren St¨adten (hier in T¨ubingen und Basel). Das Prinzip der Optimierung der Silbenstruktur ist als universale phonologische Tendenz des Sprachwan-dels bei Einsilblern gut zu belegen, auch ¨uber die hier untersuchten W¨orter hinaus. Es kann aber von anderen phonologischen Prinzipien außer Kraft gesetzt werden. Optimierungen konkurrieren nicht nur zwischen verschie-denen linguistischen Disziplinen (so wie z.B. konstruktioneller Ikonismus31

die Morphologie optimiert, gleichzeitig die Phonologie der W¨orter und Sil-ben aber ggf. erheblich verschlechtert), sondern auch innerhalb derselSil-ben Disziplin.32 Beispielsweise ist das Prinzip der Optimierung der

Silbenstruk-tur beim Mehrsilbler im Konflikt mit dem ebenfalls phonologischen Prinzip der Reduktion unbetonter Silben (im Fuß bzw. phonologischen Wort). Das letztgenannte Prinzip f¨uhrt zu der in (6) abgebildeten Entwicklungsreihe bei der 1. Person Plural von haben in der gesprochenen Standardsprache.33 Hier

bekommt die Stammsilbe erst durch den Wandel (K¨urze und) eine Koda.

(6) /ha:.b@n/ → /ha:.bm

"/ → /ham/

2. Der Zielpunkt des morphologischen Wandels ist hier ein System, das mit dem standardsprachlichen ¨ubereinstimmt, also der Zweiformenplural a–b–a. Der Pluraltyp a–b–a hat zwar eine geringere r¨aumliche Ausdehnung als der Einheitsplural a–a–a, ist aber auf Kosten des Einheitsplurals progressiv. 3. Der Zielpunkt des morphischen Wandels sind die regional dominieren-den Marker. Bei dominieren-den hier fokussierten Kurzverben breitet sich der Zwei-formenplural im Landkreis L¨orrach weder mit den Formen des Standards noch mit denjenigen der Basisdialekte des alten Zweiformenpluralgebiets aus. Stattdessen werden sowohl der Stammvokalismus als auch die additi-ven Marker der den Zweiformenplural einschließenden Einheitspluralgebie-te verwendet, also he-N und he-NT. In anderen Dialektgebieten k¨onnte als

31Vgl. Mayerthaler 1981, S. 23ff. 32Vgl. Vennemann 1993, S. 323f.

33Die Reihe stellt zun¨achst artikulationsphonetisch bedingte synchrone Varianten dar. Sie wird aber von N¨ubling 2000, S. 24 als eine der

”Innovationen im gesprochenen Deutschen“ und damit auch diachron interpretiert.

(21)

Zielpunkt des Wandels ein regionalsprachliches System genannt werden (et-wa Mittelschw¨abisch Stuttgarter Pr¨agung, Ruhrdeutsch oder der Neue Sub-standard im Westmitteldeutschen). In den hier betrachteten nieder- und mit-telalemannischen Gebieten ist ein solches regionalsprachliches System bis-her nicht erkennbar. Die L¨orracbis-her Region lehnt sich heute noch in man-cher Hinsicht an die Schweiz an, in Freiburg gibt es eine starke Tendenz hin zur Standardsprache. Beim jetzigen Forschungsstand muss also die etwas ausweichende Rede von den

”regional dominierenden Markern“ beibehalten werden.

Die Entwicklung der Verbalmorphologie der Ortsdialekte steht hier folg-lich unter dem Einfluss zweier h¨oherrangiger Variet¨aten. Die Standardspra-che st¨utzt die Entwicklung des morphologisStandardspra-chen Systems, und die regio-nal dominierenden Marker sind die Orientierungsinstanz f¨ur den allomor-phischen Wandel. Die differenzierte Wirkung von zwei Variet¨aten auf eine dritte (hier: den Basisdialekt) ist kein Einzelfall in der deutschen Sprachge-schichte. Der hier dargestellte Fall hat interessante Parallelen beim nieder-deutschen Einheitsplural. Der alte, westniederdeutsche Einheitsplural wird (beim Normalverb) wie im Schw¨abischen mit dem MarkerET realisiert.34 In

den Gebieten, die das Niederdeutsche erst sp¨ater ¨ubernommen haben, d.h. im Gebiet der mittelalterlichen Ostkolonisation (Ostniederdeutsch), außer-dem in Schleswig und in Ostfriesland, wird der Einheitsplural dagegen mit ENkodiert. Foerste (1957, Spalte 1787) erkl¨art diesen Typ analog zu meiner Interpretation als eine Verbindung des dominierenden (west)niederdeutschen morphologischen Systems mit dem Marker EN der 1. und 3. Person aus den benachbarten mitteldeutschen bzw. niederfr¨ankischen Gebieten. Mar-tin (1925, S. 138) berichtet denselben Mischtyp (

”niederdeutsches Princip“ und

”mitteldeutsche Form“) auch f¨ur den ¨Ubergangsstreifen zwischen dem Niederdeutschen und dem Mitteldeutschen in Waldeck, wo es im Plural von

beißen zu der in (7) gezeigten Staffelung kommt.35

(7) 1. Person 2. Person 3. Person

Nord (z.B. Arolsen) beit-ET beit-ET beit-ET Mitte (z.B. Korbach) beit-EN beit-EN beit-EN S¨ud (z.B. Z¨uschen) bis-EN bis-ET bis-EN 34Diese Koinzidenz f¨uhrte zur mittlerweile ¨uberzeugend widerlegten sog.

” Ingw¨aonentheo-rie“, vgl. Frings 1950, S. 34ff.

(22)

Es l¨asst sich Folgendes res¨umieren: Die den hier behandelten Sprachwandel-ph¨anomenen zugrundeliegenden Prozesse haben einen unterschiedlich gro-ßen Geltungsbereich: Die phonologischen Prozesse sind universal, das mor-phologische System ist auf die gesamte Einzelsprache (Deutsch) bezogen, die Marker orientieren sich an den regional dominierenden Typen. Diese

” Do-m¨anen“ geben den Rahmen f¨ur die entsprechenden Sprachwandelph¨anomene ab. Beispiel des morphologischen Wandels im Markgr¨aflerland: Wenn sich das morphologische System ver¨andert, dann n¨ahert es sich der Standardspra-che an. Ob der Sprachwandel aber tats¨achlich eintritt, h¨angt von zus¨atzliStandardspra-chen arealen (bzw. areal vermittelten sozialen) Bedingungen ab. Der morpholo-gische Wandel erfolgt nur dort, wo das Zielsystem bereits als

”benachbartes System“ bekannt ist. Wenn die Entwicklung zum Zweiformenplural lediglich von der Kenntnis der Standardsprache und einer bestimmten Ausgangskon-figuration der Ortsdialekte abh¨angig w¨are, m¨usste er ¨uberall im S¨uden von Baden-W¨urttemberg eintreten. Stattdessen entwickelt er sich nur im Mark-gr¨aflerland, und dort auch nur an der Grenze und damit in Nachbarschaft zu einem archaischen Zweiformenplural-Gebiet (

”benachbartes System“). Ver-gleichbares gilt f¨ur die /t/-Tilgung, nur dass dort zur Entwicklung an der Schwarzwaldschranke (

”benachbartes System“) noch die Entwicklung in den St¨adten kommt, deren durch die große Zahl von nicht-ortsgeb¨urtigen Spre-chern bedingte sprachliche Heterogenit¨at das

”benachbarte System“ gleich-sam als

”System des Nachbarn“ inkorporiert.

Es liegt an dieser Stelle nahe, das Ergebnis in einem

”Adjazenzprinzip“ zusammenzufassen. Das soll hier aber genausowenig geschehen wie die For-mulierung von Prinzipien, nach denen der Dialektwandel in der (Verbal-) Morphologie generell in Richtung des Systems der Standardsprache unter Verwendung regionalsprachlicher Marker erfolgt. Es gibt Evidenz daf¨ur, dass ein solches Prinzip schon in den direkt ¨ostlich angrenzenden Regionen (Bayerisch-Schwaben, Niederbayern, Oberbayern) nicht mehr gelten w¨urde. Die Formulierung von Prinzipien des morphologischen Wandels soll deshalb erst dann erfolgen, wenn die Untersuchung dieser und weiterer Dialektregio-nen abgeschlossen ist.

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Figura

Abbildung 1: Dialektgliederung des Untersuchungsgebiets
Abbildung 2: Plural von haben (Landkreis Calw)
Abbildung 3: Kurzverben vs. Normalverben (Landkreis Calw)
Abbildung 4: Zweiformenplural von haben im Markgr¨aflerland (Landkreis L¨orrach)

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