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Die Portikenfassade des Forums von Cumae

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Academic year: 2021

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J

A H R B U C H D E S

D

E U T S C H E N

A

R C H Ä O L O G I S C H E N

I

N S T I T U T S

BAND 130 · 2015

PDF-DATEI SEITE 183 – 239

Carmela Capaldi

DIE PORTIKENFASSADE DES FORUMS

VON CUMAE IN KAMPANIEN

DE GRUYTER · BERLIN · BOSTON

2016

© Deutsches Archäologisches Institut

Der Autor / die Autorin hat das Recht, für den eigenen wissenschaftlichen Gebrauch unveränderte Kopien von dieser PDF-Datei zu erstellen bzw. das unveränderte PDF-File digital an Dritte weiterzuleiten. Außerdem ist der Autor / die Autorin berechtigt, nach Ablauf von 24 Monaten und nachdem die PDF-Datei durch das Deutsche Archäologische Institut der Öffentlichkeit kostenfrei zugänglich gemacht wurde, die unveränderte PDF-Datei an einem Ort seiner / ihrer Wahl im Internet bereitzustellen.

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JdI 130, 2015 · IV, 422 Seiten mit 152 Abbildungen, 13 Tafeln und 2 Klapptafeln HERAUSGEBER

Philipp von Rummel und Ulrike Wulf-Rheidt Deutsches Archäologisches Institut

Zentrale Podbielskiallee 69–71 14195 Berlin Deutschland www.dainst.org WISSENSCHAFTLICHER BEIRAT Martin Bachmann, Istanbul Marianne Bergmann, Göttingen

Adolf H. Borbein, Berlin Luca Giuliani, Berlin Lothar Haselberger, Philadelphia

Henner von Hesberg, Berlin Tonio Hölscher, Heidelberg Eugenio La Rocca, Rom

Andreas Scholl, Berlin Anthony Snodgrass, Cambridge Theodosia Stephanidou-Tiveriou, Thessaloniki

Markus Trunk, Trier Martin Zimmermann, München

Verantwortlicher Redakteur: Peter Baumeister, Deutsches Archäologisches Institut, Zentrale Berlin Redaktion: Wissenschaftslektorat Löwe/Schulte-Beckhausen, Berlin

Herstellung der digitalen Bildvorlagen: Catrin Gerlach, Deutsches Archäologisches Institut, Zentrale Berlin ISBN 978-3-11-044513-8

ISSN 0070-4415

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte Daten sind im Internet

über http://dnb.dnb.de abrufbar.

© 2016 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

Produktion: stm media GmbH, druckhaus köthen GmbH & Co. KG Gedruckt auf säurefreiem Papier

Printed in Germany www.degruyter.com

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Die PortikenfassaDe Des forums

von Cumae in kamPanien

von C a r m e l a C a p a l d i

unter klassischen archäologen ist mittlerweile weitgehend anerkannt, dass architektur in gleichem maße wie jedes Bildwerk als träger von Botschaften eines stifters und auftragge-bers verstanden werden kann. an dieser erkenntnis waren seit den 1960er Jahren auch deut-sche Wissenschaftler maßgeblich beteiligt 1. in der Beschäftigung mit antiken Denkmälern

wird seitdem nicht mehr nur die künstlerische Qualität, sondern auch der funktionale, gesell-schaftliche und politische kontext hinterfragt. aus dieser Herangehensweise ist das konzept der repräsentationskunst entstanden, das sich besonders im umgang mit den Hinterlassen-schaften der römischen kultur als wegweisend erwiesen hat 2.

Damit die politische und soziale Lesart eines monuments verständlich wird, müssen kom-munikatoren und rezipienten, also sender und empfänger einer Botschaft, bestimmt wer-den 3. Gerade bei architektur stellt sich daher die frage, wer unter den am Bau beteiligten

akteuren als kommunikator zu verstehen ist. Handelt es sich um den stifter und ist dieser immer identisch mit dem finanzier eines Projekts? Welche rolle spielen für die Planung und verwirklichung eines Baues der architekt, die ausführenden Handwerker und das zur ver-fügung stehende material? Lässt sich gar nachvollziehen, ob ein bestimmtes Bauprogramm ausschlaggebend war für die Wahl der Baustoffe und der arbeiter 4?

Der vorliegende Text beruht auf einem am 22.05.2014 im Hauskolloquium des Berliner DAI gehaltenen Vor-trag. ich danke den veranstaltern, dass sie mir die möglichkeit gegeben haben, das thema in diesem rahmen vorzustellen. Henner von Hesberg hat meine Hypothesen gestützt und stellenweise berichtigt. neue anregungen entstanden aus den Beobachtungen Wolf-Dieter Heilmeyers. ihm gilt mein besonderer Dank, auch für die ermu-tigung, diese ersten Ergebnisse einer in Vorbereitung befindlichen Publikation hier zu präsentieren. Bedanken möchte ich mich auch beim Dai in Person der Präsidentin friederike fless und des damaligen Direktors der abteilung rom, Henner von Hesberg, für die förderung meiner arbeit durch einen studienaufenthalt in Berlin. auch richard neudecker gilt dafür mein Dank. – Die hier vorgestellte argumentation ist teil eines forschungs-projekts, das zusammen mit Tonio Hölscher entwickelt wurde, als ich im Jahr 2001 an der Università degli Studi di napoli, federico ii, meine Promotion bei Carlo Gasparri vorbereitete. seiner fürsorge und Hilfsbereitschaft verdankte ich damals den erfolgreichen Abschluss der Dissertation (Capaldi 2001) und heute die Einladung zur Wiederaufnahme des themas in Hinblick auf die materialien aus den ausgrabungen von Cumae. ein letzter Dank gilt melanie Jonasch, die mithalf, meinen Berliner aufenthalt so angenehm und gewinnbringend zu gestalten und die mir mit außergewöhnlicher Hilfsbereitschaft bei der Übersetzung des textes ins Deutsche zur seite stand.

1 Zu diesem Thema existiert inzwischen eine umfangreiche Literatur. Hier sei nur auf Hölscher 2000 und

Höl-scher 2012 mit der älteren Lit. verwiesen. Zu den semantischen Aspekten von Bauornamentik s. zuletzt Lipps – Maschek 2014.

2 Hölscher 1980a; zu einer neuen Untersuchung s. Hölscher 2004; für eine andere Annäherung an das Thema

s. Polito 2012a.

3 Zanker 1994; Zanker 2014. 4 Diese Frage stellt Pensabene 1994.

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solche fragen ergeben sich auch hinsichtlich der Portiken auf dem forum von Cumae. Hier, wie in allen städten des römischen italien und der Provinzen, hatte das städtische Leben seinen mittelpunkt und hier konzentrierten sich die Bilder der politischen repräsentation und der kollektiven erinnerung 5.

es ist bekannt, dass die verteilung der Bauten mit ihren unterschiedlichen sakralen und säkularen funktionen auf einem forum nicht nach einem einheitlichen schema zu erfassen ist, sondern verschiedene varianten zulässt 6. eine konstante in dieser wechselhaften

szene-rie stellen allerdings die Portiken dar, die den öffentlichen raum aus dem urbanen Gewebe deutlich hervorheben 7.

in den hellenistischen städten begrenzen die Hallenbauten regelhaft die agorai und schlie-ßen die darauf ausgerichteten Gebäude in ein monumentales konzept ein. sie dienen als fas-sade, als verbindendes element und gleichzeitig als trennlinie zwischen innen und außen.

Diese funktion wird bei römischen Platzanlagen um eine sakrale komponente erweitert: Die notwendigkeit, den raum nach außen hin abzugrenzen, erwächst aus der konzeption des römischen forums als templum augurale, d. h. als rituell begrenzter sakraler raum, der vom profanen raum symbolisch getrennt werden muss. Diese abgrenzung erfolgte in der frühzeit durch Bäume oder Pfähle.

Im Jahr 179 v. Chr. förderte M. Fulvius Nobilior als Zensor in Rom die Errichtung von Portiken in ihrer funktion als monumentale verbindungselemente zwischen Gebäuden des öffentlichen raumes. Das Bild der Urbs sollte sich an den großen städten des griechischen ostens orientieren 8. nicht durch Zufall ist diese idee einem der siegreichen feldherren der

Griechenlandfeldzüge geschuldet, die versuchten, durch stiftungen zum Wohl der allgemein-heit die Zustimmung ihrer mitbürger zu gewinnen. an dieser stelle sei daran erinnert, dass Q. Fulvius Flaccus als Zensor im Jahr 174 v. Chr. gegen den Willen seines Kollegen A. Pos-tumius Albinus die Errichtung von Portiken und Torbögen in mehreren Kolonien finanzierte und dadurch das Wohlwollen der Bewohner erlangte 9. Wie unter den hellenistischen

Herr-schern, an die sich die viri triumphales mehr oder weniger absichtsvoll anlehnen, wird die architektur zur Hervorhebung der eigenen macht benutzt. Das Bedürfnis der stifter nach selbstdarstellung wird in zahlreichen nuancen in der Wahl des materials und der Dekoration der aufgehenden architektur deutlich 10.

unter diesem aspekt sollen die Portiken auf dem forum von Cumae, der Gegenstand die-ser untersuchung, im folgenden analysiert werden 11.

Die älteste griechische kolonie im Westen und später samnitische und römische stadt ver-dankt ihren Bekanntheitsgrad vor allem dem reiz, der noch heute in der Beschreibung des 5 Gros 1990.

6 Gros 2000.

7 Nünnerich-Asmus 1994, 85 – 87. 8 Liv. 40, 51, 6.

9 Liv. 41, 27, 1. 12. […] et forum [et] porticibus tabernisque claudendum et Ianos tris faciendos. Haec ab uno censo­

re opera locata cum magna gratia colonorum. Der abschnitt ist lückenhaft und es bleibt unklar, ob hier allein die kolonie sinuessa angesprochen wird oder auch die zuvor zitierten Pisaurum, fundum und Potentia; vgl. trevisiol 1999, 43 f.; für Sinuessa s. De Maria 1988, 46 f. – Zu Q. Fulvius Flaccus s. Poulle 2004. Zu den Familienverbindun-gen und den gemeinsamen Interessen von M. Fulvius Nobilior und Q. Fulvius Flaccus s. De Fazio 2013, 90 – 92.

10 Zum Zusammenhang zwischen Bautätigkeit und Selbstdarstellung der Optimaten im Rom des 2. Jhs. v. Chr. s. La

Rocca 1990, 360 – 390.

11 Eine Zusammenstellung der Geschichte des römischen Cumae findet sich bei Capaldi 2001, 24 – 28 mit

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Die PortikenfassaDeDes forumsvon Cumae 185

Vergil (Aen. 6) deutlich wird 12. im Gegensatz dazu ist sehr wenig von der anlage der stadt

bekannt, die aus einem religiösen Zentrum auf der akropolis und einem öffentlichen Bereich mit Wohnhäusern im tiefer gelegenen teil bestand 13.

im verlauf ihrer langen Geschichte geriet die stadt vergleichsweise früh in den römischen Einflussbereich. 334 v. Chr. erhielt sie die civitas sine suffragio und 318 v. Chr. fiel sie un-ter die Jurisdiktion der praefecti Capuam Cumas. nach der Zeit der Bundesgenossenkriege wurde sie municipium und ihren Bewohnern wurden die vollen Bürgerrechte zuerkannt. Die

Praefectura Capuam Cumas wurde gleichzeitig aufgelöst. nach dem Bruch des Pakts von

Misenum 39 v. Chr. lagen Stadt und Umland dann im Zentrum der Kampfhandlungen zwi-schen sextus Pompeius und octavian. mit der Wiedererrichtung des apollon-tempels wurde zu Beginn der Pax Augusta im rahmen der mythischen Genealogiebildung des Princeps ein alter kult am ort wiederbelebt 14.

für das Gesamtkonzept des römischen Cumae ist die anlage des forums, das ab dem frü-hen 3. Jh. v. Chr. archäologisch fassbar ist, von zentraler Bedeutung. Dabei ist allerdings zu betonen, dass der Forumskomplex bislang nur partiell bekannt ist (Abb. 1). Die erste Be-schreibung des Platzes geht auf die Untersuchungen von Amedeo Maiuri zwischen 1938 und 1952 zurück. Dabei wurde das Capitolium entdeckt und die südliche seite des forums bis

12 s. Zevi 1986; Polara 2007; für die anderen literarischen Quellen zu Cumae s. Burelli 1989.

13 Zur Monumentalisierung der Akropolis s. zuletzt Rescigno 2012; zur Organisation der Unterstadt s. Brun –

Duday – Munzi – Torino 2010; D’Agostino – D’Acunto 2010; Gasparri 2010b, Greco 2010.

14 Zevi 1995.

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zu dem Gebäude hin freigelegt, das gemeinhin als Aula Sillana bezeichnet wird (Abb. 2) 15.

in seinen aufzeichnungen berichtet maiuri von der entdeckung einer »piazza porticata con un bel portico in tufo, al quale venne aggiunta in età romana una fila di tabernae con piano superiore; il portico aveva una trabeazione con decorazione a rilievo di emblemi d’armi« 16.

Erst während einer Fotokampagne zwischen 1968 und 1972 wurde eine geringe Anzahl an Baugliedern im Detail aufgenommen, unter denen nur einige wenige für die rekonstruktion der Fassade der Portikus verwendbar sind, darunter einige Konsolengeisa (Abb. 3), korinthi-sche Kapitelle (Abb. 4) und Säulentrommeln 17.

Drei Blöcke des Gebälks lassen die konstruktion erkennen: Der Zwei-faszien-architrav und der durchlaufende fries bestehen aus monolithischen Blöcken, die seitlich schräg ange-schnitten sind, damit ein keilförmig zugeange-schnittener architravblock wie bei einem scheitrech-ten Bogen dazwischen verankert werden kann (Abb. 5).

auf dem fries ist eine große vielfalt an Waffen dargestellt: ovale, sechseckige, halbrunde und runde schilde sowie Pelten, Lanzen, köcher, Helme und Panzer. Die ausrüstungsgegen-stände sind verschieden ausgerichtet und orientieren sich nur scheinbar an einer einheitlichen Bodenlinie. Durch die staffelung und Überlappung der Waffen entsteht der eindruck eines Waffenhaufens, der sowohl die obere als auch die untere Grenze des Bildfeldes durchbricht. 15 Zur Geschichte der Ausgrabungen von Cumae s. Valenza-Mele 1989, 8 – 22; Pelosi 1993; Capaldi 2006/2007;

Nuzzo 2007.

16 Maiuri 1958, 144. Ein kurzer Vermerk findet sich auch bei Maiuri 1938. 17 Soprintendenza Archeologica di Napoli (SANA) Archivio Fotografico.

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Die PortikenfassaDeDes forumsvon Cumae 187

Abb. 3. Gesimsfragmente aus grauem Tuff aus dem Bereich der Süd-Portikus (Grabung Maiuri)

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Werner Johannowsky, der in den 1970er Jahren in Cumae tätig war, datierte den Fries »alla metà del I sec. a. C. o poco prima« 18. später korrigierte er seine Datierung auf das ende des

2. Jhs. v. Chr. Anlässlich einer Konferenz in Göttingen im Jahr 1974 behandelte er den Fries als beispielhaftes Zeugnis des späten Hellenismus in italien 19. seine Datierung beruht in

tech-nischer Hinsicht auf der verwendung des bisher unbekannten konstruktionsprinzips sowie in ikonographischer Hinsicht auf der Darstellung von griechisch-hellenistischen Waffentypen am fries. Die Datierung Johannowskys wurde bislang nie in frage gestellt. Lediglich geringe zeitliche verschiebungen in das erste viertel des 1. Jhs. v. Chr. wurden vorgeschlagen.

Diese zeitliche verortung wurde zuletzt von Henner von Hesberg auf der Basis der stilisti-schen analyse der architekturteile aus den alten Grabungen übernommen, die er zu Beginn der 1980er Jahre im Bereich der Portikus in augenschein nehmen konnte 20. Dabei handelt es sich

um fragmente korinthischer kapitelle und konsolengeisa. in jüngster Zeit hat eugenio Polito den fries wieder in die mitte des 1. Jhs. v. Chr. datiert 21. nach einer ausführlichen untersuchung

der ikonographie, des stils und der technischen ausführung kann er überzeugende vergleichs-beispiele aus der frühen augusteischen Zeit anführen. vor dem Hintergrund der grundsätzlichen Problematik einer präzisen Datierung von Baugliedern schlägt Polito jedoch vorsichtshalber das zweite Triumvirat als Terminus ante quem für die Anbringung des Frieses vor.

Die geringe anzahl an erhaltenen Bauteilen sowie fehlende stratigraphische Daten des zu-gehörigen Gebäudes erschweren freilich ein urteil über die entstehungszeit des frieses. es liegt auf der Hand, dass der fries ohne den kontext des gesamten Bauwerks nicht

befriedi-18 Johannowsky 1959, 970. 19 Johannowsky 1976, 280 f.

20 von Hesberg 1980, 152; von Hesberg 1981, 24. 21 Polito 1998, 143 f.

Abb. 5. Architravblock mit Waffenfries aus grauem Tuff aus dem Bereich der Süd-Portikus (Grabung Maiuri)

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gend beschrieben werden kann. eine konkrete untersuchung der Bauphasen und der gesam-ten umgestaltung des forums ist hierfür unumgänglich.

Nach einer Wiederaufnahme der Ausgrabungen in den 1970er Jahren, die zur Entdeckung des sog. tempio con Portico geführt haben, der ebenfalls auf die südseite des forums ausge-richtet ist 22, wurde die Fläche ab 1994 systematisch von der Universität Neapel Federico II im

Rahmen des Projekts »Kyme« erforscht 23.

Die jüngsten ausgrabungen ermöglichen es, die Gestalt des öffentlichen Platzes während der Kaiserzeit zu rekonstruieren sowie Elemente aus früheren Phasen zu identifizieren, die bis in archaische Zeit zurückreichen. Darüber hinaus konnte die aufgabe des Platzes in der spätantike und in der byzantinischen Zeit dokumentiert werden.

Wie in den meisten städten des römischen italien und der nordwestprovinzen wurde das forum von Cumae auf einem rechteckigen Platz angelegt, dessen schmale Westseite ein tem-pel in hervorgehobener Stellung beherrscht (Klapptaf. 1). Die anderen drei Seiten sind von einer kolonnade aus grauem tuff umgeben. Das forum kann durch zwei eingänge betreten werden, die sich seitlich des Tempels und an der südlichen Platzseite befinden und die mit toren verschließbar waren. Der nicht ganz rechteckige Grundriss des Platzes verrät die not-wendigkeit, sich an bereits bestehende räumliche Gegebenheiten anzupassen.

Da große teile der nord- und der ostseite fehlen, lässt sich der Platz nicht mehr vollständig rekonstruieren. aus diesem Grund kann jeder rückschluss auf die Gesamtanlage nur vorläu-fig sein und die Rekonstruktion der gesamten Portikus bleibt bis auf Weiteres eine Hypothese. Bis zu den Grabungen der Jahre 2000 und 2001 war selbst die Ausdehnung des Platzes nicht genau bekannt. neue informationen hierzu erbrachten untersuchungen, die das ver-hältnis zwischen dem Platz und einem neuzeitlichen Bauernhaus klären sollten. Bei diesem handelt es sich um die sog. Masseria del Gigante, die auf einem flavierzeitlichen Kultgebäude errichtet wurde (Klapptaf. 1: a) 24. in diesem Zusammenhang wurde die südostseite des

fo-rums lokalisiert (Klapptaf. 1: b) 25.

Der gesamte Bereich, der während der Grabungen ans Licht kam, ist durch aneinanderge-reihte, rechteckige Räume gekennzeichnet. Sie sind jeweils mit einem flachen Gewölbe über-dacht und öffnen sich zur Portikus hin. Die Zugänge sind so breit wie die räume selbst und durch breite schwellen aus trachyt hervorgehoben. Diese räume werden als tabernae im ur-sprünglichen Wortsinn bezeichnet, d. h. als bewohnbare Gebäude von bescheidener Größe 26.

Die Grabung hat bislang fünf Räume an der Ost- und drei an der Südseite ergeben (Abb. 6). an der südseite wird die reihe der tabernae darüber hinaus durch einen nicht überdachten Bereich unterbrochen, der in seiner ganzen Breite von einer treppe eingenommen wird. Diese verbindet das Forum mit dem Platz, der sich vor dem Komplex der »Masseria del Gigante« ausbreitet (Klapptaf. 1: c). Darunter verläuft ein Kanal für die Entsorgung des Regenwassers,

22 Bertoldi 1973.

23 Die Ergebnisse der Ausgrabungen sind publiziert bei Gasparri – Greco 2007; Gasparri – Greco 2009; Gasparri

2010a; Gasparri 2010b.

24 Das Kultgebäude, bei dem es sich um den aus einer Inschrift (CIL X 3698) bekannten Tempel des vergöttlichten

Vespasian handelt, ist von Coraggio 2013 beispielhaft vorgelegt worden.

25 Eine detaillierte Darstellung der Grabungsmaßnahmen und der Ergebnisse bei Capaldi 2007a; Capaldi 2009a;

Gasparri 2007; Gasparri 2009.

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der an der südlichen seite des Platzes auf einen monumentalen Bogen aus tuffstein trifft und von dort auf das Zentrum des forums zuläuft 27.

Die tabernae bestehen aus retikulatmauerwerk aus gelbem tuff mit ecken aus kleinen, rechteckigen Blöcken und Stirnseiten aus grauen Tuffquadern (Taf. 4). Nur der dritte Raum an der südseite weist eine Wand aus opus vittatum mixtum aus tuff auf. Dies ist als ergebnis eines umbaus zu werten, im Zuge dessen der raum in ein nymphäum umgewandelt wurde. alle tabernae wurden über Brunnen aus isodomem mauerwerk, bestehend aus gelbem tuff, mit Wasser versorgt. als fundament diente ihnen eine vorgängerstruktur aus gelben tuff-steinblöcken in opus quadratum. in folge des abgesackten nutzungsniveaus konnte dies an mehreren Punkten beobachtet werden. Diese strukturen wurden durch gezielte suchschnitte im ersten und vierten Raum an der Ostseite des Forums systematisch untersucht (Abb. 7). Ke-ramikfunde ermöglichen es, die anlage der tabernae an das Ende des 2. bzw. den Anfang des 1. Jhs. v. Chr. zu datieren 28. in dieser ersten Phase waren die räume tiefer und verfügten über

ein obergeschoss, das durch eine innenliegende treppe erreicht werden konnte. Die spuren der treppenanlage haben sich in einigen räumen im mauerwerk erhalten und erlauben auf-grund der steigung den rückschluss, dass die Decke ursprünglich höher war und dass die Seitenwände sich weiter zur Portikus hin erstreckten (Abb. 8).

Zu einem späteren Zeitpunkt wurden die Quermauern verkürzt. Pfeiler aus grauem tuff schlossen die mauern an der stirnseite ab und waren über senkrecht verlegte cubilia mit den 27 Gasparri 2007, 24 Abb. 10.

28 Capaldi 2009a, 184 f.

abb. 6. so-seite des forums: Drei tabernae, ein fundament in opus vittatum und ein Pfeiler des Bogens an der süd-Portikus; ein Bogenpfeiler an der o-seite. Blick von nW

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mauern verbunden. Die Gewölbe wurden tiefer gelegt und die inneren treppen entfernt. Da-raus folgt, dass das obere stockwerk nur noch von der ostseite erreicht werden konnte, und zwar durch eine innenliegende treppe im ersten raum und durch einen externen Zugang, der an der rückseite der letzten taberna lokalisiert wurde.

Dass die fassaden der tabernae nach hinten versetzt wurden, erklärt sich aus einer allgemei-nen umstrukturierung des areals, die in erster Linie durch den Bau einer Portikus aus grauem tuff gekennzeichnet ist. eine stuckierung diente der imitation von marmor. Die

stratigraphi-Abb. 7. O-Seite des Forums: Sondage in Abschnitt E IV mit den Fundamenten der retikulat-mauern in opus quadratum

abb. 8. o-seite des forums, abschnitt e iv: ansicht der s-Wand mit den einlassungsspuren der treppe der ersten Phase

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sche abfolge der mauern 29 und die noch laufende untersuchung der Bauteile der Portikus

erlauben eine Datierung dieses Umbaus in das zweite Viertel des 1. Jhs. v. Chr. (Abb. 9) 30.

Die vertikalen elemente der Portikus setzen auf der krepis auf, die sich mit einer Höhe von 0,94 m über den Platz erhebt. Vom Laufniveau der Portikus erreichte man die offene Fläche über eine reihe von stufen und über einen Gehsteig, der leicht abschüssig angelegt wurde, damit das Regenwasser abfließen konnte. Sowohl die Stufen als auch der Gehsteig bestehen aus weißen kalksteinblöcken. auch auf dem Platz sind Platten aus weißem kalkstein verlegt. Der Boden der Portikus besteht dagegen aus Cocciopesto mit bunten steinen.

Die südostecke der anlage bilden zwei zu Halbsäulen ausgearbeitete Blöcke, die sich in situ befinden. An der Ostseite liegt ein weiterer Block mit Halbsäule dem einen Eckblock spiegelverkehrt gegenüber. Der raum zwischen den beiden Halbsäulen wird durch zwei säu-len gegliedert, von denen sich lediglich die Basen erhalten haben. Dabei ist das mittlere in-terkolumnium mit 2,08 m breiter als die seitlichen Interkolumnien, die nur 1,16 m betragen. Nördlich dieser Konstruktion befindet sich in einer Entfernung von 3,55 m ein weiterer Block mit Halbsäule, der diesmal spiegelverkehrt zur mittleren Halbsäule ausgerichtet ist.

29 Capaldi 2007a, 148 – 157. 30 Adamo Muscettola 2007, 210.

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Die PortikenfassaDeDes forumsvon Cumae 193

in einer raubgrube, die durch die entfernung eines Blocks der stufenanlage in der südost-ecke entstanden ist, lässt sich erkennen, dass die säulenstellung auf einer vorgängerkonstruk-tion aus gelbem tuff aufbaut. einige in sturzlage aufgefundene Bauteile aus grauem tuff er-lauben darüber hinaus die zeichnerische Rekonstruktion der Ostfassade der Portikus (Taf. 5) 31.

an der südostecke stehen zwei Pfeiler mit Halbsäulen, die aus einer reihe von Blöcken mit unterschiedlicher tiefe zusammengesetzt sind, um die eckkonstruktion zu stabilisieren. im untergeschoss sind säulen dorischer ordnung verbaut, die aus mehreren säulentrom-meln bestehen. Die Säulen hatten eine Gesamthöhe von 5,18 m bis zum Kapitell und einen Fußdurchmesser von 0,74 m. Die Kanneluren des Säulenschaftes sind bis zu einer Höhe von 1,93 m mit Pfeifen gefüllt. Auf den Säulen aufbauend lagerten Architrav und Fries, die aus einem einzigen Block mit einer Gesamthöhe von 0,98 m bestanden. Die Gebälkblöcke sind auch hier gemäß einem scheitrechten sturz seitlich schräg angeschnitten. in den metopen des dorischen Frieses waren abwechselnd florale Motive, Stierschädel und Füllhörner dar-gestellt 32. oberhalb eines einfachen Gesimses erhob sich anschließend die zweite ordnung.

Diese bestand aus einer reihe von arkaden, die sich aus Pfeilern mit ionischen Halbsäulen zusammensetzten. Die Halbsäulen der oberen Ordnung (Dm am Fuß 0,415 m) liegen in der-selben achse wie die säulen der unteren ordnung.

Jeder Pfeiler mit Halbsäule besteht aus einem Block für die Basis, drei Blöcken für den säulenschaft, einem Block für den säulenschaft und die kämpfer der Bogenkonstruktion sowie einem trapezförmigen Block für säulenhals, kapitell, kämpferaufsatz und einem teil der Bogenlaibung. Die langgezogenen keil- und schlusssteine der Bogenkonstruktion ziehen sich über den Zwei-faszien-architrav und die frieszone hin. Der Bogen wird durch drei leicht auskragende Profile gerahmt. In den Zwickeln befinden sich Rosetten, die am mittleren Bogen größer und an den seitlichen Bögen kleiner sind. nach oben wird die konstruktion von einer Sima bekrönt, die aus einer Hohlkehle mit einem S-förmigen Profil besteht. Der Über-gang zum darunterliegenden Gesims ist durch einen blockartigen Zahnschnitt mit leicht zu-rückversetzter füllung gekennzeichnet. Zwischen den Bögen ist eine Balustrade angebracht, die aus rechteckigen Platten auf einer schlichten sockelzone besteht. seitlich sind sie durch Klammern mit den Halbsäulen verbunden. In den seitlichen Arkaden findet jeweils eine Plat-te Platz, während in der mittleren arkade zwei PlatPlat-ten nebeneinander angebracht sind. Jede Platte ist von einer Profilleiste gerahmt und mittig mit einer Theatermaske im Hochrelief versehen. um eine bessere sichtbarkeit von unten zu gewährleisten, ragen die masken nach oben hin weiter aus dem Hintergrund hervor.

Die masken lassen sich als figuren aus der komödie und der tragödie deuten, wie sie im

Onomastikon des Pollux beschrieben sind 33. Der fund einer Platte der Balustrade mit einem

einfachen rautenmotiv im Zerstörungshorizont des Gebäudes belegt, dass die Dekoration mit theatermasken nur auf den östlichen teil der Portikus beschränkt war. Daraus folgt, dass die Rekonstruktion, die bereits an anderer Stelle veröffentlicht wurde (Taf. 5), modifiziert wer-den muss. Hier soll daher ein neuer vorschlag zur rekonstruktion dieses teils der Portikus präsentiert werden, demzufolge die masken aus tragödie und komödie abwechselnd auf den Balustradenplatten angebracht waren (Taf. 6).

31 Di Re – Pollio 2007.

32 Eine Diskussion des Problems der figürlichen Darstellungen auf dorischen Friesen findet sich bei Polito 2010,

der den alexandrinischen Einfluss auf die Entstehung und Entwicklung des ikonographischen Repertoires heraus-arbeitet.

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maske nr. 1 entspricht dabei dem Jugendlichen in der komödie, vielleicht dem parasitos. Maske Nr. 2 ist die bekannteste der tragischen Masken und kann als oulos neaniskos aus dem achten Onomastikon des Pollux identifiziert werden. Maske Nr. 3 wird charakterisiert durch die zu beiden seiten des Gesichts herabfallenden Haarsträhnen und durch einen hängenden Bart mit geflochtenen Strähnen und entspricht dem Typus des hegemon presbytes, des alten Sklaven in der Komödie. Maske Nr. 4 gehört mit dem hohen Onkos zu den tragischen Masken und stellt einen Jugendlichen dar, möglicherweise den paroulos.

Die verwendung von theatermasken auf dieser seite des Platzes steht in einem deutlichen Gegensatz zur militärischen thematik auf der gegenüberliegenden seite und ist für monu-mente dieser art derzeit singulär 34. als einzige mögliche Parallele kommen nur die

Phantasie-architekturen in der malerei des Zweiten Pompejanischen stils in frage 35.

Die Portikus erreicht eine Gesamthöhe von 11,94 m, wobei die zweite Ordnung auf einer Höhe von 6,90 m über dem Laufhorizont der Portikus ansetzte. ungeklärt ist bislang, wie das obergeschoss der Portikus von den dahinterliegenden tabernae aus betreten werden konnte, deren Zwischendecken sich nur 4,50 m über dem Fußbodenniveau befanden. Fraglich bleibt auch, wie bei der errichtung der oberen ordnung vorgegangen wurde, da an keinem der erhaltenen Gebälkteile einlassspuren für Balken gefunden wurden. möglicherweise wurde ein Holzgerüst durch Pfeiler gestützt, die in Löchern im mauerwerk und im Zwischenraum zwischen architrav und dem weniger tiefen Gebälk verankert gewesen sein könnten 36.

im südlichen teil wurden keine Bauteile gefunden, die für die rekonstruktion des aufge-henden Mauerwerks hilfreich sein könnten (Klapptaf. 1: b). In situ befinden sich hier fünf Säulenschäfte, die bis auf 1,50 m Höhe erhalten sind. Sie stehen direkt auf der Krepis und sind, anders als auf der ostseite, im unteren Drittel nicht kanneliert. unmittelbar an der süd-ostecke ist das interkolumnium zwischen der Halbsäule und der ersten säule sowie zwischen der vierten und fünften Säule mit 1,17 m bzw. 1,47 m recht schmal angelegt. Zwischen der ersten und der zweiten Säule beträgt das Interkolumnium dagegen 2,12 m und zwischen der zweiten und dritten Säule sogar 2,17 m. Auf der Höhe des Komplexes der »Masseria del Gi-gante« ist die Portikus für einen Durchgang unterbrochen (Klapptaf. 1: c).

Die letzte säule der reihe ist so bearbeitet, dass ein gemauerter Pfeiler eingesetzt werden konnte, der zusammen mit einem korrespondierenden Pfeiler auf der gegenüberliegenden Seite einen monumentalen eintorigen Bogen stützte (Abb. 10). Von diesem Monument sind nur noch die Basen der bis auf den Gusskern ausgeraubten strebepfeiler sichtbar. von der Wandfläche hat sich eine Reihe von Orthostaten aus Kalkstein in situ erhalten, die mit der stufenanlage der Portikus und den Bodenplatten des Platzes im verband stehen. Die verklei-dungsplatten haben sich nur in unmittelbarer nähe der Portikus erhalten. Dagegen wurden die Bodenplatten des Platzes sowie zahlreiche andere Bauelemente des forumsareals in der spätantike ausgeraubt. auf der Grundlage epigraphischer Zeugnisse lässt sich die anlage des Bogens und die erneuerung des Bodenbelags zuverlässig in augusteische Zeit datieren 37. in

34 Zur Identifikation der Masken und zur übergeordneten Bedeutung des Bildprogramms s. Adamo Muscettola 2007. 35 Sampaolo 2010.

36 Dieses Problem soll an anderer stelle ausführlicher behandelt werden.

37 Gasparri 2009, 136 f. schreibt die Errichtung des Bogens Mitgliedern der gens Lucceia zu; andere Ansätze

fin-den sich bei Camodeca 2010, 61 f. Womöglich handelt es sich um dieselben Personen, Vater und Sohn, die auch einen marmorbrunnen mit einer inschrift stifteten. sie wurde in der – später in ein nymphäum umgewandelten – taberna gefunden, vgl. Capaldi 2007a, 144 – 148. 154 – 156; Capaldi 2009b, 205 – 208. Zu den Luccei in Cumae s. Camodeca 1982; Capaldi 2007b; Capaldi 2009b, 208 f.

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Die PortikenfassaDeDes forumsvon Cumae 195

eine spätere Bauphase gehört dagegen ein großes fundament in opus vittatum, das im süden des Platzes an den säulengang anschließt und auf dem Bodenniveau aus weißem kalkstein aufbaut (Abb. 6). Gleiches gilt auch für die drei Bogenpfeiler aus opus vittatum, die sich im äußersten Osten des Platzes befinden (Abb. 9).

im Bereich westlich des Bogens ergibt sich die fortsetzung des säulengangs aus dem rest der säule, an die sich der zweite strebepfeiler des Bogens anlehnt, sowie aus den abdrücken weiterer Säulenschäfte auf dem Stylobat (Abb. 10), der in diesem Abschnitt zum Teil noch durch spätantike Straßenpflasterungen bedeckt ist. Zwischen der partiell erhaltenen Säule beim Bogenmonument und dem ersten erhaltenen schaftabdruck einer säule liegt ausreichend Platz, um zwei Säulen mit einem Interkolumnium von 1,47 m unterzubringen. Dies entspricht dem kleineren Interkolumnium des vorhergehenden Abschnitts der Portikus (Klapptaf. 1: d).

auch in diesem abschnitt bestanden die rückseitigen räume ursprünglich aus tabernae in retikulatmauerwerk. als rückseite nutzen sie die umlaufende mauer des forums in opus

quadratum, die aus gelbem tuff mit einsätzen aus opus vittatum mixtum bestand. in einer

zweiten Phase wurden die tabernae aufgegeben und einige mauerabschnitte dazu verwen-det, einen monumentalen eingangsbereich mit Zugangsrampen zu einer darübergelegenen terrasse zu konstruieren. aufgrund der Bautechnik, der hochwertigen Wandverkleidung aus

abb. 10. eingang zum forum auf der s-seite: vorne Basis eines Bogens, rechts das monumentale Vestibulum, links das nymphäum

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polychromem marmor und der architekturteile aus dem aufgehenden mauerwerk lässt sich der komplex in augusteische Zeit datieren 38.

Die einheitliche Ausrichtung der Portiken wird von der »Aula Sillana« gestört, in der möglicherweise eine Basilika zu erkennen ist (Klapptaf. 1: e) 39. auch hier sind die tabernae

der früheren Phase zerstört. An ihrer Stelle befindet sich eine rechteckige Aula mit einer in die mitte der rückwand eingefügten exedra auf hohem Podium. Die Überreste der reichen marmor dekoration erlauben auch hier eine Datierung in augusteische Zeit 40. Das Gebäude

durchbricht die Portikus und ragt mit seiner monumentalen fassade mit Pfeilern aus grauem tuff, die mit kannelierten marmorplatten verkleidet waren, in den Platz hinein. Der erste dieser Pfeiler ist gleichzeitig die stirnseite einer eckkonstruktion aus verschieden großen, miteinander im verband stehenden Quadern, die auch die letzte säule des anschließenden abschnitts der Portikus einbezog.

eine genaue rekonstruktion der fassade wird durch einen großen kalkbrennofen verhin-dert, der in spätantiker Zeit im eingangsbereich des Gebäudes angelegt wurde. Die abfolge der im ausgegrabenen teil aufgefundenen Plinthen erlaubt jedoch die zeichnerische rekon-struktion einer Fassade mit zehn 8 m hohen Pfeilern mit korinthischen Kapitellen (Taf. 7) 41.

Die Portikus setzt sich hinter der »Aula Sillana« fort und wird hier auf der Rückseite vom »Tempio con Portico« flankiert, einem Bauwerk, das bislang nicht genau datiert werden kann. möglicherweise wurde es am anfang des 1. Jhs. n. Chr. als kollegium der augustales oder als Kaiserkultgebäude errichtet, aber auch diese Funktion bleibt vorläufig unklar (Klapp-taf. 1: f) 42. Unmittelbar rechts anschließend an dieses Gebäude befindet sich ein einfacher

raum mit rechteckigem Grundriss. eine nische mit Podium auf der rückseite legt die ver-mutung nahe, dass eine taberna zu einem späteren Zeitpunkt in ein kleines Heiligtum umge-baut wurde, das in jüngster Zeit als ein sacellum des Genius municipii identifiziert worden ist und das in der frühen kaiserzeit von einem mitglied der städtischen oberschicht geweiht wurde (Klapptaf. 1: g) 43.

alle diese Gebäude liegen hinter einer Pfeilerfassade, von der nur wenige rechtwinklige Blöcke aus grauem tuff übrig blieben, deren ansichtsseiten zu Halbsäulen ausgearbeitet sind. Die Pfeiler stehen direkt auf der krepis, was auch für diesen abschnitt eine dorische ordnung bezeugt (Klapptaf. 1: h). Zurzeit lassen sich dem aufgehenden Bau nur zwei Triglyphen-Frag-mente zuweisen, die in einem Kalkofen im Eingangsbereich der »Aula Sillana« wiederver-wendet wurden (Abb. 11).

auf den letzten Pfeiler der Westseite folgt im weiteren verlauf der Portikus ein Block aus grauem tuffstein, aus dem sowohl die obere stufe der krepis als auch die Basis und eine Säulentrommel gearbeitet sind (Abb. 12). Es handelt sich dabei um die erste Stütze der Säu-lenstellung, über der sich der fries mit den Waffendarstellungen erhob.

es haben sich nur vier Blöcke erhalten, die es erlauben, für die säulen einen Durchmes-ser von 0,70 m und ein Interkolumnium zwischen 1,42 m und 1,53 m zu rekonstruieren. Der säulengang endet mit einem Pfeiler mit Halbsäule im Bereich eines Durchgangs zwischen 38 Coraggio 2009.

39 Gasparri 2010a, 26; Gasparri 2010b, 593. 40 Guardascione 2009.

41 Zu den Ergebnissen der Untersuchungen s. Guardascione 2009. Die vorgeschlagene Rekonstruktion der Fassade

wurde im rahmen einer Doktorarbeit von Pietro Cifone erarbeitet.

42 Die Publikation des Monuments wird von Giovanna Greco vorbereitet; ein vorläufiger Bericht bei Greco 2007. 43 Camodeca 2001, 149 – 155; Gasparri 2010a, 32.

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Die PortikenfassaDeDes forumsvon Cumae 197

der Portikus und einer struktur, die im allgemeinen als Brunnen gedeutet wird 44. Der

ab-stand zwischen der vierten und letzten erhaltenen säule und der Halbsäule im Westen lässt ausreichend Platz für drei weitere Säulen mit einem Interkolumnium von 2,17 m. Auf diese Weise lässt sich eine fassade mit sieben säulen und einem Pfeiler mit Halbsäulen als Wand-stirn rekonstruieren (Klapptaf. 1: j). Die Rückseite dieses Teils der Portikus besteht aus einer mauer in retikulatmauerwerk, in die eine Zugangstreppe zu einer höher gelegenen terrasse eingelassen war (Klapptaf. 1: i).

Durch sondagen konnte auch in diesem Bereich ein vorgängerbau aus gelbem tuff nach-gewiesen werden, der vermutlich zur ersten Phase der monumentalisierung des forumsareals gehört 45.

44 Diese Interpretation wird zu Recht angezweifelt von Gasparri 2010b, 600. 45 Petacco – Rescigno 2007, 106 – 110.

abb. 11. Dorischer fries aus dem südlichen forumsbereich: Triglyphenfragment (M. 1 : 10)

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auf der nordseite bildet der erste abschnitt der Portikus die fassade einer weiten aula mit sechs säulen und zwei Pfeilern als Halbsäulen als Wandstirn, bei einer Höhe von 16 m und einer Tiefe von 12 m (Klapptaf. 1: l) 46. Die schmalseiten zwischen dem äußeren Pfeiler

und der Wandstirn sind durch zwei säulen gegliedert. Die mauern bestehen aus opus reti­

culatum aus gelbem tuff mit ecken aus kleinen, rechteckigen Blöcken und stirnseiten aus

grauen Tuffquadern. Die Rückseite bildet wieder die umlaufende Mauer des Forums in opus

qua dra tum aus gelbem tuff, die im ganzen bisher freigelegten Bereich zutage trat. in diese

Wand sind zwei eingänge eingelassen, die sekundär mit retikulatmauerwerk verschlossen wurden und zeigen, dass die aula ursprünglich mit weiteren räumlichkeiten verbunden war, die bislang nicht bekannt sind. Platzseitig ist der verlauf der Portikus nur an den abdrücken der Säulenbasen auf dem Stylobat erkennbar (Abb. 13).

Der ermittelte Durchmesser der Säulen beträgt 0,70 m, das Interkolumnium variiert zwi-schen 1,44 m und 1,59 m. Die in situ gefundene Halbsäule eines Pfeilerblocks und eine Säu-lentrommel von der schmalseite belegen, dass die attische Basis und die untere säulentrom-mel aus einem stück gearbeitet wurden. anders als bei der gegenüberliegenden Portikus im süden des Platzes ist der stylobat hier mit grauen tuffplatten verkleidet und kann über eine Reihe von ebenfalls aus grauem Tuff bestehenden Stufen erreicht werden. Von der Pflasterung des Platzes aus weißem kalkstein gibt es hier keine spuren.

Im Osten der Aula wurden wie an der »Aula Sillana« zwei Räume freigelegt, die auch in der gleichen mauertechnik errichtet sind. Der erste raum wird wegen einer nische mit Podium an der Rückwand als Sacellum gedeutet (Klapptaf. 1: m). Beim zweiten handelt es 46 Foresta 2009, 215 – 218.

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Die PortikenfassaDeDes forumsvon Cumae 199

sich um einen größeren Saal (14 m × 6 m), dessen Eingang von zwei Pfeilern flankiert wurde, wie die Abdrücke von Plinthen zeigen (Klapptaf. 1: n). Ädikulen an allen drei Wandseiten und eine reiche ausstattung, die aufgrund der materialien und der angewandten techniken ins ausgehende 1. oder beginnende 2. Jh. n. Chr. datiert werden können, lassen den Schluss zu, dass es sich um einen kaisersaal handelt 47. Zur fortsetzung der Portikus in diesem Bereich

sind derzeit keine informationen verfügbar. Die eingriffe der spätantike betrafen hier auch den stylobat.

auf der Basis der vorhandenen Daten und in erwartung der fortführung der ausgrabungen soll nun versucht werden, eine erste Bilanz zu ziehen und eine rekonstruktion der fassade der Portiken vorzuschlagen.

Die Anlage des Forums ist Teil eines größeren Projekts der 1. Hälfte des 3. Jhs. v. Chr., dessen Ziel die aufwertung des öffentlichen und sakralen Zentrums von Cumae war. mit dem Bau eines großen Peripteraltempels fällt auch die neuanlage des davorliegenden öffentlichen raumes zusammen 48. Diese unternehmung spiegelt im städtischen raum die neue politische

Realität wider, die durch den Übergang der samnitischen Stadt in den römischen Einflussbe-reich geschaffen worden war 49.

in der heute erhaltenen forumsanlage sind vier Bauphasen erkennbar, deren Datierung auf der auswertung der stratigraphie, dem fundmaterial, den erhaltenen inschriften, der ange-wandten Bautechnik und der art und Weise der flächennutzung beruht.

Die erste Phase fällt in die 1. Hälfte des 3. Jhs. v. Chr. (Taf. 1). An der Stelle eines Vorgänger-baus aus dem 4. Jh. v. Chr. wurde ein größerer Tempel errichtet, der jedoch wenig später durch eine katastrophe wieder zerstört wurde 50. Der Platz mit den Außenmaßen von 90 m × 125 m

war in dieser Phase von einer Quadermauer aus gelbem tuff umgeben 51. Der zentrale, freie

Platz misst dabei 39,90 m × 112,06 m, was mit 135 römischen Fuß × 379 römischen Fuß einem 47 Foresta 2009, 220 f.

48 Petacco – Rescigno 2007, 103 – 110; Capaldi 2009a, 190 f.

49 334 v. Chr. Erlangung der civitas sine suffragio und 318 v. Chr. Einrichtung der praefectura Capuam Cumas, vgl.

Gasparri 2010a, 24 f.

50 Petacco – Rescigno 2007, 77 – 100; Rescigno 2009.

51 Die Chronologie ergibt sich klar aus dem material, das in der südostecke des Platzes gefunden wurde, s. Capaldi

2009a, 184 f. 190, sowie bei Untersuchungen der Stratigraphie im »Tempio con Portico«, vgl. Tomeo 2007, 62 f. Abb. 13. Die N-Seite des Forums. Blick von SO

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verhältnis von 1 : 8 entspricht. Dass bereits in dieser Phase eine Portikus den Platz säumte und die fläche dahinter durch räume untergliedert war, ergibt sich aus den strukturen aus gelben Tuffquadern, die als Fundament späterer Aufbauten dienten, und aus dem Vorhandensein von Brunnen und kanälen für das Zu- und abwasser.

Eine zweite Phase ist an das Ende des 2. Jhs. bzw. den Beginn des 1. Jhs. v. Chr. zu datie-ren. Jetzt wurden die tabernae in retikulatmauerwerk aus kleinen tuffblöcken errichtet. Die mauern liegen direkt auf den vorgängerstrukturen aus gelbem tuff auf und lehnen sich an den das forum umgebenden mauerzug an. in den räumen wurden die Brunnen weiter benutzt.

Die dritte Phase datiert ins 2. Viertel des 1. Jhs. v. Chr. (Taf. 2). Nun wurden die tabernae vollständig umgebaut. im südöstlichen Bereich des forums gewann die Portikus durch das Zurücksetzen der tabernae an raum. Die Portikus wurde aus grauem tuff und in doppelter, dorisch-ionischer ordnung erbaut.

in einer vierten Phase am anfang des 1. Jhs. n. Chr. wurde der eintorige Bogen auf der Südseite des Forums errichtet (Taf. 3). Der Platz, der Stylobat der Säulenhalle und die kleinen Basen von der ostseite des forums wurden mit weißen kalksteinplatten verkleidet. auf dem Laufniveau der Portikus wurde Cocciopesto mit bunten Ziersteinen verlegt.

im südosten des Platzes wurde die vorhergehende anlage weitgehend beibehalten, aber in ihren Funktionen modifiziert: Eine taberna wurde zu einem nymphäum umgewandelt, in einigen anderen wurden die alten Brunnen aufgegeben. stattdessen wurde an der ostseite ein monumentaler Brunnen mit rechteckigem Becken angelegt 52. Weitreichende eingriffe

betref-fen auch die südseite, wo anstelle der alten tabernae ein monumentales Vestibulum und wei-tere Gebäude öffentlicher und sakraler funktion errichtet wurden. Der bedeutendste eingriff in dieser Phase ist jedoch die völlige Umgestaltung des großen Tempels, der in spätflavischer Zeit mit einer dreigeteilten Cella versehen wurde, was seiner umwandlung in ein Capitolium geschuldet ist 53. Im 2. und 3. Jh. n. Chr. wurden das große Fundament in opus vittatum am

westlichen ende der südlichen Portikus und das fundament mit Bögen aus opus vittatum an der ostseite errichtet 54.

Den bisherigen erkenntnissen nach zu urteilen, bot der Platz in der kaiserzeit ein in sich geschlossenes Bild. an der Westseite wurde er von der monumentalen fassade des zentralen tempels begrenzt und an den übrigen drei seiten von säulengängen eingefasst, die sukzes-sive um den Platz herum errichtet wurden. Die konstruktionsweise der Portiken lässt dabei erkennen, dass überall auf bereits existierende strukturen rücksicht genommen werden muss-te. Die Hallen hatten die doppelte aufgabe, den Platz monumental einzufassen und eine ein-heitliche fassade für eine reihe von Gebäuden mit unterschiedlichen funktionen zu bilden. Diese Gebäude bestimmten ihrerseits die Gestaltung des ihnen vorgelagerten Bereichs, wie z. B. im Süden des Platzes, wo die Portikus zugunsten der »Aula Sillana« unterbrochen wurde (Klapptaf. 1: e). Ähnlich verhält es sich auch im Norden, wo die Portikus vor dem großen Saal die form eines Chalcidicum annahm (Klapptaf. 1: o) 55. Weniger klar ist die situation vor dem

»Tempio con Portico« (Klapptaf. 1: h), da das Gebäude in seiner heutigen Form einer späteren Periode angehört als die umlaufende säulenhalle. Wir besitzen keine sicheren Hinweise für die Datierung des tempels. Diese müssen künftige forschungen an den fundamenten liefern. an 52 Gasparri – Brun 2009.

53 Das monument wird derzeit von simone foresta publiziert. 54 Zu den Hypothesen bezüglich der Nutzung s. Capaldi 2009a, 193.

55 Zur Definition des Chalchidicum als polyfunktionaler Hallenbau mit eigenständiger architektonischer form und

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Die PortikenfassaDeDes forumsvon Cumae 201

dieser stelle soll nur darauf hingewiesen werden, dass die vermutlich zugehörigen triglyphen-Fragmente aus dem Kalkbrennofen an der »Aula Sillana« in ihren Maßen denen vom dorischen fries der ost-Portikus entsprechen. unterschiede gibt es lediglich in der form der Guttae, die bei ersteren konisch und bei letzteren pyramidal geformt sind 56. Diese Beobachtung erlaubt es

aber derzeit nicht, eine andere Datierung vorzuschlagen als die für den ostabschnitt der Porti-kus postulierte 57. nach dem jetzigen stand kann daher nur die Hypothese formuliert werden,

dass in dem Bereich, der später vom »Tempio con Portico« eingenommen wurde, um die Mitte des 1. Jhs. v. Chr. ein vorgängerbau errichtet wurde. Bei den Grabungen der jüngeren Zeit wur-de unter wur-dem Hof wur-des »Tempio con Portico« eine Wand aus Guss mauerwerk freigelegt 58. Dabei

könnte es sich m. e. um die fundamentierung der fassade eines Bauwerks handeln, das für den Bau des tempels abgerissen wurde. folgt man dem verlauf der mauer, so ergibt sich ein Ves­

tibulum, das, gemessen von der Front der Portikus, eine Tiefe von 11,68 m erreichte (Abb. 14).

in der hier vorgeschlagenen zeichnerischen rekonstruktion setzt sich die frontseite der Portiken also aus einzelnen segmenten zusammen, welche die fassade der dahinterliegen-den Gebäude bildahinterliegen-den. Was die chronologische abfolge der aufgehendahinterliegen-den strukturen betrifft, so steht am anfang der entwicklung die sog. masken-Portikus mit einer dorischen säulenhalle und einer darüberliegenden arkadengalerie.

es wurde bereits erwähnt, dass die ostseite des Platzes nur in teilen zu erschließen ist. es ist daher wichtig zu betonen, dass sich die nordostecke der Portikus allein aus der verlän-gerung der bekannten abschnitte der Hallen im norden und osten des forums lokalisieren ließ. Der rekonstruktionsvorschlag dieses teils der östlichen Portikus beruht daher nur auf einer spiegelung des entsprechenden südlichen abschnitts, dessen abfolge aus Pfeilern mit Zungenmauern, säulen und einem bogenförmigen Durchgang bereits bekannt war (klapp-taf. 2, 1). In den verbleibenden Raum zwischen den beiden so rekonstruierten bogenförmigen Durchgängen wurden vier Säulen mit einem Interkolumnium von 2,08 m gestellt, ein Maß, das bereits in der freigelegten Portikus anzutreffen ist. Das proportionale verhältnis zwischen Durchmesser und Höhe der dorischen Säule beträgt 1 : 7 und die ionische Säule der oberen ordnung ist um ein fünftel kleiner als die der unteren ordnung. Dies entspricht weitgehend den Normen, die Vitruv (5, 1, 3) für eine porticus post scaenam nennt, und die bei dorischen Portiken von öffentlichen Bauten zwischen der späten republik und der augusteischen Zeit häufig Verwendung fanden 59.

Diese verhältnisse wurden auch bei der zeichnerischen rekonstruktion der südlichen Porti-kus berücksichtigt, wo, wie bereits erwähnt, bei den ausgrabungen nur wenige elemente der aufgehenden Architektur gefunden wurden (Taf. 8). Keine Übereinstimmung gibt es hingegen beim maß der interkolumnien, was beweist, dass die aufstellung der säulen durch die davor bestehende situation bedingt wurde. Wie erwähnt, lässt sich nichts Genaues zur form des der »Aula Sillana« gegenüberliegenden Abschnitts in voraugusteischer Zeit sagen.

56 Hinsichtlich der terminologie der elemente von dorischen friesen in römischer Zeit ist Joulia 1988 maßgebend,

auch wenn eine chronologische reihung fehlt. Zu den guttae s. vor allem Joulia 1988, 15 und Maschek 2012, 33 – 36.

57 Die geringe Zahl an erhaltenen Teilen erlaubt keine Bewertung hinsichtlich der bei Maschek 2012 aufgestellten

chronologischen reihen.

58 Greco 2007, 45 f. Abb. 32. Ich danke Frau Greco für den Hinweis zu der Bauphasen des Monuments.

59 Gros 1997; Corso – Romano 1997, 617 Anm. 33; 749 Anm. 284. Beispiele bei Nünnerich-Asmus 1994, 6 – 70.

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Im Bereich des »Tempio con Portico« ändert sich das Aussehen der Portiken völlig. Die bemerkenswerte lichte Weite (5,05 – 6,60 m), wie sie zwischen den Pfeilern mit Halbsäulen gemessen wurde, rechtfertigt eine rekonstruktion der ersten ordnung mit Bögen auf dori-schen Halbsäulen (Taf. 9). Das Vorhandensein einer zweiten Ordnung kann nur angenommen werden, da wie gesagt teile des aufgehenden Baues fehlen. man könnte an eine der unte-ren ordnung ähnliche abfolge von Bögen denken und erhielte so einen mit der Portikus der Basilica Aemilia/Basilica Paulli vergleichbaren Aufbau, wie er von Heinrich Bauer rekonst-ruiert wurde 60.

ein anderer vorschlag folgt aus dem vergleich mit dem, was man für den der Portikus be-nachbarten Abschnitt rekonstruieren kann (Klapptaf. 1: j). Hier schloss man aus den wenigen fragmenten von korinthischen und ionischen kapitellen verschiedener Größe, die bei der un-tersuchung der materialien der älteren Grabungen auftauchten, auf die existenz einer Portikus mit doppelter korinthisch-ionischer ordnung  61.

60 Vgl. jetzt Lipps 2011, 17 – 22. Zum neuen Rekonstruktionsvorschlag einer zum Forumsplatz hin gelegenen

ein-stöckigen Portikus vgl. Freyberger u. a. 2007, 512 – 518 Abb. 18; Lipps 2011, 125 – 149. Zum komplexen Prob-lem der topographischen Lage und der verschiedenen Bauphasen des von L. Aemilius Paullus 55 v. Chr. anstelle der basilica Fulvia von M. Fulvius Nobilior (179 v. Chr.) erbauten Monuments vgl. Bauer 1993, Abb. 103; zum kaiser zeitlichen Neubau vgl. Lipps 2011.

61 Capaldi 2001.

Abb. 14. »Tempio con Portico« auf der S-Seite: Basen der Portikus und Fundament eines möglicherweise zugehörigen Gebäudes

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Die PortikenfassaDeDes forumsvon Cumae 203

Bei den neuen Grabungen an der Nordseite des Platzes (Klapptaf. 1: o) kamen Bauelemente zutage, die zur Lösung dieses Problems beitragen können. Dazu zählen: ein korinthisches Kapitell (Abb. 15), einige Säulentrommeln verschiedener Größe und ein Block eines Pfeilers mit Halbsäule und Bogenaufsatzkonsole, die in sturzlage auf dem Boden der Portikus zusam-men mit Teilen des Gebälks gefunden wurden (Abb. 16) 62.

auf der nordseite kann – wie auf der ostseite – eine zweistöckige Portikus rekonstruiert werden (Taf. 10). Auch hier lassen sich die vertikalen Elemente aus der Rekonstruktion von säulentrommeln erschließen. Der untere säulengang ist – wie auf der südlichen seite – in korinthischer ordnung. auf den säulen lagerten architrav und fries, die aus einem einzi-gen Block bestanden. Die Gebälkblöcke sind auch hier im sinne eines scheitrechten sturzes seitlich schräg angeschnitten. Das obere stockwerk setzt sich aus arkaden mit Halbsäulen zusammen. Das Gebälk wird von einem konsolgesims bekrönt.

Die Übereinstimmung der maße des hier gefundenen Blocks für die kämpfer der Bogen-konstruktion mit dem auf der Ostseite gefundenen Äquivalent ermöglichen es, eine zweite Ordnung von gleichen Dimensionen anzunehmen (H 5 m). Bei der Wiederherstellung der ers-ten ordnung sind die trommeln übereinandergesetzt worden, indem man der verjüngung des unteren Säulenschafts (D. 0,70 m) bis auf eine Höhe von 5,41 m (Säulenhals 0,65 m) folgte. Eine Relation zwischen unterem Durchmesser und Höhe der Säule von 1 : 9,36 scheint also wahrscheinlich, so wie vitruv es für die korinthische Portikus im zivilen Bau vorschrieb 63.

Bei der rekonstruktion der nord-Portikus fehlt das kapitell für die Halbsäule der zweiten ordnung; man könnte sich allerdings vorstellen, dass dieses analog zur zweiten ordnung der ost-Portikus ionisch gewesen ist. Die Gegenüberstellung der architektonischen elemente der beiden sich im norden und süden gegenüberliegenden abschnitte liefert weitere Hinweise. Man erhält so das gleiche Profil bei den attischen Basen, den gleichen Durchmesser am unte-ren säulenschaft und die gleichen maße der korinthischen kapitelle.

Dem korinthischen Kapitell der Nordseite (Abb. 15) entspricht jenes der Südseite. Es lässt sich dank des fragments eines abakus rekonstruieren, bei dem die untere volute vollstän-dig erhalten ist (Abb. 17); die so erschlossenen Maße der oberen Fassade entsprechen den Einlassspuren auf der Höhe der Position eines Architravblocks (Abb. 18). Ein ionisches Ka-pitellfragment der Südseite (Abb. 19) kann nun der Halbsäule der zweiten Bogenordnung zugeschrieben werden und vervollständigt damit die Gesamtdarstellung der nord-Portikus.

Der zweiten ordnung der süd-Portikus kann man hingegen zahlreiche aus den alten Gra-bungen stammende Fragmente von Konsolgesimsen zuweisen, die in Profil und Dekoration den in der süd-Portikus gefundenen ähneln. auch die am fries der süd-Portikus erschei-nenden Waffenmotive (Abb. 18) entsprechen denjenigen des Frieses der Nord-Portikus, wo man jedoch auf der Rückseite die Flechtmuster eines Spiralmotivs erkennt (Abb. 20). Die Überprüfung der Größenverhältnisse zwischen den einzelnen Bauelementen sowie die Über-einstimmung der technischen und formalen eigenheiten der materialien erlauben es also, die Rekonstruktion der Ansicht für die Nord-Portikus auf die Südseite zu übertragen (Taf. 11).

62 Foresta 2009, 217.

63 Vitr. 5, 9, 4. Noch offen ist die Frage, ob sich die Angaben von Vitruv auf innere oder äußere Säulenstellungen

be-ziehen, vgl. Corso – Romano 1997, 750 Anm. 289. 292. Für die zweite Möglichkeit spricht der Vergleich mit den äußeren korinthischen Portiken auf der oberen Terrasse des Heiligtums von Praeneste, vgl. Lauter 1979, 403 f.; zur Topographie und Organisation des Heiligtums s. Zevi 1994. Ein korinthischer Säulengang verlief vermutlich an der Südost-Seite des Cäsar-Forums, vgl. Maisto – Pinna Caboni 2010, 424 – 426.

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Die PortikenfassaDeDes forumsvon Cumae 205

Abb. 15 c. N-Seite: »Waffen-Portikus«, Untergeschoss: Korinthisches Kapitell aus grauem Tuff (M. 1 : 10)

Abb. 16. N-Seite: »Waffen-Portikus«, Obergeschoss: Block aus grauem Tuff mit Pilaster, Halbsäule und Bogenansatz (M. 1 : 20)

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auch auf dieser seite erhält man einen korinthischen säulengang, der eine Bogengale-rie trägt, deren erweiterung bei der vorliegenden rekonstruktion mit der gleichen anord-nung ebenfalls bis zur anschließenden Pfeiler-Portikus vorgeschlagen wird (Taf. 12). Diese erscheint demnach zusammengesetzt aus einer ersten ordnung von weiten Bögen, auf denen jeweils drei archivolten aufsitzen. Der optische eindruck ruft den vergleich mit Lösungen für stadttore ins Gedächtnis, wie sie in fano 64 und autun 65 dokumentiert sind und oft bei

stadtmodellen erscheinen 66.

Bei einer Gesamtschau der rekonstruierten ansichten erscheint die komposition der Porti-ken von Cumae als einigermaßen ungewöhnlich, was die abfolge von säulengängen und Bo-genportiken betrifft (Klapptaf. 2, 2). Es handelt sich aber nicht um ein völlig neues Schema, da sich eine vergleichbare komposition bereits in der porticus in summa cavea im Heiligtum von Praeneste findet 67. und nicht einmal die architektonische aufteilung auf zwei ebenen ist neu;

man findet sie zum ersten Mal dokumentiert auf einer Münze, die wohl die Basilica Aemilia in der Rekonstruktion von M. Aemilius Lepidus, der 78 v. Chr. Konsul war, darstellt 68.

64 Magnini 2010, bes. 120 Abb. 2. 65 Kähler 1942, 62 Abb. 54. 66 Bacchielli 1984. 67 Lauter 1979, 401 Abb. 6. 68 Steinby 1993, 407 Abb. 88 – 90.

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Die PortikenfassaDeDes forumsvon Cumae 207

Jüngst wurde die these aufgestellt, dass auch die Portiken des Cäsarforums bei einer Ge-samthöhe von 17 m zwei Ebenen gehabt hätten 69. Die Galerie der zweiten ordnung könnte die

Übertragung der hölzernen maeniana von vitruv in stein darstellen 70. in diesem komplexen

Zusammenhang ist der Waffenfries ohne Zweifel zu verorten 71.

als argument für die gleichzeitige errichtung der beiden ionisch-korinthischen abschnitte der Portikus dienen die ausarbeitung der Bauteile sowie die ikonographischen Details der friesdekoration. Die Portiken bilden im verhältnis zum tempel eine perfekt symmetrische, in sich gespiegelte Kulisse (Taf. 13).

69 Maisto – Pinna Caboni 2010, 432. 70 Vitr. 5, 1, 2. Adamo Muscettola 2007, 210. 71 Zweifel in dieser Hinsicht äußert Polito 1998, 144.

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Abb. 19. S-Seite: »Waffen-Portikus«, Obergeschoss: Ionisches Halbsäulenkapitell aus grauem Tuff (M. 1 : 10)

Abb. 20. N-Seite: Gebälkblock aus grauem Tuff mit Waffenfries und Spiralmotiv von der N-Seite des Forums (M. 1 : 20)

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Die PortikenfassaDeDes forumsvon Cumae 209

Diese hervorgehobene Position unterstreicht auch die Relevanz der figürlichen Ausgestal-tung des frieses, der durch die abgebildeten Waffen an die tradition der spolia opima erinnert, die von romulus in den tempel des Jupiter feretrius geweiht wurden 72. Damit kommen wir

auf die Wirkung des figürlichen Frieses zurück, dessen Gestaltung üblicherweise der Ehrung oder aber der selbstrepräsentation des stifters diente. Über die interpretation des frieses ist es also möglich, den anlass einer stiftung zu ermitteln. Dazu ist jedoch zunächst eine genaue Datierung des monuments erforderlich, das aufgrund der stratigraphischen Daten bislang nur grob in spätrepublikanischer Zeit verortet werden konnte 73. eine genauere chronologische

einordnung kann daher nur aus der typologischen und ikonographisch-stilistischen Bewer-tung des figürlichen Bildrepertoires gewonnen werden.

im Großen und Ganzen sind auf dem fries Waffen abgebildet, die auch als realia belegt sind: Brustpanzer, Helme mit halbrunder kalotte und nackenschutz, ovale schilde, halbzy-lindrische schilde mit spiralförmiger mittelrippe, sechseckige schilde mit mittelrippe, kreis-förmige schilde mit abgesetztem rand und zentralem Buckel, Pelten, Lanzen mit dreieckiger spitze, Pfeilköcher, parazonia und säbel.

Man hat festgestellt, daß einige der Waffentypen fiktiv sind 74. man hat also den

zeitgemä-ßen typen die tradierten Bildmuster vorgezogen 75. nichtsdestoweniger kann der realistische

Gehalt des ikonographischen repertoires nicht en bloc verworfen werden, auch wenn der ideologische aspekt mehr Bedeutung erhält als der dokumentarische, da den ansprüchen der repräsentationskunst folgend immer die Lesbarkeit des Bildes gewahrt bleiben muss 76.

in diesem oder in anderen fällen ist eine klare unterscheidung zwischen römischen Waffen und Waffen von Barbaren nur schwer zu treffen, was unter anderem damit zusammenhängt, dass die ausstattung des römischen Heeres nicht einheitlich war, da man die kriegsinstru-mente der völker, mit denen man in kontakt gekommen war, einfach übernahm.

Zusammenfassend lässt sich sagen, daß die Klassifizierung der Bildmotive im Verhältnis zu den epochen ihrer nutzung als echte Waffen mit großer vorsicht einen terminus post quem bieten kann 77. Die fortdauer der spindelförmigen spitze und das fast völlige fehlen

dekorativer schmuckmotive auf den schilden ist z. B. ein indiz für eine Datierung vor der mitte des 1. Jhs. v. Chr. Dagegen spricht der umbo in Beulenform für die epoche Cäsars 78.

Daher lässt sich für den Waffenfries eine vorläufige Datierung zwischen der Mitte und dem ende des 1. Jhs. v. Chr. postulieren. Weitere Hinweise zur zeitlichen einordnung des monu-ments konnten anhand der Bauteile gewonnen werden, die im verlauf der neueren Grabungen freigelegt wurden 79. Hierbei soll zunächst auf die von Henner von Hesberg durchgeführte

analyse der fragmente der korinthischen kapitelle hingewiesen werden, die er unter den 72 Polito 1998, 27 – 29.

73 Petacco – Rescigno 2007, 106 f.

74 eine Zusammenstellung der untersuchungen zu Waffenmotiven und eine typologie der abgebildeten Waffen

findet sich bei Polito 1998, 33 – 70. Eine Diskussion der Motive nun auch bei Strazzulla 2007, 71 – 110.

75 Leander Touati 1987, 42 – 53.

76 Die übergeordnete Bedeutung der Waffenmotive wurde von Hölscher 1980b in Hinblick auf die dunkelgrauen

steinreliefs aus rom aus dem Gebiet des fidestempel herausgearbeitet; vgl. auch Hölscher 1988; eine Zusam-menstellung der Untersuchungen nun auch bei Polito 1998, 121 – 127. Zu Waffen als sozialem Statussymbol und Mittel der Selbstdarstellung einer lokalen Elite s. Strazzulla 2007, 112 – 115.

77 Tempesta 1991/1992.

78 Polito 1998, 42 f. Eine Typologie der Schilde auf der Basis echter Waffen erarbeitete Nabbefeld 2008. Die

Gren-zen dieser Untersuchung zeigt die ReGren-zension von Polito 2011.

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materialien der alten Grabungen vorfand. er war sich der schwierigkeit bewusst, eine ent-wicklungslinie des korinthischen normalkapitells von seinem ersten auftauchen in italien am Ende des 2. Jhs. v. Chr. bis zur vollen Übernahme in mittelaugusteischer Zeit zu ziehen, und erstellte eine auf der äußeren Chronologie basierende stilistische reihe. in diesem modell bildet das Kapitell aus Cumae zusammen mit anderen Exemplaren eine zwischen dem 2. und dem 1. Jh. v. Chr. datierbare Gruppe, aber nicht basierend auf einer stilistischen Bewertung, sondern aufgrund der angenommenen Chronologie des monuments, zu dem sie gehören.

Diese Herangehensweise an das Problem tritt noch deutlicher zutage bei der analyse des konsolgesimses, das vom autor in die nähe einer reihe von spätrepublikanischen und früh-kaiserzeitlichen stücken gerückt wird, dann aber – gemäß der sullanischen Datierung des bereits in der damaligen Literatur als gesichert geltenden fundzusammenhangs – doch in die erste Hälfte des 1. Jhs. v. Chr. datiert wird 80.

im Gegensatz dazu ist erkennbar, dass das neu gefundene kapitell einen der normalen ord-nung entsprechenden kalathos in doppelter reihe mit akanthus zeigt sowie kelchblätter, aus denen vertikal verlaufende spiralen hervorwachsen, die mit ihrer volute über den abakus hi-nauskragen, auf dem sich schließlich die Blüte befindet (Abb. 15. 17) 81. Das akanthusblatt

be-sitzt eine zentrale Äderung, aus der sich die Caules entwickeln, die in Lanzettblätter aufgeteilt sind, welche so anliegen, dass zwischen ihnen schmale Zwischenräume entstehen.

obgleich der schlechte erhaltungszustand der fragmente eine analyse erschwert, ist doch eine stilisierung der vegetabilen elemente zu beobachten, die typisch für die Zeit des zweiten triumvirats ist 82. als Beispiel dafür kann die ausarbeitung des akanthus mit fünf bis sechs

brei-ten, spitz zulaufenden Blättern dienen, die durch eine leichte mittelrippe charakterisiert sind. Durch die anordnung der Blätter entstehen aufgrund der schattenwirkung dunkle Dreiecke.

Dieses Detail ist ein wichtiges chronologisches indiz, gerade im vergleich zu den kapitel-len vom Beginn des Jahrhunderts, bei denen die Blätter mit parallekapitel-len rippen ausgearbeitet sind und kreisförmige schatten erzeugen, was sehr gut an den kapitellen des Dioskuren-tempels in Cori beobachtet werden kann 83.

Derartige merkmale sind kennzeichnend für die Gruppe, der von Hesberg das kapitell aus Cumae zuschreibt. im Licht der neuen funde scheint es dagegen, dass die vergleiche in kapitellen späterer Zeit gesucht werden müssen. unter dem vorbehalt, dass es sich nicht um das gleiche Baumaterial handelt, kann eine gewisse nähe zu den kapitellen der ersten serie des fortuna augusta-tempels in Pompeij erkannt werden. Diese werden Handwerkern zu-geschrieben, die sich auch in augusteischer Zeit noch der späthellenistischen formensprache bedienten 84. in dieselbe reihe tradierter formen aus der Zeit des späten triumvirats gehört

auch ein kapitell aus ostia, das ins letzte viertel des 1. Jhs. v. Chr. datiert werden kann 85. ein

80 von Hesberg 1980, 152. 81 Heilmeyer 1970, 12 – 14. 82 Heilmeyer 1970, 36 – 42.

83 von Hesberg 1981, 22, der zu dieser Gruppe außerdem ein in der Kathedrale von Sermoneta wiederverwendetes

Kapitell (von Hesberg 1981, Abb. 5), die Kapitelle von Civita di Bagno bei l’Aquila (von Hesberg 1981, Abb. 6) und ein Kapitell von der Rocca die Rettori in Benevent zählt (von Hesberg 1981, Abb. 7).

84 Heinrich 2002, 27 – 43. 64 Nr. K 7 a. b; Heilmeyer 2010, 201. 203 Abb. 7. Heilmeyer betont die Problematik, eine

einheitliche Entwicklungslinie des korinthischen Normalkapitells in Italien vom Beginn des 2. Jhs. v. Chr. zu zie-hen. er unterstreicht dabei vor allem die abweichungen, die sich aus dem jeweils verwendeten material ergaben sowie aus dem einsatz unterschiedlich gut ausgebildeter Handwerker, die oft zusammen auf derselben Baustelle arbeiteten, s. Heilmeyer 2010, 198 – 203.

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Die PortikenfassaDeDes forumsvon Cumae 211

interessantes vergleichsbeispiel bieten auch die kapitelle aus dem theater von arles. sie bestehen aus lokalem stein und sind eine Produktion regionaler Werkstätten, orientieren sich aber, nach der meinung Pensabenes, auch in fortgeschrittener augusteischer Zeit an den mo-dellen des späten triumvirats 86.

Das ionische kapitell zeigt einen schmalen echinus mit ionischem kyma aus eierstab und Lanzetten über einem astragal mit stark länglichen Perlen und paarweise angeordneten Scheiben über einem recht kurzen Hypotrachelion (Abb. 19). Die Einschnürung zwischen echinus und abakus ist vergleichsweise hoch und konkav gestaltet. Die voluten fehlen, aber die Halbpalmetten, welche die ersten eier des kymations in den Zwickeln überdecken, sind noch deutlich zu erkennen. einen guten vergleich liefert ein kalksteinkapitell aus nola in Kampanien, das seinerseits wiederum große Ähnlichkeiten mit einem Kapitell aus Ordona aufweist, das in spätrepublikanische Zeit datiert werden kann 87.

ein neues Geisonfragment besteht aus einem breiten, geglätteten oberen Bereich und aus rechtwinkligen Konsolen (Abb. 21). Die Konsolen sind grob geschnitten und zeigen im Pro-fil eine Hohlkehle und eine schmale Leiste. Innerhalb dieser Rahmung befinden sich in den Soffitten kleine Ornamente wie einzelne Waffen, Rosetten oder ähnliche florale Motive. In der Seitenansicht werden die Soffitten von einer Hohlkehle und der Schmuckleiste der Sima über-ragt. unterhalb der konsolen entwickelt sich dann eine abfolge von einem Zahnschnitt mit engstehenden, äußerst flachen Zähnen, einer schmalen, glatten Leiste und einem Astragal mit stumpfen, bikonischen spulen. anders als das Geisonfragment, das von Hesberg aufgrund des fehlenden Zahnschnitts und der groben machart an den Beginn des 1. Jhs. v. Chr. datierte 88,

verweist hier der in kombination mit der Zierleiste erhaltene Zahnschnitt auf eine spätrepub-likanische entstehungszeit. Das neue Geisonfragment kann daher einer Gruppe zugeordnet werden, die von Hesberg zusammengestellt hat und die ihren anfang in der regia in rom findet, wo dieses Motiv zum ersten Mal am Umbau des Jahres 36 v. Chr. zu beobachten ist 89.

Es scheint daher, dass sowohl die Analyse der Bauteile als auch diejenige der figürlichen elemente des frieses, die bisher nur isoliert voneinander betrachtet wurden, für eine Datie-rung der »Waffen-Portikus« nach der Mitte des 1. Jhs. v. Chr., genauer gesagt in die 30er Jahre des 1. Jhs. v. Chr. sprechen.

stefania adamo muscettola führt die umstrukturierung des forumsareals auf einen anpas-sungsprozess an vorbilder aus rom zurück, der im Zusammenhang mit der politischen ent-wicklung der stadt zu sehen sei 90. Wenn wir wie bisher davon ausgehen, dass den Bewohnern

von Cumae mit der Lex iulia 90 v. Chr. das römische Bürgerrecht verliehen wurde, müssen wir dem Prozess der Monumentalisierung eine Zeitspanne von etwa 50 Jahren einräumen, die mit der »Masken-Portikus« beginnt und mit der »Waffen-Portikus« endet.

Damit ist zur ausgangsfrage zurückzukehren, inwiefern die architekturornamentik über einen dekorativen effekt hinaus rückschlüsse auf die ideologischen absichten des stifters zulässt. Welche interpretationsmöglichkeiten bietet uns in dieser Hinsicht das Bildprogramm der Portiken von Cumae?

86 Pensabene 1994, 306 – 308 Abb. 5. 5 a.

87 Casteels 1976/1977. Die Kapitelle werden als Produkte einer lokalen Werkstatt gedeutet.

88 von Hesberg 1980, 150. Gegen die von Hesberg hervorgehobene »Gedrungenheit der Stützen« ist

einzuwen-den, dass einer unvoreingenommenen Bewertung der stücke der verlust der ursprünglichen stuckverkleidung im Wege steht.

89 von Hesberg 1980, 152 Taf. 23, 3. 90 Adamo Muscettola 1998, 230.

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Abb. 21. N-Seite: »Waffen-Portikus«, Obergeschoss: Eckkonsole aus grauem Tuff (M. 1 : 10)

Die ungewöhnliche Wahl der masken als Dekorationselement einer Portikus kann aus der tradition erklärt werden, dass auf dem forum theateraufführungen stattfanden. Durch latei-nische Autoren wird bestätigt, dass insbesondere satirische Bühnenstücke häufig in diesem rahmen aufgeführt wurden. Die fokussierung auf das theater und die satire im Besonderen führt unmittelbar zur Person des Lucius Cornelius sulla, der seine letzten Lebensjahre in Cumae verbrachte. Hier gründete er eine eigene theatergruppe und verfasste selbst bis zu seinem Tod im Jahr 78 v. Chr. satirische Stücke. Nach Auffassung von Muscettola könnte der Bau der »Masken-Portikus« auf eine Initiative Sullas zurückgehen. Im Bildprogramm wür-den sich somit sowohl die vorlieben des stifters als auch die erwartungen der Bürgerschaft

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