• Non ci sono risultati.

Zur Implementation von Gerichtsurteilen : Hypothesen zu den Wirkungsbedingungen von Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2021

Condividi "Zur Implementation von Gerichtsurteilen : Hypothesen zu den Wirkungsbedingungen von Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts"

Copied!
24
0
0

Testo completo

(1)

e u r o pXi s c h e s h o c h s c h u l i n s t i t u t ABTEILUNG RECHTSWISSENSCHAFTEN

E U I W O R K I N G P A P E R No. 44 Zur Implementation von Gerichtsurteilen Hypothesen zu den Wirkungsbedingungen von Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts

von

Thomas Gawron, Freie Universitat Berlin Ralf Rogowski, Europ. Hochschulinstitut Florenz

320

EUI G 2 0 6 5 0

Uberarbeitete Vorlage eines Referates zum wissen- schaftlichen KongreB der Deutschen Vereinigung fur politische Wissenschaft, Berlin 4. - 7.10.1982, in der Arbeitsgruppe "Steuerungsmedien: Recht" (C 1)

BADIA FIESOLANA, SAN DOMENICO (FI)

©

The

Author(s).

European

University

Institute.

version

produced

by

the

EUI

Library

in

2020.

Available

Open

Access

on

Cadmus,

European

University

Institute

Research

Repository.

(2)

Alle Rechte vorbehalten. Abdruck, auch auszugsweise nur mit Zustimmung der Autoren.

(C) Thomas Gawron & Ralf Rogowski Druck: Europaisches Hochschulinstitut

Florenz, Marz 1983 Printed in Italy

©

The

Author(s).

European

University

Institute.

Digitised

version

produced

by

the

EUI

Library

in

2020.

Available

Open

Access

on

Cadmus,

European

University

Institute

Research

Repository.

(3)

Zur Implementation von Gerichtsurteilen

Hypothesen zu den Wirkungsbedingungen von Entscheidungen des Bundesverfas- sungsgerichts

Thomas Gawron and Ralf Rogowski

Wirkungsbedingungen der Verfassungsgerichtsbarkeit der Vereinigten Staaten werden schon seit gut zwei Jahrzehnten rechts- und politikwissenschaftlich diskutiert und erforscht. In einem deutlichen Gegensatz dazu steht die For schungssitation in der Bundesrepublik Deutschland. Zwar werden Entscheidun gen des Bundesverfassungsgerichtes mehr oder weniger regelmàSig in der breiteren 5ffentlichkeit der Medien beachtet und diskutiert, zwar ist in der gut dreiBigjàhrigen Geschichte des Gerichtes sehr viel ùber seine Stel lung im politischen System und etwas uber seine Akteure geschrieben worden Es fehlen aber nahezu vòllig empirische Arbeiten ùber die Spruchtàtigkeit des Gerichtes und vor allem: eine analytische Beschàftigung mit den Struk- turen, Prozessen und Akteuren bei der Durchseczung und wirkung ergangener Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichtes, also den Implementations- bedingungen.

Als erster Schritt zu ihrer empirischen Erforschung soli zunàchst ein kur- zer Oberblick ùber wesentliche Entwicklungen in der Justizforschung zu Wirkungsbedingungen hauptsàchlich des amerikanischen Supreme Courts gege- ben werden. Anhand dieser Ergebnisse werden dann erste empirisch (stati-

stisch) informierte Hypothesen zu den Wirkungsbedingungen von Bundesver- fassungsgerichtsentscheidungen vorgestellt. Diese Thesen verstehen sich zugleich als ein weiterer Baustein zu einer "Soziologie des Bundesverfas- sungsgerichts".

1. Impact- und Implementationsanalysen

Impact- und Implementationsanalysen zu den Wirkungsbedingungen insbeson- dere des amerikanischen Supreme Court bilden schon seit den beginnenden sechziger Jahren ein Forschungsfeld besonders der empirischen Politikwis- senschaft (1). Impact-Studien reagierten auf das einseitige Analyseinter- esse der damaligen Verfassungsgerichts-Untersuchungen, das sich auf Infor­

ma t ion sbeschaffung zur Erklàrung des Entscheidungsverhaltens von Verfas-

sungsrichtern beschrànkt hatte. Von fùhrenden Vertretern ist der Ansatz dieser frùhen Supreme Court-Untersuchungen selbst als Behaviorismus ge- kennzeichnet worden (2), da die Attitùden, Attribute und Verhaltensweisen von Verfassungsrichtern im Vordergrund der soziologischen Analyse stan- den. Nach der Effektivitàt der Gerichtsurteile wurde nur am Rande gefragt und selten anders als mit gerichtsinternen Variablen geantwortet. Weil aus einem solchen richterzentrierten Blickwinkel Wirkungen, Erfolge und MiBerfolge und Nicht-Wirkungen von Entscheidungen des Verfassungsgerich- tes nicht adàquat erklàrt werden konnen, entwickelte sich eine Forschungs- richtung, die die Einflusse (Impact) des Gerichts auf seine soziale und politische Umwelt. sowie auf die Adressaten der Entscheidungen untersucht. In den Mittelpunkt dieser Analysen rùckten die sozialen Bedingungen, auf die die Gerichtsentscheidungen einwirken. In gewisser Weise spezieller und theoretischer wird dieser Ansatz neuerdings dahingehend weiterentwickelt, daB nach den Prozessen gefragt wird, die die Durchsetzung der Entschei- dung kennzeichnen. Die Implementationsbedingungen werden bei den Akteu­ ren erforscht, die die Entscheidungen umzusetzen haben. Die Struktur die- .

©

The

Author(s).

European

University

Institute.

version

produced

by

the

EUI

Library

in

2020.

Available

Open

Access

on

Cadmus,

European

University

Institute

Research

Repository.

(4)

ser Implementationsinstitutionen und ihre Transformationsleitstungen ste- hen im Mittelpunkt dieser Forschungen, die das unbekannte Netz zwischen Gericht und seinen Adressaten zu .erhellen versuchen.

1. Impact-Forschung

Impact- (oder EinfluB) Studien kônnen aus dem Bedürfnis erklârt werden, nicht nur die gerichtlichen Wirkungen in der gesellsch ;• clichen Wirklich- keit zu erforschen, sondern darüber hinaus etwas Ciber Widerstandformen bei den Adressaten der Gerichtsurteile zu erfahren. Nicht mehr das Gericht im weitesten Sinne ist das Untersuchungsobjekt, sondern das Forschungsin- teresse richtet sich auf die dem Gericht unterwcrfenen Organisationen und Bürger. Impact-Forschung ist getragen von dem, was Podgorecki "skeptischen Pessimismus" bezüglich der Effektivitâtsforschung genannt hat: Es muB ge- fragt werden, warum das Gericht angesichts der Vielfalt informeller sozia- ler Beziehungen (uberhaupt) EinfluB auf das gesellscha“"iiche Leben hat bzw. nehmen kann (3).

Seit Gusfields Untersuchung des Erfolgs der amerikaniscnen "Temperance"- Bewegung gegen Alkoholkonsum (4) ist es üblich geworden, zwischen symboli- schen und instrumentelien Zwecken von Regeln, Gesetzen und Urteilen zu unterscheiden. Wâhrend instrumentelle Handlungen auf Verhalten zielen, sollen sich symbolische auf Einstellungen richten. Der Bewegung der Tempe- renzler konnte symbolische Effizienz im Hinblick auf restriktive Alkohol-

(verbots)gesetze bei gleichzeitigem instrumentelien Fehlschlâgen in den Situationen aktuellen Alkoholgenusses attestiert werden. Âhnliches wird dann von der Desegregation-Politik des Supreme Court behauptet, wenn da- rauf hingewiesen wird, daB trotz weitgehender moralischer Achtung auch fünfzehn Jahre nach den Entscheidungen in weniger als drei Prozent der südstaatlichen Schulen tatsâchlich die Rassentrennung aufgehoben ist (5). Eine Gewichtung zwischen den symbolischen und instrumentellen Komponenten hângt nun entscheidend - und das ist eine der wichtigscen Einsichten der Impact-Forschung - von den unterschiedlichen Adressaten der Verfassungs- gerichtsentscheidung ab. Insbesondere die heftigen Abwehrreaktionen auf die Anti-Rassendiskriminierungsrechtssprechung des Supreme Court (begin- riend mit Brown vs. Board of Education of Topeka 347 U.S. 483 (1954) mach- ten das Problem der fehlenden Umsetzungsorgane fur Supreme Court-Entschei- dungen deutlich. Speziell das Verfassungsgericht ist also angewiesen auf die Abnahmebereitschaft der Adressaten.

Die Anti-Diskriminierungsentscheidungen des Supreme Court zielten auf eine Politik des gleichberechtigten Zusammenlebens von WeiBen und Farbigen, also auf "sozialen Wandel" (6) durch Verfassungsrechtsprechung. Die herr- schende politische und rassische Wertestruktur des Südens der U.S.A. wur- de durch den Supreme Court angegriffen. Untersuchungen der Anti-Diskrimi- nierungs-Rechtsprechung, insbesondere zur Desegration in Schulen (7) und zum verfassungsrechtlichen Verbot einer Schulpflicht, die Bibellesen und Beten in ôffentlichen Schulen obligatorisch vorschreibt (8), konnten zei- gen, daB die Effektivitât des Gerichtseinflusses nicht nicht nur unter- schiedlich nach sozialen Gruppen zu beurteilen ist, sondern daB die Effek­ tivitât ganz entscheidend von dem Verhalten der Umsetzungsakteure abhângt. Gerichte, Gesetzgeber und Behôrden sind dabei nicht nur als Beteiligte bei der Umsetzung, sondern zugleich als Hauptadressaten der verfassungs- gerichtlichen Entscheidungen zu qualifizieren. Von ihrer Befolgungsbe- reitschaft oder ihrem Widerstand hângt die Effektivitât entscheidend ab.

©

The

Author(s).

European

University

Institute.

Digitised

version

produced

by

the

EUI

Library

in

2020.

Available

Open

Access

on

Cadmus,

European

University

Institute

Research

Repository.

(5)

3

Das Bild der sich von selbst vollstreckenden und wirkenden Verfasungsge- richtsurteiLe wurde von den Impact-Studien gerade durch Aufzeigen der Ar- beitsweise der vielfâltigen Adressaten als Umsetzungsakteure dieser Ur- teile aufgeweicht. Diese Akteure folgen eigenen RegelmâBigkeiten, Ideo- logien und Wertemustern. Dies wird besonders dann zum Problem, wenn sich ein Loyalitâtskonflikt der Amtsperson, sei es nun ein Kommunalbeamter, ein Richter oder ein KongreBabgeordneter, zwischen Wâhlerauftrag und Su­ preme Court-Intention ergibt. Bei Südstaatenrichtern unterschied Hamil­ ton (9) drei Reaktionsmuster:

- aktive oder "aggressive" Befolgung des Supreme Court Urteils;

- aktiver Widerstand;

- Ablehnung des Supreme Court Urteils, wâhrend Respekt vor der hôheren Instanz Auflehnung verbietet.

Die erstaunliche Tatsache des Widerstands der unteren Gerichte gegen die hôchste gerichtliche Instanz, sowie die selektrve Umsetzung der Recht- sprechung durch Behôrden wird auf die Einbindung dieser Institutionen in eine "politische Kultur" zurückgeführt. In einem empirischen Test dreier Hypothesen bezüglich Nichtbefolgung von Verfassur.gsgerichtsurteilen durch Untergerichte (These 1: Soziale Herkunft der Rrchter ist bestimmend;

These 2: Neustadts Hypothèse, daB die Kommunikationsstruktur des Verfas- sungsgerichtsurteils entscheidend ist; These 3: Nicht-Befolgung korre- liert direkt mit den disruptiven Wirkungen in der politischen Umwelt des

Untergerichts) hatte nur die dritte These über die Beziehung der Untergerichte, aber auch des Supreme Court zur politischen Kultur und Umwelt Bestands-

kraft (10). Somit kann festgehalten werden, daB es weniger das Urteil selbst, als vielmehr die Adressatenkultur ist, die seine Effektivitât beeinfluBt.

Die Impact-Studien selbst werden dementsprechend auch nach den untersuch- ten Adressaten eingeteilt: Unterschieden werden kônnen Studien

- zum Gesetzgeber (President und Congress); - zu den Untergerichten;

- zu einzelstaatlichen Regierungen und kommunalen Verwaltungen; - und zur ôffentlichen Meinung (11).

Methodisch zeichnet die Impact-Studien eine erfrischende Fallorientiert- heit aus, die Formen der Befolgung und Nicht-Befolgung mit Hilfe von Be- fragungen, Verhaltens-und Einstellungsanalyse und anderer empirischer Instrumente in konkreten geschichtlichen Situationen nachspürt.

Der Impact-Forschung kann allerdings Unterkomplexitât hinsichtlich ihrer Hypothesenvorgeworfen werden (12). Der Mangel an einer Theorie, die den ProzeBcharakter der Durchsetzung erkennt und Qber die Analyse der Wech- selwirkung von sozialem/politischem Umfeld und Supreme Court das Verfas- sungsgericht wieder in den Blick bekommt, markiert zugleich Unterschied wie Übergang zur (zeitlich erst in den siebziger Jahren einsetzenden) Implementationsforschung.

2. Implementationsanalyse

Implementationsanalysen entstanden als Antwort auf Problème bei der Durch— setzung gesetzgeberischer Reformen. Ein Klassisches Beispiel bilden die ôkonomischen HilfsmaBnahmen, mit denen in den sechziger Jahren von der amerikanischen Zentralregierung versucht wurde, strukturschwachen

Gebie-©

The

Author(s).

European

University

Institute.

version

produced

by

the

EUI

Library

in

2020.

Available

Open

Access

on

Cadmus,

European

University

Institute

Research

Repository.

(6)

ten durch Mittelvergabe und Einrichtung von "Economic Development Admini­ strations" zu helfen. Eine Analyse der Gründe für das weitgehende Schei- tern eines solchen Programms in Oakland, Kalifornien, stellt die Studie von Pressman/Wildavsky (13) dar, die den Ausgangspunkt für andere empi- rische Studien zur Implementation von staatlichen Mafinahmen bildete. Ge- setze und andere staatliche Rechtsinstrumente wurden in dieser Studie als Programme beschrieben, die sowohl politische Statements für ein po- litisches Problem als auch Handlungsanweisungen für Implementationsakteure enthalten. Die generelle These von Pressman/Wildavsky lautet, daS Ineffek- tivitâten bei der Politikumsetzung in erster Linie mit den Bedingungen und Strukturen der Implementationsakteure erklârt werden müssen, auf die Programmstrategien abgestellt sein müssen. Die Tatsache, daB politische Programme von den Implementationsakteuren systematisch unterlaufen werden, wird auf komplexe Regelstrukturen (Entscheidungsmultiziplitât) im Imple- mentationsprozeB zurückgeführt. Eugene Bardach hat im AnschluB an Press­ man/Wildavsky das Zusammenwirken der Implementationsakteure als "Spiel"

(Implementation Game) analysiert (14). Von ihm werden vier "Spiele", die als Reaktionsmuster der Implementeure bezeichnet werden kônnen, heraus- gestellt:

- Diversion von Ressourcen,

- Transformation der politischen Ziele,

- Resistenz bei der politischen Kontrolle der Administration, - Dissipation von administrativer Energie.

Neben Anleihen bei der Organisationstheorie sind bei der Analyse der Re- gelmâBigkeiten in Implementationsstrukturen Elemente aus der sozialpsy- chologischen Théorie der kognitiven Dissonanz und ôkonomische Konzepte zu finden (15).

Versucht man, diesen Implementationsansatz zu beschreiüen, kann zunâchst auf die das gegebene Programm sowie die Implementationsstruktur umgebende Problemsituation verwiesen werden. Allerdings ergeben sich die Problème in der Regel nicht in Form eines einmaligen Zusammentreffens von Faktoren zu einer bestimmten "Konstellation", sondern gewinnen ihre Bedeutung aus dem ProzeBcharakter eines Implementationsvorganges, in dessen Verlauf

(erfolgreich oder erfolglos) versucht wird, die Problemsituation "klein- zuarbeiten".

Für die Analyse des Implementationsprozesses sind demnach folgende Dimen- sionen zu berücksichtigen:

- Problemsituation - Programm

- Implementationsstruktur - Implementationsakteure.

Die Forschungen, die sich explizit der Implementationsfragestellung wid- meten (16), haben zum grôBten Teil ihr Hauptaugenmerk auf die organisa­ tions- und aktorbezogenen Variablen gerichtet, die bei der Umsetzung und Durchführung von Gesetzen und anderen (politisch initiierten) Handlungs- programmen durch Verwaltungstrâger die Ergebnisse administrativen Han- delns zu bestimmen vermôgen.

In diesen Forschungen wurden generell hervorgehoben die Bedeutung der Pro­

gramms truktur für den Implementationsgang, die ProzeBorientierung, d.h.

auf Dauer und Wiederholung gerichteten Aktionsformen der beteiligten Personen und Organisationsmitglieder ,sowie die Wirkungen der strukturel- len und organisatorischen Rahmenbedingungen des Interaktionsprozesses auf das Ergebnis eines zu implementierenden Gesetzes oder anderen Handlungs- programmes.

©

The

Author(s).

European

University

Institute.

Digitised

version

produced

by

the

EUI

Library

in

2020.

Available

Open

Access

on

Cadmus,

European

University

Institute

Research

Repository.

(7)

Gerade der Verfassungsgerichtsforschung kann der Implementationsansatz sowohl in theoretischer wie in praktischer Hinsicht neue Impulse vermit- teln. In theoretischer Hinsicht wird mit diesem Ansatz ein breiterer Blick- winkel angelegt, wenn etwa die politologische Macht-Konzeption Oder Orga- nisationstheorie zur Analyse der Implementationsprozesse des Supreme Courts herangezogen werden (17). Baum (18) sieht den Vorteil des Implementations- ansatzes gegenüber dem Impact-Ansatz neben der theoretischen politologi- schen Vorarbeit vor allem in der Interdisziplinaritât, die es gestattet, die "judicial implementation" als eine Form von Politikimplementation zu sehen. Sein eigenes organisationssoziologisches Mcdell stellt im Imple- mentationsprozeB des Supreme Courts die Kommunikaticnsstruktur zwischen dem Obergericht und den Implementationsakteuren in den Vordergrund. An­ ders als Max Weber, der ein hierarchisches Bürokratiemcdell mit rational handelnden Entscheidern und Untergebenen entwickelte, geht Baum von einer

strukturgegebenen Handlungsautonomie der Untergebenen aus, die das Pro­ blem der "Transmission der Direktiven" zentral werden laBt. Die Kommuni- kation zwischen Supreme Court und Implementationsakteuren ist neben der aktorbezogenen Programmformulierung im Urteil sowohl von den Reaktions- mustern der Implementeure, die auf

- Interessen,

- Politikprâferenzen und - Autoritâtsglauben

der Implementationsakteure zurückgeführt werden kônnen (19), wie auch von den "Beeinflussungsmechanismen" des Supreme Court abhângig, zu denen Baum

- Isolierung, - Bestrafung und

- Oberzeugung Oder Uberredung von Implementeuren zâhlt (20).

II. Hypothesen zu den Wirkungsbedingungen von Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts

Die Implementationsforschung zum deutschen Bundesverfassungsgericht kann an die - wesentlich amerikanischen - Impact- und Implementationsforschun- gen anknüpfen. Sowohl die Programmqualitât von Bundesverfassungsgerichts- entscheidungen, also die Erkenntnis, dafi im Urteil selbst eine Handlungs- anweisung an Implementationsakteure enthalten sein muS, als auch der Pro- zeBcharakter der Implementationsvorgânge mit einem Netz von mehr oder weniger deutlich identifizierbaren Beteiligten kônnen Perspektiven für die deutsche Forschung offnen. Insbesondere die Erkenntnis einer "relati- ven Autonomie" der Implementationsakteure führt zur Forschungsfrage nach den Implementationsstrukturen von Bundesverfassungsgerichtsentscheidun- gen.

Implementationsstrukturen

Zur Analyse der Implementationsstrukturen erscneinen uns generell drei Arbeitsschritte erforderlich:

- erstens die Identifizierung der an der Durchführung eines Programms (institutionell durch Verfahrens- und Beteiligungsvorschriften "garantierten") beteiligten administrativen Einheiten (implementie- rende Institutionen)

- zweitens die Bezeichnung der im ImplementationsprozeB beteiligten Ak- teure und das Nachzeichnen ihrer Aktionsformen (ProzeBaspekt)

©

The

Author(s).

European

University

Institute.

version

produced

by

the

EUI

Library

in

2020.

Available

Open

Access

on

Cadmus,

European

University

Institute

Research

Repository.

(8)

- drittens die Analyse von "Entscheidungsmultiplizitàten" mit Hilfe der organisatorischen und sozialen Konstallationen im Implementationspro- zeB. Die sozialen RegelmàBigkeiten im EntscheidungsprozeB auf der Im- plementationsebene kònnen dann funktional im Hinblick etwa auf admini­ strative Koordination und Legitimationsbeschaffung analysiert werden

(Funktionsaspekt).

Die Implementationsstruktur von Entscheidungen und Urteilen des Bundesver­ fassungsgerichts weist einige Besonderheiten gegenuber Implementations- strukturen von anderen empirisch erforschten Politikbereichen auf. Zunàchst kann darauf hingewiesen werden, daB dem Bundesverfassungsgericht keine eigene Vollzugsbehòrde zur Seite steht. Nur in Einzelfalien hat das Bun- desverfassuhgsgericht bisher von seiner in § 35 BVerfGG eingeràumten Kom- petenz Gebrauch gemacht, die Vollziehung des Urteils durch eine entspre- chende Ermàchtigung an eine Bundes- oder Landesbehòrde auszusprechen (21). Von Rechtssoziologen, die gewohnt sind, die "Wirksamkeit" von Recht an Vollzugsinstanzen zu messen, die Regeln und Entscheidungen Befolgungs- chancen verleihen und bei Nichteinhaltung den Zwangsapparat mobilisieren kònnen, muBte dem Bundesverfassungsgericht wohl "Unwirksamkeit" unter- stellt werden. Denn es ist gerade im Hinblick auf den Ausnahmecharakter des § 35 BVerfGG hervorzuheben, daB das Gericht ublicherweise eine Abnah- mebereitschaft unterstellt. Juristen weisen zumeist auf die Autoritàtsan- erkenntnis des Urteilsspruches durch die ProzeBparteien hin und werden von Sozialwissenschaftlern mit dem Hinweis auf die symbolische wirkung der Urteile des Bundesverfassungsgerichts unterstùtzt (22). Sofern diese Aussage empirisch und nicht normativ im Sinne lediglich unterstellten Konsenses gemeint ist, kann sie u.E. darauf hinweisen, daB die Implemen- tationsstrukturen bei gerichtsfòrmig produzierten Programmen bereits im gerichtlichen Verfahren ansetzen und durch die Parteien und ProzeBkon- stellationen mitdefiniert werden.

a) Parteienkonstellationen und ProzeBhàufigkeiten

Die Parteienkonstellationen im VerfassungsprozeB - anaers als bei zivil- rechtlichen oder óffentlich-rechtìichen Streitigkeiten, bei denen die Parteienkonstellation idealtypisch dichotomisiert werden kann (Private gegen Private, Private gegen Staat)" zeichnet eine Vielzahl vóllig unter schiedlicher ProzeBtypen sowie Klagefuhrer und - sofern vorhanden - Klage- gegner aus.

Die Obersicht auf der folgenden Seite kann Parteienkonstellationen und ProzeBhàufigkeiten verdeutlichen.

Die ProzeBhàufigkeiten lassen unschwer drei Verfahrensschwerpunkte erken- nen: Den bei weitem gròBten Anteil. der Spruch- und Entscheidungstàtigkeit des Bundesverfassungsgerichts machen die Verfassungsbeschwerden aus

(3017 entschieden, 27739 durch Richterausschùsse beschieden). Den zweiten Platz nehmen die konkreten Normenkontrollklaqen ein (674) . Bei beiden Ver- fahrenstypen sind im strikten Sinne keine ProzeBgegner zu verzeichnen.

Im groBem Abstand folgen die "Verfassungsorqanstreitigkeiten1*,also jene

Verfahren, in denen sich Verfassungsorgane als ProzeBparteien gegenuber- stehen oder in denen Verfassungsorgane die abstrakte Normenkontrolle an- strengen (23) .

Auch wenn die Verfassungsbeschwerden und konkreten Normenkontrollverfah— ren im strengen Sinn "gegnerfrei'' sind, so richten sich doch beide

Klage-©

The

Author(s).

European

University

Institute.

Digitised

version

produced

by

the

EUI

Library

in

2020.

Available

Open

Access

on

Cadmus,

European

University

Institute

Research

Repository.

(9)

Pr oze Bh au fi g k ei t e n * Pa rt ei en kon st ell at ion en

7

P CU c tn 01 O' cn tn (Tl p p s <U P M 0) P •H Q di P cn •H p £ U 0) p <u XI cn cn 0 P P a» cu tu CU a c a G a G (0 o « 3 <0 0 cn o> a* tn cn tn p p p p p p p 0 0 0 0 0 (U r. cn cn cn cn cn P 0» tn tn tn tn A in c § g § c3 PÜ 33 0) cn cn cn i cn cn P cn p -p cn cn cn cn cn cn cn CU 3) (0 IO (0 co cO <u O tn p p p p p p TJ p p P p p p p P G p a co CU cu CU (U cu 3 CU a a, > > > > > CO > s 1 3) a> CU 3) CU 3» 31 ai ai cu 0) (U C c c a c a G c c c cn c

cO 3 <o ai <a <o <o <0 cO (0 iO G co

cn o> tn P cn tn tn tn cn cn cn G tn p u p tn p p p p p p p ü) p 0 0 O P 0 0 0 o 0 0 0 0) o cn cn cn p in cn cn cn cn cn cn <3 en cn 0* tn A tn cn tn tn tn tn tn tn c 3 § § 8 § § S § % g § ai ai Ma) c3 cn cn u p cn cn cn cn cn cn cn p p > p en tn cn a ai cn m cn cn cn cn cn A A en .G en cO <3 <0A cO (0 <0 co cO (0 0 tl O a) o cO p CM p « 4 P P P p p p p *r-f p p p V* P A P P P P p p p p p G p P 31 a) ai CO 3) 3) 3) ai ai 31 1‘ 3) CU 3 3) 3) > > > * > > > > > > > o c5 ► G tn > P A U TJ 1 U c cn p 3 0 ce p 31 -C P N ü 3) O ■ P > p P a c en ■p o en ai 03 c s en 3 P 4—«* »—c OS (0 CJ en S J CO P PJ O ai o as > a P P CO m O' <0 H P 0) > I <33 3 c j tj ai V c 0) 3 CU P I p in H O ' tJ> 01 cu c 3 P 3 o cn <n * P 0) tn P :3 a p £ CJ P cn P 3) 2 CD c Q) O' G S (Tv 3 3 tj <o en •p p «-• (U P Æ P I Ü 0) cn csi ^ p m G S cn W P *-i p p 3 cn c tu p £ ni p P 0) > CN CN (TV CO CN I CN CO CN N* C N 8

8

'—’ V.0 «-< LO CO p C 2 tj ai G P en rH 3 p a • ai — c cn m .* O p J3 • en a ai 3 P p Z p m A m p P en r4 ai • (0 • P 3 A • cn p P P ■ Q ta (N 31 p 2 • c 2 ai cn G m A h p en U 2 ai P C H • P 00 3) •■ H P u P ■— en p 0 p O A O p p < U U • ai p — CN ai P X m r* in

8

cn «a fu r- cn »p m •—< O c < cn c~~ CN tu TJ cn c cn 3 ■3 £ c G p « N* P <0 (0 0 i • C 2 G P z p en ai ai P ai Q P •a p ai ai >0 < p G c p p c O 3 0) p * ■ f ap TJ en « vJ co ai i P c p 1 p p en «p TJ • ai £ «0 en en — G p ta (0 P p •9 » 3 * S p (U O £ A c cn 0 O 31 en p ai en 3 p . p 31 <0 ai « en p P > c l 31 » i 31 31 a ait TJ ai P P JS! G en h i0 x; CN 3 3 C Cl m rtf! a N <Ti 31 p <w* H en a U77 U en N — d) p P i > (0 ai 3 en en 31 c <D p 31 1 TJ 3 Ol A en P G •H* Q U cn 31 TJ 4J 0 31 31 ü S P en OS TJ ü A 0 C m G u G o • C 3CN cn 2 ai en 0 — m • 31 4 > « _ en XI 3) 1 * - 2 Q. O mi H | r-i ^ i mi c <u p A <0 P P OJ > p tu w i cn < ca u Q U fa O ►3 * J £ Ol

©

The

Author(s).

European

University

Institute.

version

produced

by

the

EUI

Library

in

2020.

Available

Open

Access

on

Cadmus,

European

University

Institute

Research

Repository.

(10)

8

typen an jemanden. Im Gegensatz zu den ProzeSparteien ("Primâradressa- ten") kônnen wir sie als "Sekundâradressaten" bezeichnen.

Schaubild 1

Primâradressaten Sekundâradressaten

Antragsberechtigte Antragsgegner

Verfassungsbe- Bürger Gericht

schwerde Gesetzgeber

Verwaltung

Konkretes Normen- Gericht Gericht

kontrollverfahren ProzeBparteien

Verfassungsorgan- Verfassungs- Verfassungs-

-streitigkeiten organ organ

Eine zum 25jahrigen Bestehen des Bundesverfassungsgerxchts vorgelegte Auswertung uber erfolgreich verlaufene veroffentlicnte Verfassungsbe- schwerden (Band 1 bis 40 der amtlichen Sammlung = bis 31.12.1974) gelangt zu folgendem Ergebnis: In 225 von 269 erfolgreich gerugten Verfassungs- verstoBen (= erfolgreichen Verfassungsbeschwerden) richtet sich der be- schwerdefuhrende Burger gegen einen Akt der rechtsprechenden Gewalt, in 40 Fallen ("unmittelbar eine Norm") gegen einen Gesetzgebungsakt und nur in vier Fallen direkt gegen MaBnahmen der Verwaltung.Csiehe nachfolgende Tabelle).

Tabelle

Die 269 ausgewerteten Verfassungsbeschwerden, die in den Hauptentschei- dungen für begründet erklârt wurden, richteten sich gegen:

1. nur gerichtliche Entscheidungen 189

2. unmittelbar gerichtliche Entscheidungen, mittelbar

eine Norm 30

3. unmittelbar eine Norm 40

4. nur Verwaltungsakte 2

5. unmittelbar Verwaltungsakte, mittelbar eine Norm 2

PETERS, Karl, "Die Verfassungsbeschwerde in der amtlichen Bundesverfassungsgerichts" in: Monatsschrift für deutsches

Sammlung des Recht 1976, 451

-4 i

Für unsere Implementationsfragestellung ist festzustellen, dafl - bezogen auf die angegriffenen staatlichen MaBnahmen - hauptbeteiligte Instanz und wichtigster Adressât der Urteile und Entscheidungen des Bundesverfassungs- gerichts wiederum die Gerichtsbarkeit ist. Diese Erkenntnis deckt sich mit dem zentralen Forschungsinteresse der amerikanischen Impact- und Im- plementationsforschung, das sich auf die Beziehungen des Suprême Court

©

The

Author(s).

European

University

Institute.

Digitised

version

produced

by

the

EUI

Library

in

2020.

Available

Open

Access

on

Cadmus,

European

University

Institute

Research

Repository.

(11)

9

zu den Untergerichten orientiert. Im weiten Aostand folgt der Gesetzgeber Oder andere Verfassungsorgane; und nur in einer geringen Zahl von Fallen ist die Verwaltung Adressât der Spruchtâtigkeit des Bundesverfassungsge- richtes.

Die Frage nach den Implementationsstrukturen «srweitert sich noch einmal, wenn wir berücksichtigen, da8 jede Entscheidung des Bundesverfassungsge- richtes noch weitere Adressaten(-Kreise) aufweist: wir gelangen zu Kon- struktionen von Tertiâr- und Quartiar-Adressaten, die - obgleich nicht direkt oder indirekt am Verfahren beteiligt - sehr wohl die Entscheidung aufnehmen und verarbeiten. Eine Rekonstruktion von Implementationsstruk­ turen ausschliefilich anhand des Modells von ProzeBkonstellationen gérât so letztlich in die Schwierigkeit, von Einzelfall zu Einzelfall erneut die Wirkungskreise von Entscheidungen benennen zu müssen, die bei unterschied- licher Adressaten-"betroffenheit" jeweils unterschiedlich strukturiert sein werden. Es lâge dann nahe, mit allgemeinen Transformations- und Diffu— sionsmodellen zu arbeiten (24). Indes birgt ein solches - am besten wohl am Einzelfall und der Einzelfallstudie orientiertes - Vorgehen die Gefahr, "den Untersuchungsfokus der Implementationsforschung ... vollends zur Analyse politisch-administrativer Prozesse" insgesamt zu verundeutlichen

(25). Wir schlagen statt dessen vor, eine generellere Analyseebene zu betreten und danach zu fragen, wie ûberhaupt die Adressaten, gleichgül- tig, welchen "Rang" sie einnehmenjVerarbeiten und implementieren.

b) Adressatenfeld

Die amerikanischen Forschungsergebnisse der Impact-Studien und die Befunde der Implementationsforschung legen es nahe, nach den Interaktionsformen und -rcedien der Adressatenfelder zu suchen, die Implementation ûberhaupt ermôglichen. Unsere zentrale Hypothèse lautet dabei:

Jeder Adressât verarbeitet die Gerichtsentscheidungen in dem ihm spezifi- schen Medium, entrechtlicht insofern das Gerichtsurteil, als er es in "seine" Welt"zurückübersetzen"muB. Als methodische Grundannahme ist davon auszugehen, daB jedes Adressatenfeld seine eigene Implementationsstruktur ausweist.

Folgende Adressatendifferenzierung mit entsprechenden adressatenspezifi- schen Medien wird von uns vorgeschlagen (Schaubild 2):

Schaubild 2

Adressât Adressatenspezifisches Medium

- Gericht Juristischer Diskurs/Recht

- Gesetzgeber/Verfassungsorgane Macht/Status

- Verwaltung Administrative Rationalitât

- Parteien/Verbânde Status/Ideologie

- Private Moral- und Gerechtigkeitsvorstellungen

Gerichte, Gesetzgeber und Verwaltung kônnen als innerstaatliche Adressa­ ten bezeichnet werden; Parteien und Verbânde stellen Adressaten dar, die sowohl auf den Staat bezogen wie auf Mitglieder der Gesellschaft hin

©

The

Author(s).

European

University

Institute.

version

produced

by

the

EUI

Library

in

2020.

Available

Open

Access

on

Cadmus,

European

University

Institute

Research

Repository.

(12)

orientiert sind. "Private” bezeichnet die Restkategorie, die Burger und Wirtschaftssubjekte, also Unternehmen, umfaBt. Wir wollen im folgenden erste Hypothesen zur Implementationsstruktur der fiinf Adressatenfelder geben:

aa) Gerichte

Die Beziehung des Bundesverfassungsgerichts zu anderen Gerichten (Bundes- gerichtshof, andere Bundesgerichte und Untergerichte) ist, statistisch gesehen (siehe oben) von herausragender Bedeutung. Die hohe Zahl der Ver- fassungsbeschwerden gegen Gerichtsentscheidungen und die Einbindung der Justiz als vorlegenderlnstanz in konkrete Normenkontrollverfahren indi- zieren Interaktion, die nur selten im Blickfeld der offentlichen Diskus- sion steht. Diese Interaktionen werden sich starker als bei anderen Adres- saten im rechtlichen,rechtsformigen "Medium" bewegen, d.h. der juristische Diskurs durfte im Vordergrund der argumentativen Auseinandersetzung ste- hen. Dabei kann der untergerichtliche InterpretationsprozeB in Reaktion auf Karlsruher Entscheidungen sogar als ein weiterfuhrender Verrechtli- chungs-/VergerichtlichungsprozeB angesehen werden. Das eroffnet diesen Gerichten ihrerseits neuen Interpretationsspielraum; inwieweit Interpre­ tation zur Umdeutung wird, muBte fallweise inhaltsanalytisch nachgewie- sen werden.

Kommers bezeichnet das Verhaltnis der Bundesgerichte zum Bundesverfas- sungsgericht in Fragen der Verfassungsinterpretation als "Rivalitat"

(26). Er verweist auf den Fall des Bundesfinanzgerichtshofs, in dem die- ser offentlich sein MiBfallen uber Entscheidungen des Bundesverfassungs- gerichts auBerte (27). Offene Gegnerschaft der Gerichte zum Bundesver- fassungsgericht ist selten dokumentiert. Den wohl bekanntesten Fall stellt die offentliche Kritik der funf Prdsidenten der Bundesgerichte aus AnlaB der Interpretation des Art.131 GG durch das Bundesverfassungsgericht

(sog. 131er-Falle) dar, in der sich die Bundesrichter (im Gegensatz zum Bundesverfassungsgericht) fur die VerfassungsmaBigkeit der Pensionsbe- rechtigung von Beamten des Dritten Reiches aussprachen und sich damit dem Vorwurf des "whitewash the past" aussetzten, wahrend dem Bundesver­ fassungsgericht eine "objektive, dispassionate investigation" beschei- nigt wurde (28). Untergerichte haben in einem neueren Fall Widerstand aus Praktikabilitatsgrunden zumindest ankundigen lassen, nachdem das Bundesverfassungsgericht die "Praklusion", den formellen AusschluB der Klage in bestimmten Fallen des verspateten Einreichens der Klage, fur verfassungswidrig erklart hat und damit den Untergerichten ein bequemes Instrument der Minderung der Klagelast aus den Handen genommen hat (29). Ob allerdings die gerichtlichen Widerstande den Charakter der Implementa­ tion durch diese Institutionen ausmachen, muB bezweifelt werden. Zwar kann auf eine (latente) Rivalitat der obersten Gerichte aus solchen Bei- spielen geschlossen werden; aber die Implementation, also die Umsetzung der Bundesverfassungsgerichtsentscheidungen durfte insbesondere aufgrund der Autoritatsanerkenntnis in hohem MaBe gewahrleistet sein. Gerade in den 131er-Fallen wurde auch deutlich (wegen der Vorlage beim Bundesver­ fassungsgericht durch die BGH-Richter), dafl vom Bundesverfassungsgericht

(als "hoherer" Instanz) fur den eigenen EntscheidungsprozeB Unterstutzung gesucht wird. Hypothesen zur Implementation der Entscheidungen des Bun­ desverfassungsgerichts durch andere Gerichte sollten daher wohl an der hierarchischen Struktur und der "Autoritat" des Bundesverfassungsgerichts in der Justizordnung ansetzen. Dabei konnte unsere These lauten, daB das Bundesverfassungsgericht Programmfixierung im Sinne einer

Normprazisie-©

The

Author(s).

European

University

Institute.

Digitised

version

produced

by

the

EUI

Library

in

2020.

Available

Open

Access

on

Cadmus,

European

University

Institute

Research

Repository.

(13)

11

rung der für Gerichte besonders wichtigen ProzeBrechtsmaterien betreibt und hiermit in die Hierarchiemodelle einer weisenden Spitze und eines ge- staffelten Unterbaus einbezogen werden kann.

bb) Gesetzgeber/Verfassungsorgane

Politikwissenschaftliche Analysen weisen Jarau: iin, daB sich Verfassungs-organe in Koordinationsdilemmata befinden, die auf unterschiedliche Funk- tionsbedingungen zurückgeführt werden kônnen und daB sie daher unterein- ander bestrebt sind, EinfluB und Machtgrenzen zu erweitern (30). Das Bun- desverfassungsgericht tritt in diesem ProzB meist weniger als Gericht denn als Schlichter auf. Zwar kann es auch zu Positionskâmpfen des Bundesver- fassungsgerichts mit anderen Verfassungsorganen kommen (31). Wirkungsvol- ler dürfte aber ein anderes Modell der Befolgung sein: Das Koalitionsmo- dell.

Der Standpunkt der Bundesverfassungsgerichte wird durch einen starken Pro- zeBpartei-Partner auch nach ergangenem Spruch aufrechterhalten. Durch einen Bündnispartner wird die vor dem Gericht unterlegene Partei zur Be- achtung der Entscheidung angehalten. Die Befolgung wird im Einzelfall sichergestellt, "indem über die vom Bundesverfassungsgericht selbst nur schwer zu gewâhrleistende Abnahme einer Erkenntnis ein AuSenstehender,

regelmâBig der Sieger, wacht" (32). Im Rahmen der Machtauseinandersetzun-

gen kann die Befolgung der Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts auch von dem Grund (oder der Verminderung) von Instrumentalisierung durch eine politische Gruppe abhângig werden.

cc) Verwaltungstrâger

Verwaltungstrâger werden direkt selten durch Entscheidungen des Bundesver­ fassungsgerichts tangiert; sondern meist erst über den Weg eines anderen Gerichtsverfahrens, in dem sie dann Partei sind, geraten sie ins Adressa- tenfeld. Verfassungsgerichtliche Rechtsprechung dringt am ehesten in

"angereicherter" Form verwaltungs-, sozial- und finanzgerichtlicher Spruch- tâtigkeit zum Verwaltungstrâger.

Rechtliche Orientierung und Orientierung an Gerichtsurteilen, am Richter- spruch aus Karlsruhe gar, wird auf Verwaltungstràgerebene an administrati- ver Rationalitât gemessen werden müssen. Neben die - sicher als normatives Orientierungsmuster hohen Intensitâtsgrades vorhandene - "Rechtstreue", neben die von Verfassung wegen geforderte Orientierung an "Recht und Gesetz"

kônnen etwa Erfordernisse der Koordination einander divergierender Ziele und generelle Problème der Erhaltung des Systems "Verwaltung" treten. Ge- richten kann aus der Verwaltungsperspektive eine Entlastungsfunktion bei Programmkonflikten erwachsen. Einer verwaltungsinternen Belastung durch Gerichte wird mit "Vernetzung'' vorgebeugt (33) .

Da wir auch Gerichtsurteile als Programme verstehen, liegt es - in Anleh-

nung an Topoi der Verwaltungswissenschaft - nahe, die Verarbeitung und

die Befolgung von Bedingungen erfolgreich verlaufender "negativer Koordi­ nation" abhângig zumachen, wobei wir hier das Koordinationsproblem als ein organisatorisch-interaktionistisches wie eines der Zielabstimmung verstehen (34).

©

The

Author(s).

European

University

Institute.

version

produced

by

the

EUI

Library

in

2020.

Available

Open

Access

on

Cadmus,

European

University

Institute

Research

Repository.

(14)

12

dd) Parteien, Verbânde

Die "klassische" verbandssoziolo.gische und verbândetneoretische Sichtweise der Interessenorganisationen, Parteien und Verbânden zâhlt die Fixie- rung von Zielen und Programmen, von - zumindest vereinigungsintern wirk- samen - Ideologien zu den Konstitutionsbedingungen kcllektiver Interessen- organisierung; in politikwissenschaftlicher Perspektive werden Stellung der organisierten Interessen im politischen System und Bedeutung ihrer Teilnahme am politischen ProzeB hervorgehoben (35).

Eine grobe Analyse der Rechtsprechung des Verfassungsgerichtes zeigt, daB das Gericht sowohl über die Konstitutionsbedingungen im Sinne einer Definition von Teilnahme und Zugangsregeln der Parteien und Verbânde am und in den politischen ProzeB (Parteiverbot, Stellung der Parteien im Verfassungsgefüge, Wahlkampffinanzierung und Parteispenden; negative Koalitionsfreiheit, Tarifautonomie, Betàtigungsfreiheit von Verbânden) wie zu "ideologisch" hochgradig umstrittenen Werten, die von Interessen­ organisationen verfochten (und bekâmpft) werden (Negative Koalitionsfrei­ heit, Mitbestimmung, § 218 StGB, Parteiverbote), entscheidet. Die Qber- wiegende Zahl der Richtersprüche legt Rahmenbedingungen im Sinne einer Fixierung von Eintritts-, Teilnahme- und AusschluBbedingungen fest. Für die Analyse der Befolgung und Wirksamkeit kônnen wir das schon bei den Verfassungsorganstreitigkeiten erwâhnte Koalitionsmodell wieder aufgrei- fen und erweitern: Das gegenûber den Verfassungsstreitigkeiten von der Konstellation her multipolar strukturierte Implementationsfeld der Par­ teien und Verbânde wird fallweise unter Bildung jeweils neuer Koàlitionen stabilisiert.

Hinzu tritt die interessens-, "ideologie"-gerichtete Orientierung der Vereinigungen entlang ihres je spezifischen Vereinigungszieles. Strei- tigkeiten, die Vereinigungen austragen, geraten schnell ins Feld der den Bestand gefâhrdenden Dimension - schon aus diesem Grunde werden sie "pro- grammatischer", zielorientierter, "ideologischer" ausgefochten; denn damit kann wenigstens die Machtbasis "nach innen", die Zahl und die po­ tentielle Kampfkraft der Mitglieder mobilisiert werden. Eine Ideologi- sierung lâBt sich aber auch "nach auBen" feststellen, wenn der Wider- stand etwa gegen die § 218-Entscheidung mit Grundwertdiskussionen aus- getragen wird.

e.e ) Private

Die Môglichkeit der Verfassungsbeschwerden, die auch als Legitimation Oder Konzession des Staates hinsichtlich Kontrolle durch Betroffene in-

terpretiert wird, dürfte Befolgungsaspekte besonderer Art aufweisen. So­ wohl Bürger als auch Unternehmen ("Gesellschaft") werden klassischerwei- se in einem Konkurrenzverhâltnis zum "Staat" angesiedelt. Moral- und Ge- rechtigkeitsvorstellungen bilden generell das Medium der Befolgung. Ins- besondere auf der Seite der Wirtschaftssubjekte dürfte dann aber die ôko- nomische Effizienz via Umgehung, Widerstand Oder Befolgung den Ausschlag geben. Bevôlkerungsumfragen haben darüber hinaus ergeben, daB Moral- und Gerechtigkeitsvorstellungen keine einheitliche Bewertungsgrundlage abge- ben. Bezogen auf die Autoritâtsanerkenntnis kann auch bei der Einschâtzung des Bundesverfassungsgerichts von einer Zweistufigkeit in der Legitima­ tion ausgegangen werden: Geht es um die Institution als solche. abstrakt, ist hohe Konformitât mit seiner richtenden Tâtigkeit anzunehmen. Geht es um konkrete Legitimation von Einzelentscheidungen, ist oft massive Kritik zu erwarten (36).

©

The

Author(s).

European

University

Institute.

Digitised

version

produced

by

the

EUI

Library

in

2020.

Available

Open

Access

on

Cadmus,

European

University

Institute

Research

Repository.

(15)

Sch au bi ld 3 : Hypothe sen z u d e n Wi rk un g s b e di n g u ng e n vo n E n ts c he id ung en d e s Bu nd esv er fas su ngs ge ric ht s

13

AbschlieSend seien unsere Hypothesen zu den Wirkungsbedingungen der Ent­ scheidungen des Bundesverfassungsgerichts in einem Schaubild zusammengefaBts

N c 1 01 1 O ' O ' -H -H C <P P d <P £ H W O ft ai o 0 p V4 4J £ N ••fd a> oi u O 4-1 U v cn rH •H a) \ 0 -H rH a P 1 > S 0 u fd - 4 M 0 N V4 0 > (0 o c c 4J <4-1 •H M -4 0 CU c c U 0 O J«S -4 0 0 a. s us o n US us 0)\ : -C 4-1 0) O :*d N •H 01 P c c 0) O' •H •H 0 ai TJ 0 O ' a •H *H c 0) rH 0 u 4J 01 :fd 3 0 rH 0 •H 4-1 o 4-1 0) 0 <4-4 rH u u HJ TJ 0) c <d fd P M TJ 0 0 cu > CO : M usUS <D 1 > 03 •H P O ' 4J :(fl O' rO 4-) 3 O ' c V l -H TJ c d •P ft H 3 P ai fd OJ 4J 1—1 •H C -C 01 td C 0 O <d 3 •H -H 01 rH e -U 4J 4-1 01 '6 <tj c c > < os w w N h M 0) a) O ' s XJ cj p c <u 3 :fd 0 O ' cn 4-1 •H N 01 ® \ cn •H p 4-1 <d c 4-1 3 u •H 0 <P <d -C 4J 0 rH 01 v O CJ ITS 4-1 m 01 a) u d j 4J 3 0 o > 0 S CO < us c 1-4 0 04 N •H £ O 4-1 O •H fd cn \ £ US 4J •H 0) O •H -C 4-1 V4 Vt c u «I 3 4J fd 3 •H -4 us .c H a H oi u 01 § 0) 3 -4 4> •H O o O Û « a: US 01 1 0) C £ eu o O' P 4J 0) c <d <d *h 3 01 oi u-j a O ' 01 cn h 3 rH 01 (U N -H 0 H W 1) TJ <4-1 T J f l Qi l l O < < V) X 00 CP ' N O ' § c p 3 01 O ' 1-4 •H \ c 0) 01 O ' 3 •4•H 2 TJ a H c 3 *H ■H id 01 -C 0 4-1 p 4-1 <u a -H OJ £ O ' V4 O' c CJ a o i 01 0 •H a > -J s os s O ' o> c -C 3 0)1 o u H c <n oi c cn 01 • 4 - 4 O -H N 4-1 O ' cn --4 CP C -C O - 4 4J 0 0) o r 4 H - 4 -* 4-1 H O - - 4 r l 0 O ' -C rH <U jQ «J V c o £ TJ O O ■d 3 •H CJ M X US -H V l os CO TJ G<U -G U c 3 C u 0 O 3 •H C -4 0 ® 4-1 O 4-1 cn > CtJ G •H <d cn •H C 01 01 Û4 01 4J f t G V4 *H os Id TJ T J (1) 03 O' M U > cn c 01 O O H P 0 2 O C Q O > ï U£ <2 N O' t c cn O' 3 O' U4 c U4 c V 3 01 3 4-1 •H 4-> O' cn us 01 £ ■4 in -H •H CJ CU <0 P •H 3 144 <4-4 •H rH V4 M C rH A V <V O 0 o > > US cu CO N C O •H P »d O' •H1 •H ë O' ^ i 1 •H CS] C -d P G rH CO S > P 0) 3 PM M G d) 0) H 4J x: -*-4 0) 01 01 P C Û4 3 o U ft G H •H H 01 0) O'® N TJ (U 01 (U TJ H c 4J H Ve 04C P a H 3 ft >4-1 O d 0 C a 0) -C 01 H G cn H M > u 3 TJ < s 0) U I 01 3 4-1 T» O» -H en ® O' C O' us c 4 01 C V4 3 C 1 c 3 CO J3 ai cn N 0 in XJ Ü a c C •H en cn 4 <U 0 0) p ITJ 4-1 V —4 -HTJ <44 SZ 3 Û4 4J C c VI (J n a « 01 d V H 3 M 4-1 4-1 Ch > V4

©

The

Author(s).

European

University

Institute.

version

produced

by

the

EUI

Library

in

2020.

Available

Open

Access

on

Cadmus,

European

University

Institute

Research

Repository.

(16)

14

Anmerkungen

1) E*inen aktuellen Oberblick zur amerikanischen empirisc’nen Gerichtsfor-

schur.’g geben GOLDMAN, Sheldon und Austin SARAT (Hrsg.) (1978) American

Court Systems. Readings in Judical Process and Behavior. San Francisco:

W . A . Freeman. Ansonsten sei der jetzt schon klassische Reader BECKER,

Theodore L. und Malcolm FEELEY (Hrsg.) (1973) The Tmpact of Supreme Court Dicisions. 2. Aufl. New York: Oxford University Press empfohlen. 2) Siehe nur SCHUBERT, Glendon (1975) Human Jurisprudence. Public Law as

Political Science. Honolulu: The University Press of Hawaii, ch. 3. 3) PODGORECKI, Adam (1974) Law and Society. London: Routledge and Kegan

Paul, 247 f.

4) GUSFIELD, J.R. Symbolic Crusade. Status Politics and the American Tem­

perance Movement. 3. Aufl. 1972. Urbana: University of Illinois Press 5) Siehe Becker/Feeley, FN 1, 62 f.

6) Siehe HELDRICH, Andreas (1972) "Hochstrichterliche Rechtsprechung als Triebfeder sozialen Wandels. Betrachtungen zur En^wicklung und Auswir- kung der Judikatur des amerikanischen Obersten Gerichtshofs in der Rassenfrage"in: Manfred REHBINDER und Helmut SCHELSKY (Hrsg.) Zur Effektivitat des Rechts. Jahrbuch fur Rechtssoziologie und Rechtstheo- rie, Bd. 3. Opladen: Westdeutscher Verlag

7) Aus der vielfaltigen Literatur sei nur erwahnt: RODGERS, Harrel R. and ' Charles S. BULLOCK (1972) Law and Social Change: Civil Rights Laws and their Consequences. New York: McGraw-Hill mit vielen weiteren Hinwei- sen zur Desegregationspolitik des Supreme Court

8) Speziell zum Schulgebet siehe DOLBEARE, Kenneth a d P.E. HAMMOND (1971)1 The School Prayer Decisions: From Court Policy to Local Practice.

Chicago: University of Chicago Press mit vielen weiteren Hinweisen auf empirische Arbeiten zur Implementation der Entscheidungen des Su­ preme Court.

9) HAMILTON, Charles V. (1964) "Southern Judges and Negro Voting Rights: The Judical Approach to the Solution of Controversial Social Problems"

1965 Wisconsin Law Review 72

10) Siehe TARR, Allan G. (1977) Judicial Impact and the State Supreme Courts. Lexington/Toronto: Lexington Books

11) Diese Einteilung nehmen auch Becker/Feeley, FN 1, vor.

12) Eine Ausnahme hinsichtlich theoretischer Durchdringung stellt WASBY, Stephen (1970) The Impact of the United States Supreme Court: Some Perspectives. Homewood: Dorsey dar, dessen Hypothesenkatalog aber recht unstrukturiert bleibt.

13) PRESSMAN, Je-fry L. and Aaron WILDAVSKY (1973) Implementation. 2. Aufl, 1979. Berkely: University of California Press

BARDACH, Eugene (1977) The Implementation Game: What Happens after a

Bill Becomes a Law. Cambridge/London: The Massachusetts Institute of Technology Press (MIT Studies in American Politics and Public Policy

Nr. 1) ____ .... ---14)

©

The

Author(s).

European

University

Institute.

Digitised

version

produced

by

the

EUI

Library

in

2020.

Available

Open

Access

on

Cadmus,

European

University

Institute

Research

Repository.

(17)

15

15) Siehe zur Integration verschiedener sozialwissenschaftlicher Theorien in den Implementationsansatz nur van METER, Donald und Carl von HORN

(1975) "The Policy Implementation Process: A Conceptual Framework" 6 Administration and Society 445-488.

16) Als Oberblick siehe WOLLMANN, Helmut (Hrsy.; (1979) Politik im Dickicht

der Bûrokratie. Beitrâge zur Implementationsforschung. Leviat’nan-Son-

derheft Nr. 3 Opladen: Westdeutscher Verlag und speziell fur Forschun- gen im deutschsprachigen Raum MAYNTZ, Renabe (Hrsg.) (1980) Implemen­ tation politischer Programme. Empirische Forschungsberichte. Kônig- stein/Ts.: Athenâum et al.

17) Siehe zur Beziehung von Macht-Konzepten vom Implementationsansatz nur Feeley in Becker/Feeley, FN 1, 218-229.

18) BAUM, Lawrence (1979) "Implementation of Judical Dicisions. An Orga­ nizational Analysis" 4 American Politics Quarterly 86-114

19) Ebd., 96-103 20) Ebd., 103-108

21) Wichtigste Fâlle wohl der Vollzug des SRP- und KPD-Verbotsurteils: BVerfGE 2, 177 (179); BVerfGE 5, 85 (392 f.).

22) Siehe BLANKENBURG, Erhard und Hubert TREIBER "Die geschlossene Gesell- schaft der Verfassungsinterpreten" Juristenzeitung 1982, 549, die von einer hohen "Befolgungsrate" beim BVerfG sprechen, ohne allerdings Vorschldge zur empirischen Verifizierung zu offerieren.

23) Wir zâhlen zum Verfahrenstyp der "Verfassungsorganstreitigkeiten" die Organstreitigkeiten des Art. 93 Abs.1 Nr. 1 GG, die abstrakte Normen- kontrolle, die Bund-Lânder-Streitigkeiten, die Streitigkeiten nach

-■ î»r Art.93 Abs.l Nr. 4 GG und die Verfassungsstreitigkeiten innerhalb

eines Landes im Sinne des Art.99 GG (22 + 46 + 10 + 15 + 8 = 101 Ent- scheidungen nach der Aufstellung von Scholler/BroB).

24) GAWRON, Thomas und Rudolf Schafer (1978) Zur Analyse der Verwertung politikwissenschaftlicher Erkenntnisse in der Rechtsprechunq des Bun- desverfassungsgerichtes. Uberarbeitete Fassung einer Vorlage für die Arbeitsgruppe Verfassungspolitik innerhalb des Kongresses der Vereini- gung für politische Wissenschaft 1977 in Bonn. Manuskript: Berlin.

GÔRLITZ, Axel (1982) Zur Transformation des Rechts durch Vernetzung.

Référât der Gruppe C 1 :"Steuerungsmedium Recht" auf dem KongreB der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft in Berlin: Gesell- schaftliche Problème als AnstoB und Folge von Politik.

25) WOLLMANN, Helmut (1982) Politikimplementation durch Gegenimplementa- tjon von unten. Zum kommunalpolitischen Handlungspotential zur Reform "alter" Sozialstaatspolitik - am Beispiel der Wohnungspolitik. Vorge- sehen für Renate Mayntz - Hrsg. - Implementation politischer Pro­ gramme II. Opladen: Westdeutscher Verlag (im Erscheinen). Als Diskus- sionspapier vorgelegt für die Sitzung des Arbeitskreises Lokale Poli- tikforschung am 7.10.1982 in Berlin anlàfllich des Kongresses der Deut­ schen Vereinigung für Politische Wissenschaften: Gesellschaftliche Problème als AnstoB und Folge von Politik

©

The

Author(s).

European

University

Institute.

version

produced

by

the

EUI

Library

in

2020.

Available

Open

Access

on

Cadmus,

European

University

Institute

Research

Repository.

(18)

16

26) KOMMERS, Danier P. (1976) Judicial Politics in West Germany. A Study of the Federal Constituional Court. Beverly Hills/London: Sage Publ., 277

27) Ebd., 278

28) Hans W. BAADE (1961) "Social Science Evidence oi ’’.he Federal Consti­

tutional Court of West Germany" 23 The Journal ci Politics 447 mit ausführlichen Nachweisen zum 13ler-Streit.

29) Siehe die Entscheidung BVerfG NJW 82, 1635 und die Kritik von Ecke- hard SCHUMANN "Keine Prâklusion im Beschwerdeverfahren: Das Bundes- verfassungsgericht als Bundesgerichtshof" NJW 82, 1609-1616, der Widerstand der Gerichte - implizit - ankündigt.

30) Siehe zu dem Koordinationsdileramata der Verfassungsorgane LUHMANN, Niklas (1973) "Politische Verfassungen im Konte>.c des Gesellschafts- systems" Der Staa~ 1973, 165 ff.

31) Siehe zum Positionskampf Gesetzgeber-Bundesverf-. :ungsgericht: MASSING, Otwin (1970) "Das Bundesverfassungsgericht als Instrument sozialer Kontrolle" in: Sonderheft 2 der Politischen Vierteljahresschrift

180-225; Ernst FRIESENHAHN "Hüter der Verfassung?" ZRP 73, 188-193. Die Stellung des Bundesverfassungsgerichtes im politischen ProzeS diskutiert neuerdings BRYDE, Brun-Otto (1982) Verfassungsentwicklung. Stabilitât und Dynamik im Verfassungsrecht der Bundesrepublik Deutsch­

land. Baden-Baden: Nomos

32) DOPATKA, Friedrich-Wilhelm (1982) Das Bundesvertassungsgericht und seine Umwelt. Zur Analyse der Entwicklung des Bundesverfassungsge- richts und der adressatenspezifischen Bezüge seiner Rechtsprechung. Berlin: Duncker und Humblodt, 87

33) Zum Problem der Vernetzung als administrative Reaktion: GÜRLITZ (FN 24) Zur Selbstinterpretation des Rechts durch die Verwaltung: HEGEN- BARTH, Rainer (1980) "Von der legislatorischen Programmierung zur Selbststeuerung der Verwaltung" in: BLANKENBURG, Erhard und Klaus LENK unter Mitarbeit von Ralf ROGOWSKI (Hrsg.): Organisation und Recht. Organisatorische Bedingungen des Gesetzesvollzuges. Jahrbuch für Rechtssoziologie und Rechtstheorie 7. Opladen: Westdeutscher Ver- lag, 130-152

34) SCHARPF, Fritz (1973) "Koordinationsplanung und Zielplanung" in: Renate MAYNTZ und Fritz SCHARPF (Hrsg.): Planungsorganisation. Mün­ chen: Piper, 107 f.

35) BEYME, Klaus von (1969) Interessensgruppen in der Demokratie München: Piper, 11 ff., 38 ff. ALEMAN, Ulrich von und Rolf G. Heinze (Hrsg.)

(1979) Verbânde und Staat. Vom Pluralismus zum Korporatismus. Opladen: Westdeutscher Verlag

Siehe zur Zweistufigkeit der Legitimation ROGOWSKI, Ralf (1980) "Rechtsglâubigkeit oder die Antizipation vermuteter Rechtsfolgen" in: Rüdiger VOIGT (Hrsg.) Verrechtlichur.g. Kônigstein/Ts. : Athenàum, 251-260 36)

©

The

Author(s).

European

University

Institute.

Digitised

version

produced

by

the

EUI

Library

in

2020.

Available

Open

Access

on

Cadmus,

European

University

Institute

Research

Repository.

(19)

PUBLICATIONS OF THE EUROPEAN UNIVERSITY INSTITUTE_______ 1981/82

E U I WORKING PAPERS :

No. 1 : Jacques PELKMANS

No. 2 : Joseph H. H. WEILER

No. 3 : Aldo RUSTICHINI

No. 4 : Mauro CAPPELLETTI / David GOLAY

No. 5 : Léonard GLESKE

N o . 6 : Manfred HINZ

No. 7 : Wilhelm BURKLIN

No. 8 : Athanasios MOULAKIS

No. 9 : Manfred E. STREIT

N o . 10 : Kumaraswamy VELUPILLAI N o . 11 : Kumaraswamy VELUPILLAI N o . 12 : Kumaraswamy VELUPILLAI/ Guglielmo CHIODI N o . 13 : Gunther TEUBNER Gunther TEUBNER

: The European Community and the Newly Industrialized Countries : Supranationalism Revisited

-Retrospective and Prospective The European Communities

After Thirty Years

: Seasonality in Eurodollar Interest Rates

Judicial Review, Transnational : and Federal: Its Impact on

Integration

: The European Monetary System: Present Situation and

Future Prospects

: Massenkult und Todessymbolik in der nationalsozialistischen Architektur

: The 'G r e e n s ' and the 'New Politics' Goodbye to the Three-Party System?

: Unilateralism or the Shadow of Confusion

: Information Processing in Future Markets - An Essay on the Adequacy of an Abstraction : When Workers Save and Invest:

Some Kaldorian Dynamics : A Neo-Cambridge Model of

Income Distribution and Unemployment

: On Lindahl's Theory of Distribution

: Reflexive Rationalitat des Rechts

: Substantive and Reflexive Elements in Modern Law N o . 14 :

©

The

Author(s).

European

University

Institute.

version

produced

by

the

EUI

Library

in

2020.

Available

Open

Access

on

Cadmus,

European

University

Institute

Research

Repository.

(20)

PUBLICATIONS OF THE EUROPEAN UNIVERSITY INSTITUTE

1982

EUI WORKING PAPERS :

No. 15: Jens ALBER : Some Causes and Consequences of Social Security Expenditure Development in Western Europe,

1949 - 1977

No. 16: Ian BUDGE : Democratic Party Government: Formation and Functioning in Twenty-one Countries

No. 17: Hans DAALDER : Parties and Political Mobilization: An Initial Happening

No. 18: Giuseppe DI PALMA : Party Government and

Democratic Reproducibility: The Dilemma of New

Democracies

No. 19: Richard S. KATZ : Party Government: A

Rationalistic Conception No. 20: Jiirg STEINER : Decision Process and Policy

Outcome: An Attempt to Conceptualize the Problem at the Cross-National Level No. 21 : Jens ALBER : The Emergence of Welfare

Classes in West Germany: Theoretical Perspectives and Empirical Evidence No. 22: Don PATINKIN : Paul A. Samuelson and

Monetary Theory

No. 23: Marcello DE CECCO : Inflation and Structural Change in the Euro-Dollar Market

No. 24: Marcello DE CECCO : The Vicious/Virtuous Circle Debate in the '20s and the

' 70s

No. 25: Manfred E. STREIT : Modelling, Managing, and Monitoring Futures Trading: Frontiers of Analytical Inquiry

No. 26: Domenico Mario NUTI : Economic Crisis in Eastern Europe - Prospects and Repercussions

No. 27: Terence C. DAINTITH : Legal Analysis of Economic Policy

©

The

Author(s).

European

University

Institute.

Digitised

version

produced

by

the

EUI

Library

in

2020.

Available

Open

Access

on

Cadmus,

European

University

Institute

Research

Repository.

(21)

PUBLICATIONS OF THE EUROPEAN UNIVERSITY INSTITUTE

1982

E U I WORKING PAPERS :

No. 28: Francis C. CASTLES / Peter MAIR

No. 29: Karl HOHMANN

No. 30: Max KAASE

No. 31 : Klaus TOEPFER

N o . 3 2 : Ronald INGLEHART

No. 33: Moshe LISSAK

No. 34: Jean-Paul FITOUSSI

No. 35: Richard M. GOODWIN / Kumaraswamy VELUPILLAI No. 36: Maria MAGUIRE

No. 37: G. Lowell FIELD / John HIGLEY

No. 38: Dietrich HERZOG

No. 39: Edward 0. LAUMANN David KNOKE

No. 40: Gwen MOORE / Richard D. ALBA

Left-Right Political : Scales: Some Expert

Judgements

: The Ability of German Political Parties to

Resolve the Given Problems: the Situation in 1982

: The Concept of Political Culture: Its Meaning for Comparative Political Research

: Possibilities and Limitations of a Regional Economic

Development Policy in the Federal Republic of Germany : The Changing Structure of

Political Cleavages Among West European Elites and Publics

: Boundaries and Institutional Linkages Between Elites:

Some Illustrations from Civil-Military Elites in Israel

: Modern Macroeconomic Theory An Overview

Economic Systems and : their Regulation

: The Growth of Income

Maintenance Expenditure in Ireland, 1951-1979

The States of National Elites : and the Stability of Political

Institutions in 81 Nations, 1950-1982

: New Protest Elites in the

Political System of West-Berlin The Eclipse of Consensus?

A Framework for Concatenated : Event Analysis

Class and Prestige Origins : in the American Elite

©

The

Author(s).

European

University

Institute.

version

produced

by

the

EUI

Library

in

2020.

Available

Open

Access

on

Cadmus,

European

University

Institute

Research

Repository.

(22)

PUBLICATIONS OF THE EUROPEAN UNIVERSITY INSTITUTE

1983

EUI No. No. WORKING PAPERS : 41 : Peter Mair 42 : Joseph H.H. Weiler

Franz Urban Pappi

: Issue-Dimensions and

Party

Strategies in the Irish Republic, 1948 - 1981. The Evidence Manifestos : Israel and the Creation

of

a Palestinian State - The A Art of the Impossible and the Possible

: Boundary Specification and Structural Models of Elite Systems: Social Circles Revisited No. 43 :

©

The

Author(s).

European

University

Institute.

Digitised

version

produced

by

the

EUI

Library

in

2020.

Available

Open

Access

on

Cadmus,

European

University

Institute

Research

Repository.

(23)

©

The

Author(s).

European

University

Institute.

version

produced

by

the

EUI

Library

in

2020.

Available

Open

Access

on

Cadmus,

European

University

Institute

Research

Repository.

(24)

©

The

Author(s).

European

University

Institute.

Digitised

version

produced

by

the

EUI

Library

in

2020.

Available

Open

Access

on

Cadmus,

European

University

Institute

Research

Repository.

Riferimenti

Documenti correlati

The products of the Publishing Committee of Biblioteca di Studi di Filologia Moderna: Collana, Riviste e

Angiotensin II and vascular endothelial growth factor in the vitreous fluid of patients with diabetic macular edema and other retinal disorders. Effects of soluble CD14

different physical layer based security techniques have been devised in the past that ensure secure generation, sharing and extraction of keys used for

and without using optical amplifiers, which can support higher number of users (higher splitting ratio) and/or longer reach; b) ultra dense WDM detection (6.25 GHz spacing) enabled

Uno &#34;sguardo acquisizionale&#34; alle seconde lingue può investire non solo il comportamento dell'allievo, ma anche la grammatica della lingua oggetto di insegnamento: se dal

e di Biblioteca Astense, Centro studi Renato Bordone sui Lombardi sul credito e sulla banca, Diocesi di Asti, Istituto per la storia della Resistenza e della Società contemporanea

A Milano, nel suo territorio e nella sua area di influenza, abbiamo con- statato la presenza di ufficiali locali, alcuni dei quali sono amministratori di beni fiscali, una funzione