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2. Die SDB in der Zeit des Nationalsozialismus 1 Situation in Wien-Unter St. Veit

2.2 Situation im Eduardstift in Helenenberg Die Jahre bis zum Kriegsbeginn

Für die ersten Jahre nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialis-ten lässt sich kaum eine Veränderung der Tätigkeit der Salesianer feststellen.

Der eingeschlagene Weg einer Verbesserung der Baulichkeiten und der Frei-zeitangebote sowie der Rückzahlung von Schulden131 wird weiterhin verfolgt.

So wird unter anderem ein Radio angeschafft132, das Dach wird weiter repa-riert und ein Aufzug zwischen Küche und Speisesaal eingebaut.133 Zahlreiche

127 Vgl. Cronaca della casa a Vienna XIII. St. Veitgasse 21, in: APW Aktenordner: Wien XIII ..., 8 S., hier S. 1f.

128 Vgl. ibid., S. 2.

129Vgl. Wir berichten über den Stand des Don-Bosco-Werkes in Österreich, in: SN(A) 1 (1946), Nr 1, S. 3ff., hier S. 4f.

130 Vgl. G. Söll, Die Salesianer Don Boscos ..., S. 131; Salesianerniederlassung Wien 13 ..., S. 8.

131 Vgl. Sitzung vom 12. November 1934, in: AEH Protokollbuch ..., S. 104.

132 Vgl. Kurze Chronik des Eduardstiftes ..., S. 4.

133 Vgl. Sitzung vom 12. November 1934, in: AEH Protokollbuch ..., S. 104.

Maßnahmen der Instandhaltung bzw. Instandsetzung sichern den Substanzer-halt der Gebäude und der Installationen.134 Die Einrichtung einer Forellen-zucht, der Ausbau der Gärtnerei und die Anschaffung von landwirtschaftlichen Maschinen stellen eine Erweiterung der Landwirtschaft dar.135Auch die Werk-stätten der Schneiderei und Schuhmacherei erhalten neue Maschinen.136

Während in den ersten Jahren der nationalsozialistischen Zeit die Zahl der Zöglinge zurückgeht137, steigt sie im Jahr 1936 wieder an138. 1937 be-finden sich 20 Volksschüler und 250 Schulentlassene im Eduardstift, die in der Landwirtschaft und den Werkstätten tätig sind.139 Bereits in der ersten Jahreshälfte des Jahres 1938 ändert sich die Situation bezüglich der Zöglinge wieder. Dem Eduardstift sollen nun ausschließlich »Bewahrungszöglinge«

zugewiesen werden. Damit ist auch ein geringerer Tagessatz verbunden, um die Kosten für die »Asozialen« und »Erbkranken« für die öffentliche Hand auf ein Minimum zu reduzieren.140

Wie die Kirche allgemein, befinden sich auch die Salesianer gegenüber dem Nationalsozialismus in dem Dilemma, dass sie gewisse Kompromisse eingehen, ohne die Ideologie grundsätzlich mitzutragen. Wohlwissend, dass eine genaue Darstellung dieses Aspektes eine eigene Untersuchung verlangen würde, sollen hier kurz einige Hinweise darauf gegeben werden, ohne jedoch einen wie auch immer gearteten Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben. Die diesem Artikel zugrunde liegenden Quellen weisen auch auf nationales Ge-dankengut auf dem Helenenberg hin. Die Abhaltung von Veranstaltungen wie eines »Deutschen Abends«141 sind ebenso Sinnbild dafür wie die besondere Begehung des 1. März 1935, des Tages, an dem die »Saarrückgliederung« er-folgt ist142. Die Feier des 1. Mais als Staatsfeiertag findet ebenso ab 1935 eine spezielle Beachtung.143Bereits in der ersten Hälfte des Jahres 1935 scheinen die Salesianer den Wunsch zu äußern, nationalsozialistische

Jugendorganisa-134 Vgl. Sitzung vom 19. November 1936, in: ibid ..., S. 108; Sitzung vom 12. Dezember 1938, in: ibid., S. 110.

135 Vgl. Sitzung vom 4. Dezember 1935, in: ibid., S. 105f.; Sitzung vom 19. November 1936, in: ibid., S. 105f.; Sitzung vom 18. November 1937, in: ibid., S. 110.

136 Vgl. Sitzung vom 19. November 1936, in: ibid., S. 108.

137 Vgl. Sitzung vom 12. November 1934, in: ibid., S. 104.

138 Vgl. Sitzung vom 19. November 1936, in: ibid., S. 107.

139 Vgl. G. Söll, Die Salesianer Don Boscos ..., S. 204.

140 Vgl. Sitzung vom 5. April 1938, in: AEH Kapitelsitzungen 1925-1939.

141 Vgl. Sitzung vom 17. Mai 1934, in: ibid.

142 Vgl. Sitzung vom 28. Februar 1935, in: ibid.

143 Vgl. Sitzung vom 29. April 1935, Sitzung vom 29. April 1938, Sitzung vom 18. April 1939, alle in: ibid.

tionen auf dem Helenenberg einführen zu wollen, wobei die Behörden darum bitten, davon Abstand zu nehmen.144 In der Sitzung des Stiftungsvorstandes vom 4. Dezember 1935 wird der Errichtung einer HJ-Gruppe im Heim zuge-stimmt.145 Ob es tatsächlich zu der Umsetzung dieses Vorhabens kam, kann hier nicht eindeutig geklärt werden, da die Kapitelsitzungen diesbezüglich keinen Hinweis geben und die Hauschronik für diese Zeit nicht zur Verfü-gung steht. Im April 1939 feiert der Führer seinen 50sten Geburtstag. Aus diesem Anlass wird ein Tag mit Übertragung von Radioprogrammen und Wettkämpfen gestaltet.146 Spätestens ab dem Jahr 1936 werden Konse-quenzen aus der neuen politischen Lage auch für das Eduardstift spürbar. Be-reits am 28. Februar 1935 findet die »Sache der Sterilisierung« eine Erwäh-nung im Hauskapitel. Hier wird jedoch in äußerst knapper Weise festgestellt, dass diese Belange ausschließlich den Direktor betreffen.147 Zu Beginn des Jahres 1936 werden einige Salesianer zum Arbeitsdienst einberufen.148Ab dem Jahr 1937 ist in den Hauskapitelprotokollen immer wieder von erhöhter Wachsamkeit und größtmöglich zu übender Vorsicht im Umgang mit den Ju-gendlichen die Rede.149 Das Protokoll weist bei »heiklen« Themen äußerst knappe Eintragungen auf.150 Söll weist für das Jahr 1937 darauf hin, dass es auch zu Verhören gekommen sei, die jedoch keinen Anlass zu einer Schließung gegeben hätten.151Im Laufe des Jahres 1938 werden am Helenen-berg immer wieder Soldaten einquartiert. Im Herbst 1938 müssen im Eduard-stift gezwungenermaßen 80 Arbeiter untergebracht werden, die zum Bau des Westwalls eingesetzt werden.152 Die Rolle der Salesianer auf dem Helenen-berg in der Zeit des Nationalsozialismus ist aufgrund der zugrundeliegenden Quellen nicht eindeutig auszumachen. Eine reine »Opferdarstellung«, wie sie zum Teil in der Literatur erfolgt153, scheint nicht alle Facetten dieser Zeit zu beleuchten. Im Rahmen dieses Artikels kann die Grenzziehung zwischen ei-genem nationalsozialistischen Gedankengut der SDB und einer der Situation entsprechend notwendigen Umsetzung von nationalsozialistischen Usancen nicht gezogen werden.

144 Vgl. Brief von Biesdorf an Theodor Seelbach, Trier, 6. Juli 1935, in: BATr Akte ..., Fasz. 4, S. 76.

145 Vgl. Sitzung vom 4. Dezember 1935, in: AEH Protokollbuch ..., S. 105f.

146 Vgl. Sitzung vom 18. April 1939, in: AEH Kapitelsitzungen 1925-1939.

147 Vgl. Sitzung vom 28. Februar 1935, in: ibid.

148 Vgl. Sitzung vom 31. März 1936, in: ibid.

149 Vgl. Sitzung vom19. Mai 1937, Sitzung vom 20. August 1937, Sitzung vom 1. Sep-tember 1937, Sitzung vom 29. April 1938, alle in: ibid.

150 Vgl. Sitzung vom 19. Mai 1937, Sitzung vom 24. November 1937, beide in: ibid.

151 Vgl. G. Söll, Die Salesianer Don Boscos ..., S. 204.

152 Vgl. AEH Helenenberg in alter und neuer Zeit, S. 68.

153 Vgl. etwa: G. Söll, Die Salesianer Don Boscos ..., S. 204-206.

Der Krieg

Der Beginn des Krieges im September 1939 stellt für den Helenenberg eine massive Beeinträchtigung dar. Wenngleich es bis zum 1. September 1939 zu keiner namhaften Beeinträchtigung der pädagogischen Arbeit kommt, stellt dieses Datum einen Einschnitt dar. Gegen 2:00 Uhr wird der Hauslei-tung mitgeteilt, dass das gesamte Haus bis 10:00 Uhr zu räumen sei.154Gegen 10:00 Uhr erfolgt die Evakuierung der Hausinsassen mit fünf Bussen in den Bernardushof nach Mayen.155Erforderlich wird diese Evakuierung dadurch, da Helenenberg, in unmittelbarer Nähe von Luxemburg gelegen, sich im da-maligen Frontbereich befindet.156Direktor Seelbach (1883-1958) erreicht mit Mühen, dass er mit einigen Laienbrüdern im Gebäude bleiben darf. Mit der Evakuierung der Menschen wird auch der gesamte Viehbestand abtranspor-tiert, wobei 37 Rinder in Trier geschlachtet werden. Die hierdurch erzielten Mittel werden zur Tilgung von Hypotheken verwendet.157 Die Ländereien werden mit Stacheldrahtzäunen durchzogen, was die weitere Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Flächen beeinträchtigt. In der Zeit vom September 1939 bis August 1940 wird das Eduardstift mit bis zu 600 Mann belegt. Diese Belegung hinterlässt ihre Spuren.158 In dieser Zeit sind auch eine Reihe von Kriegsgefangenen in der Landwirtschaft des Eduardstiftes tätig.159Im August 1940 kann wieder mit der Belegung des Eduardstiftes mit Zöglingen be-gonnen werden160, wobei wiederum der Wunsch vorherrscht, vorerst keine Fürsorgezöglinge aufzunehmen161. Im August 1941 befinden sich an die 30 Zöglinge im Eduardstift. Weitere 70 sollen noch folgen. Ebenfalls im August wird Direktor Seelbach durch den neuen Direktor Peter Rund (1893-1964)162 abgelöst.163 Im Jahr 1941 finden auch Kinderlandverschickungen aus den bombardierten Städten Saarbrücken und Mannheim auf den Helenenberg

154 Eintrag vom 1. September 1939, in: AEH Kapitelsitzungen 1925-1939.

155 Vgl. AEH Helenenberg in alter und neuer Zeit, S. 69.

156 Vgl. P. Tirone, La Congregazione Salesiana …, S. 121.

157 Vgl. Sitzung vom 13. Januar 1940, in: AEH Protokollbuch ..., S. 113f.

158 Vgl. Sitzung vom 19. Dezember 1940, in: ibid., S. 115ff.

159 Vgl. AEH Helenenberg in alter und neuer Zeit, S. 69.

160 Vgl. ibid., S. 69f.

161 Vgl. Sitzung vom 27. Juli 1940, in: AEH Hauskapitelbesprechungen. II. 20. Sep-tember 1939 bis 30. Dezember 1941.

162 Peter Rund wird am 8. Mai 1893 in Coesfeld (Westfalen) geboren. Am 6. August 1920 tritt er in das Noviziat der Salesianer Don Boscos ein. In Turin empfängt er am 10. Juli 1927 die Priesterweihe. P. Rund ist ab 1936 Direktor in Wiesbaden bis er von 1941 bis 1947 Direktor auf dem Helenenberg wird. Er verstirbt am 4. März 1964 in Berlin. Vgl. APK Toten-brief von P. Peter Rund.

163 Vgl. Sitzung vom 28. August 1941, in: AEH Protokollbuch ..., S. 118.

statt.164In Bezug auf die Trägerschaft ist es wesentlich zu erwähnen, dass in der Vorstandssitzung vom 4. Februar 1942 ein neuer Vertrag zwischen den SDB und der Stiftung geschlossen wird. Der Grund hierfür kann aufgrund der zu Rate gezogenen Quellen nicht angegeben werden. Inhaltlich kommt es nur zu einer Änderung, nämlich zu einer unbefristeten Vertragslaufzeit.165Im Au-gust 1942 wird im Rahmen der Vorstandssitzung der Eduardstiftung auf eine steigende Anzahl von Einweisungen in das Heim hingewiesen. Trotz dieses Zuwachses sind die finanziellen Auslagen nicht mehr durch das Pflegegeld für die Zöglinge aufzubringen.166Die zu dieser Zeit blühende Landwirtschaft ermöglicht jedoch eine ausgeglichene Bilanzierung.167 Durch eine Weisung der Schulbehörde Trier wird dem Eduardstift ein Lehrer in Rente zugewiesen, was die Wiederaufnahme des Betriebes einer eigenen Volksschule ermög-licht.168Die Unterrichtstätigkeit in der Volksschule kann mit dem 10.169Mai 1943 beginnen.170Bereits seit Anfang Dezember 1942 versucht die Stadt Trier die Zuweisung des Eduardstiftes als Ausweichkrankenhaus zu erreichen.171 Am 12. Februar 1943 kommt es zu einer Inanspruchnahme in diesem Sinne.

Von diesem Zeitpunkt an erfolgt eine Adaptierung der Räumlichkeiten. Die Universität Köln bringt außerdem in dieser Zeit 300 Kisten mit Urkunden zur Rheinischen Geschichte in den Kellerräumlichkeiten des Eduardstiftes unter.172Im Jahr 1943 wird immer wieder darum gebeten, dass Zöglinge aus anderen Anstalten, die durch Bombardierungen betroffen sind, auf dem Helenenberg untergebracht werden können. Direktor Peter Rund lehnt die meisten dieser Gesuche ab, da es eine eindeutige Order des Gauleiters gibt, die eine derartige Aufnahme untersagt.173Am 14.174April 1944 verlegt jedoch die Stadt Trier alle Jungen des Waisenhauses Trier im Alter von sieben bis vierzehn Jahren in das Eduardstift. Mit ihnen kommt ein Lehrer, sodass die

164 Vgl. AEH Helenenberg in alter und neuer Zeit, S. 70; Sitzung vom 30. Mai 1941, in:

AEH Hauskapitelbesprechungen ...; Sitzung vom 18. August 1942, in: AEH Protokollbuch ..., p. 123.

165 Vgl. Vertrag zwischen dem Vorstand der Eduardstiftung, katholisches Knabenwai-senhaus für die Diözese Trier, zu Helenenberg und der Deutschen Salesianer Provinz St. Boni-fatius, Helenenberg, 4. Februar 1942, in: AEH Protokollbuch ..., S. 121f.

166 Vgl. Sitzung vom 18. August 1942, in: AEH Protokollbuch ..., S. 123f.

167 Vgl. Sitzung vom 3. Februar 1943, in: ibid., S. 125.

168 Vgl. ibid., S. 126.

169 Die Aufzeichnungen in »Helenenberg in alter und neuer Zeit«, S. 71 weisen hier den 8. Mai als Datum des Beginns auf.

170 Vgl. Sitzung vom 18. August 1943, in: AEH Protokollbuch ..., S. 127.

171 Vgl. Sitzung vom 3. Februar 1943, in: ibid., S. 126.

172 Vgl. Sitzung vom 18. August 1943, in: ibid., S. 127.

173 Vgl. AEH Helenenberg in alter und neuer Zeit, S. 71.

174 Die Aufzeichnungen in »Helenenberg in alter und neuer Zeit«, S. 71 weisen hier den 26. Mai als Datum der Überstellung auf.

Volksschule ab 19. April 1944 zweistufig mit je vier Klassen geführt werden kann. Zum Schulbeginn am 19. August 1944 befinden sich 120 Jungen im Haus.175 Im September 1944 wird das Haus wiederum durch das Militär be-schlagnahmt, da sich die Frontlinie immer näher an den Helenenberg heran verlagert.176Die Einrichtung eines Lazaretts, in dem in nur wenigen Monaten an die 10000 Soldaten und 500 Zivilisten ärztlich versorgt werden können, schützt das Gebäude vor den Angriffen der Amerikaner.177 Die Zöglinge werden diesmal nicht evakuiert. Da die Räumlichkeiten für das Lazarett benötigt werden, schlafen sie auf den Kisten der Universität Köln im Keller.178 Die Beschädigungen, die das Eduardstift erfährt, entstehen durch Granatschüsse der Deutschen, die nach ihrem Rückzug auf den Helenenberg schießen. An die 20 Granaten schlagen in die Gebäude ein. Die Amerikaner treffen am 28. Februar 1945 am Helenenberg ein und besetzen das Hauptge-bäude und die Kirche in der Zeit vom 3. bis 31. März 1945, um ein Hospital einzurichten. Nach dem Vorrücken der Front ist es möglich, die Arbeit wieder aufzunehmen und auch die vorbeiziehenden Flüchtlinge durch Ausspeisungen zu versorgen.179 Im März 1945 befinden sich an die 150 Jungen im Eduard-stift auf dem Helenenberg.180

Nach dem Krieg

Die unmittelbare Zeit nach dem Kriegsende ist durch Aufbauarbeiten ge-prägt. Die Gebäudeschäden müssen behoben werden. Die großen Schäden auf den Feldern, die durch Granateinschüsse, Panzergräben und Flakstellungen verursacht wurden, beeinträchtigen noch längere Zeit die Ernte schwer.181Die aus dem Krieg zurückgekehrten Salesianer beginnen sofort wieder mit dem Wiederaufbau.182Der Helenenberg erhält in den Jahren des Aufbaues Unter-stützung durch verschiedene Behörden, die an der Wiedererrichtung der Schule und der Werkstätten interessiert sind. Durch eine Erneuerung der Werkstätten im Jahr 1953 können wieder mehrere Lehrlinge aufgenommen werden. Die Einweihung findet am 8. August unter dem Beisein des General-oberen Don Renato Ziggiotti (1892-1983) statt.183 Nach dem Krieg und der

175 Vgl. Sitzung vom 18. August 1944, in: AEH Protokollbuch ..., S. 130.

176 Vgl. Sitzung vom 18. August 1945, in: ibid., S. 132; AEH Helenenberg in alter und neuer Zeit, S. 72.

177 Vgl. Sitzung vom 18. August 1945, in: AEH Protokollbuch ..., S. 132f.

178 Vgl. AEH Helenenberg in alter und neuer Zeit, S. 82.

179 Vgl. Sitzung vom 18. August 1945, in: AEH Protokollbuch ..., S. 132f.

180 Vgl. AEH Helenenberg in alter und neuer Zeit, S. 87.

181 Vgl. Aussaat und Ernte. Ein kurzer Überblick über das deutsche Don Bosco-Werk nach dem Kriege, in: SN 52 (1946), Nr. 1, S. 2ff., hier S. 3.

182 Vgl. A. Rohde, Die Salesianer Don Boscos ..., S. 74.

183 Vgl. G. Söll, Die Salesianer Don Boscos ..., S. 206.

Phase des unmittelbaren Wiederaufbaus nehmen die Salesianer Don Boscos auf dem Helenenberg wieder jene Arbeit auf, die mit dem Krieg vorerst be-endet werden musste und bis zum Kriegsende nur unter Beeinträchtigungen unterschiedlicher Art durchgeführt werden konnte.

Fazit

Von Italien ausgehend kommen die SDB um die Wende zum 20. Jahr-hundert auch in die Länder deutscher Sprache. Nach der staatlichen Anerken-nung der Salesianer Don Boscos durch Kaiser Franz Joseph und der Aufent-halts- und Arbeitserlaubnis durch das Bayerische Kultusministerium erfolgt eine Expansion des salesianischen Werkes in Österreich und Deutschland, in deren Kontext auch die Gründung bzw. Übernahme der Niederlassungen in Wien-Unter St. Veit und Helenenberg zu sehen sind. Hierbei fällt auf, dass den Salesianern ein Ruf der qualifizierten Jugendhilfetätigkeit vorauseilt und ihnen die nötige Problemlösungskompetenz für die diversen Jugendnöte zuge-traut wird. An den beiden Niederlassungen lässt sich sowohl ein deutlicher Schwerpunkt in Bezug auf die Jugendhilfetätigkeit als auch das Bestreben der Salesianer, die Einrichtungen in eigener Trägerschaft zu betreiben, aufweisen.

Arbeiten die Salesianer in Wien anfänglich unter einem anderen Träger, so er-greifen sie die durch die Inflation entstandene Möglichkeit zum Kauf des Heimes. In Bezug auf das Eduardstift ist hier festzuhalten, dass aufgrund der Verhandlungen die satzungsverbrieften Rechte des Vorstandes auf ein Mi-nimum beschränkt werden. Die Salesianer übernehmen in Eigenständigkeit sowohl die erzieherische, als auch die finanzielle Leitung dieser Einrichtung.

Bezüglich der Erziehung setzt sich die bereits bei den ersten Niederlassungen im deutschsprachigen Gebiet wahrnehmbare Tendenz zur Anwendung des sa-lesianischen Präventivsystems weiterhin fort. Während in Wien ein Artikel der Arbeiterzeitung darüber berichtet, kann in Helenenberg aufgrund einer breiten Quellenbasis die Anwendung dieses Erziehungssystems festgestellt werden.

Interessant scheint, dass bei der großen Bedeutung des RJWG für die deutsche Jugendhilfe kaum Auswirkungen auf die Tätigkeit in Helenenberg namhaft gemacht werden können. Keine der hier zugrunde liegenden Quellen benennt in expliziter Weise eine Auswirkung irgendeiner Art, die im direkten Zusam-menhang mit dem RJWG zu sehen wäre. Bezüglich der Zielgruppe lässt sich für das Eduardstift feststellen, dass die Salesianer stets bemüht sind die An-zahl der Fürsorgezöglinge so gering wie möglich zu halten. Sie möchten sich primär den Waisenkindern und verwahrlosten jungen Menschen widmen. Es liegt nahe, dass der Grund dafür in der gewünschten Umsetzung des Präventiv-systems liegt, das jedoch nicht für alle Jugendlichen gleichermaßen geeignet

ist. Eine entsprechende Ausdifferenzierung der Zöglinge in »Normale«, »Mitt-lere« und »Schwererziehbare« weist auf diese Situation hin. Als die Zeit des Nationalsozialismus beginnt, sind die Auswirkungen der neuen politischen Si-tuation relativ rasch zu spüren. Wenngleich in Helenenberg der Tätigkeit bis in das Jahr 1939 weiterhin nachgegangen werden kann, so kommt es doch zu spürbaren Beeinträchtigungen. Der Anschluss Österreichs an Deutschland wirkt sich für die Salesianer in Österreich – wie es das Beispiel Wien-Unter St. Veit zeigt – einschneidend aus. Sobald es das Ende des Krieges oder die Rückgabe der Gebäude durch die »Siegermächte« erlauben, wird mit dem (Wieder-)Aufbau begonnen, der manchmal auch mit einer Neuorientierung in Bezug auf den Zweck der Einrichtungen verbunden ist.

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