4.2 Kontraindikationen 35
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4 Indikationen und Kontraindikationen
4.1 Indikationen
Die Indikationen zur Massage sind vielfältig. Im Grunde genommen lassen sich unter Berücksichti- gung der Kontraindikationen und Einhaltung von Vorsichtsmaßnahmen alle reversiblen Veränderungen der Strukturen des Bewegungsapparates mit Massage behandeln.
Ziele der Massage sind generell:
• Schmerzreduzierung bzw. –beseitigung
• Tonusreduzierung
• Tonussteigerung
• Förderung der Durchblutung
• Förderung der Lymphzirkulation
• Senkung der sympathischen Reflexaktivität
• Mobilisation der verschiedenen Gewebeschichten und Strukturen
Indikationsbeispiele im Sinne häufiger Erkrankungen werden in den einzelnen Kapiteln der regionären Anwendungen ausführlich beschrieben.
4.2 Kontraindikationen
Wie bei jeder Therapieform gibt es auch bei der Mas- sage Kontraindikationen, die beachtet werden müs- sen.
Kontraindikationen werden in zwei Kategorien einge- teilt. Die erste Kategorie umfasst die absoluten Kontraindikationenund beschreibt Situationen, in denen eine Massage keinesfalls durchgeführt werden darf. Die zweite Kategorie enthält die relativen Kontraindikationen. Mit diesem Begriff definiert man Situationen, in denen die Massage nur einge- schränkt möglich ist und die Anwendungsart und -häufigkeit individuell entschieden werden muss.Dies sind zum Beispiel Kontraindikationen, die außerhalb des Behandlungsgebietes liegen. So kann bei einer akuten Beinvenenthrombose (absolute Kontraindika- tion für die Behandlung des Beines) eine Schulter- Arm-Massage durchgeführt werden.
Bei Hinweisen auf akute Notfälle muss der Thera- peut eine umgehende Abklärung veranlassen.
Absolute Kontraindikationen
Vaskuläre Erkrankungen:
• Akute Thrombose: Thrombosen der tiefen Bein- venen bergen immer die Gefahr einer Lungen- embolie. Klinisch zeigt sich möglicherweise eine Schwellung mit Überwärmung sowie Schmerzen im Venenverlauf. Weiterhin sind das Homans´- Zeichen (Wadenschmerz bei Dorsalflexion im Sprunggelenk) und das Payr´-Zeichen (Fußsoh- lenschmerz bei Druck auf die Fußsohle) positiv.
• Thrombophlebitis
• Arterielle Durchblutungsstörungen
• Arterielle Verschlusskrankheiten
• Dekompensierte Herzinsuffizienz
• Herzinfarkt
• Lymphangitis Erkrankungen der Haut:
• Offene Wunden
• Infektionen
• Tumore (s. Anhang, S. 467)
Akute Verletzungen (in den ersten zwei bis drei Tagen nach der Verletzung):
• Muskelfaserriss
• Bandruptur
• Sehnenruptur Die Kenntnis der Kontraindikationen, die Fähigkeit,
sie zu erkennen und das Verständnis ihrer Relevanz bilden die Grundlage, welche die Massage zu einer si- cheren und effektiven Behandlungsmaßnahme macht.
MEMO
4 Indikationen und Kontraindikationen 36
Grundlagen
Entzündliche Erkrankungen des Muskels:
• Alle Arten der Myositis
• Myositis ossificans: Hierbei kommt es zu einer umschriebenen Verknöcherung durch pathologi- sche Kalkeinlagerungen. Die Ursache ist meist traumatisch, z. B. als Folge von Muskelprellungen oder Muskelfaserrissen.
Systemische Erkrankungen:
• Hohes Fieber
• Tumore
Zustand nach Operationen:
• Nach verschiedenen chirurgischen Eingriffen am Bewegungsapparat, z. B. bei Laminektomien und anderen Eingriffen an der Wirbelsäule
Neurologische Erkrankungen:
• Akute neurologische Nervenkompressionssyn- drome mit Sensibilitätsstörungen oder Ausfallser- scheinungen
• Kaudakonussyndrom: Hierbei kommt es zu einer Kompression im Konus- bzw. Kaudabereich, die Läsionshöhe ist ab L4.Dieses Krankheitsbild kann sich in Form von Schmerzen im Lendenbereich mit Ausstrahlungen in die Rückseiten beider Ober- und Unterschenkel äußern. Klinisch findet man eine Parese der Fuß- und Zehenbeuger sowie Empfindungsstörungen im Dermatom L5. Nach einem stillen Intervall, was möglicherweise einen Behandlungserfolg suggeriert,kommt es zu plötz- lichen Lähmungen. Hierbei handelt es sich um einen neurologischen Notfall, der eine sofortige neurochirurgische Intervention erfordert.
• Was unterscheidet die relativen von den absoluten Kontraindikationen?
• Nennen Sie fünf absolute Kontraindikationen einer Massage.
ÜBERPRÜFEN SIE IHR WISSEN
• Zu den absoluten Kontraindikationen gehören Er- krankungen der Gefäße, der Haut, der Muskeln und der Nerven sowie akute Verletzungen und systemi- sche Erkrankungen.
• Bei Vorliegen von absoluten Kontraindikationen darf unter keinen Umständen eine Massagebehandlung durchgeführt werden.
• Liegen relative Kontraindikationen vor, so ist die Massage eingeschränkt möglich; der Therapeut ent- scheidet in Absprache mit dem behandelnden Arzt individuell.
ZUSAMMENFASSUNG