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M it pathetischen W orten hat Prof. L eonhard H abrich (1848-1926)81 die Anku n ft der G em ein sch aft d er S alesianer in E ssen -B o rb eck g efeiert. In S chriften und V orträgen h atte sich dieser in der L eh rer-A u sbild un g tätige Pädagoge schon u m die Jahrhundertw ende M itglieder der K ongregation des Tu- riner Priesters Johannes Bosco nach Deutschland gew ünscht. Nun, nach dem verheerenden K rieg, in der Stunde sozialer geistiger N ot des deutschen Volkes und besonders seiner Jugend, seien die Salesianer zum “N euaufbau” erschienen.

Da erscheint es vielen harrenden und hoffenden Herzen wie ein Labsal vom Himmel, daß die Meistererzieher armer Knaben und Jünglinge endlich in unserer Heimat eine Stätte der Erziehung eröffnet haben82.

In den folgenden A usführungen geht es u m die Frage, w er diese Salesi­

aner w aren und w ie sie ihren erzieherischen und pastoralen A uftrag gelebt haben. Z u dieser von L eonhard H abrich m it reichlich V orschusslorbeeren b e­

79 Schon 1931 war für Notleidende infolge der Wirtschaftskrise ein Solidarwerk zur ge­

genseitigen Hilfe geschaffen worden. Unter der Bezeichnung “Winterhilfswerk” initiierte am 13.9.1933 die Reichsregierung ein Hilfswerk, das zur Stärkung der “Volksgemeinschaft” Wohl­

habende und Bedürftige verbinden sollte. Die Spenden wurden unter Druck und Zwang einge­

trieben. Die Organisation der Sach- und Geldsammlungen lag bei der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt.

80 Vgl. LAD, RW 58-8382 (Winkels, Wilhelm).

81 Über die Bedeutung Leonhard Habrichs in der deutschen Geschichte der Salesianer vgl. Johannes Wielgoss, Aus Gottes Kraft im Dienst am Menschen. (= 30. Folge der Schriften­

reihe zur Pflege salesianischer Spiritualität). Ensdorf 1991, S. 19-29.

82 Leonhard Habrich, Die Salesianer Don Boscos in Norddeutschland (Essen-Borbeck), in “Elternhaus und Schule”, 11 (1921) 86, Düsseldorf, 11. November.

dachten und als G eschenk des H im m els gepriesenen ersten Salesianergem ein­

schaft in Preußen gehörten drei Priester, drei im pädagogischen P raktikum stehende junge S alesianer und ein Bruder. D ie P riester hatten ihre salesiani- sche und theologische A usbildung in Italien absolviert. Sie zählten zu den e r­

sten deutschen S alesianern, die m it dem B lick der G eneralleitung in Turin auf eine m ögliche Expansion der K ongregation nach M itteleuropa den W eg in die G em einschaft Johannes B osco gefunden und starken A nteil an der A usbrei­

tu n g in D e u tsc h la n d zw isc h en den b e id e n K rie g en h a tte n . Dr. H erm an n Lam pe übernahm nach zehnjähriger Erfahrung als Salesianerpriester in S ala­

m anca die Leitung der B orbecker G em einschaft. E r glänzte hier als Prediger und b ei Vortragsabenden in katholischen Verbänden und hatte bald gute K o n­

tak te z u r B o rb ec k er G e istlic h k e it. N ach sein er A m tsp erio d e als D ire k to r k eh rte er h ä u fig zu V orträgen n ach B o rb ec k zu rü ck . S ein er A m tsp flich t, w ährend seines D irektorats eine C hronik des H auses zu führen, ist er zum B e­

dauern der späteren H istoriker nicht nachgekom m en.

F ür den B ereich d er A usbildung der Jug end lich en w urde P. Johannes Perkzuständig. Er hatte m it P. Lam pe das N oviziat absolviert und w ar auch m it ihm 1910 zum P riester gew eiht w orden. Schon zu seinen Studienzeiten arb eitete er als S ek retär b eim N a ch fo lg er Jo h a n n es B o scos, D on M ichael R ua, un d bei dessen N achfolger D on P au l A lbera (18 45-1921). Im Januar 1916 aus Italien ausgew iesen, versah er bis 1920 seinen priesterlichen D ienst im K rankenhaus in Sögel nahe seiner H eim at. F ür einige M onate kehrte er zu D on A lbera zurück und gehörte dann dem Essener Haus bis zu seinem Tode an.

O bw ohl P. Perk zu den G ründungsvätern dieser N iederlassung zählt, fand er hier nicht seine Heim at. Er w ar ein stiller, in sich gekehrter M ensch, der seit der Einrichtung der Spätberufenenschule als Lehrer eingesetzt war, in der Ju ­ gendarbeit des Hauses aber keine Im pulse zu setzen verm ochte. Nach einer per­

sönlichen Krise im Jahre 1926 erholte er sich in seinem H eim atort Lorup von einer K rankheit und erhielt 1928 die E rlaubnis, außerhalb der G em einschaft dort zu leben. B ald trat er als A utor religiöser Erbauungsliteratur, einer Ü berset­

zung des Neuen Testam entes und einer deutschsprachigen Synopse auf. Die Sy­

nopse erschien seit 1933 in 6 Auflagen und erreichte eine Auflagenhöhe von 25.000 Exem plaren. Sie steht am A nfang der in Deutschland institutionell ge­

förderten B ibelarbeit für das katholische Volk. A m D iskurs über die synoptische Frage beteiligte er sich nicht, sein Interesse galt der praktischen B ibelarbeit und steht im K ontext der Bibelkreise sowie einer m ehr bibeltheologisch und chri- stologisch ausgestalteten Jugendseelsorge83.

83 Vgl. Martin Mannwald SJ, Christuskreise. Der Jugend und ihren Führern. Nürnberg 1930.

E tw a ein Jah r nach G rü n d u n g des H auses k eh rte F ried rich P rellw itz (1884-1959) als ju n g er P riester in seine E ssener H eim at zurück. Er w ar 1907 als Spätberufener nach P enango gegangen und hatte als ju n g er O rdensm ann bis zu seiner Profess am 7. O ktober 1914 verm utlich in P enango gearbeitet.

D ie ph ilo so p h isch -th eo lo g isch e A u sbildun g schloss er in B rasilien ab und w urde am 1. Januar 1920 in A raguayana (M ato G rosso) zum Priester gew eiht.

N ach acht Jahren in B rasilien arbeitete er zunächst im Jugendheim unter den Jugendgruppen m it. N achdem P. L am pe die Leitung des H auses im Som m er 1924 abgegeben hatte, übernahm P. Prellw itz das A m t des Präses der Ju gen d­

verbände. M it dieser A ufgabe - aber auch m it der B etreuung seiner kranken M utter in ihrer B orbecker W ohnung - verbanden sich für P. Prellw itz h äufi­

gere A bw esenheiten von der G em einschaft, aus denen ein folgenreicher K o n­

flikt erw uchs. Provinzial N iederm ayer sah in diesen A bw esenheiten eine u n ­ vereinbarkeit m it der O rdensdisziplin und versetzte den P riester im H erbst 1925 nach M arienhausen. P. Prellw itz w idersetzte sich dieser A nordnung und begab sich A nfang N ovem ber 1925 nach Turin, u m v om G eneralobern die R ücknahm e der Versetzung zu erw irken, für die sich auch ein ju gen dlicher L eiter aus dem D on-B osco-Z irkel eingesetzt hatte.

P. P rellw itz fand auch in T urin k ein V erständnis und entsch lo ss sich noch dort zum A ustritt aus der K ongregation. E r b o t dem P aderborner P rie­

ster B ernhard Z im m erm ann seine H ilfe im S tudienheim C lem ens M aria H of­

bauer in B elecke m it dem H intergedanken an, in den P aderborner K lerus auf­

genom m en zu w erden. Z u n äch st kam es zu ein er V erständigung zw ischen ihm , seinem Provinzial und dem P aderborner G eneralvikariat, dass er bis zum 1. D ezem ber 1926 in B elecke arbeiten dürfe, aber nicht in den P aderborner K lerus aufgenom m en w erde84.

Am 26. O ktober 1926 nahm der B isch o f von Lüttich P. P rellw itz für drei Jahre ad experim entum in den K lerus seiner D iözese auf85 und übertrug ihm die Pfarrei R odt-H inderhausen, die er jed o ch vor dem 15. O ktober 1930 ver-ließ86.

Von großer Bedeutung: Karl Adam, Christus unser Bruder. Regensburg 1926. Ders, Jesus Christus. Düsseldorf 1933. Romano Guardini, Der Herr. Würzburg 1936.

84 Vgl. Erzbischöfliches Generalvikariat Paderborn. Erzbistumsarchiv, Acta spezialia, Belecke, Nr. 13, Studienheim, 1921-1934.

85 Vgl. APM, Personalakte Prellwitz, Friedrich.

86 Vgl. Mitteilung des Archivs des Bischofs von Lüttich vom 26. Februar 2011 an den Verfasser. Prellwitz ging zurück nach Brasilien. Nach Auskunft des Stadtarchivs Essen vom 15.

Mai 2012 meldete er sich am 26. Mai 1958 von seinem Wohnsitz in Rio de Janeiro kommend in Essen vorübergehend an. Er arbeitete als Krankenhausseelsorger im Vinzenzstift Essen­

Stoppenberg. Im gleichen Krankenhaus verstarb er am 15. März 1959. Im Totenverzeichnis des Bistums Essen (1960) wird er als “Krankenhausseelsorger P. Friedrich Prellwitz SDB” geführt.

D iese personellen Turbulenzen des Jahres 1926 zeugen davon, dass die ju n g e B o rb eck er G e m ein sch aft k einesw eg s von H o m o g en ität g ep räg t w ar und m ancherlei S pannungen auszuhalten hatte.

D ie k lu g en P erso n alen tsch eid u n g en des P ro vinzials Dr. N iederm ayer hatten im H erbst 1924 P. Tebben und w ährend der K rise im frü h ja h r 1926 P.

H einrich K rem er nach B orbeck versetzt. B eide w aren ebenfalls aus dem deu t­

schen D o n -B o sco -In stitu t St. B onifatius in P en ang o h erv org eg an g en . Ihre N am en stehen für eine verlässliche salesianische Ju gen darb eit im K n ab en­

heim und im D on-B osco-Zirkel.

N ach einer dreijährigen A m tszeit von P. H erm ann L am pe w urde die L ei­

tung der ju n g en N iederlassung in die H ände von P. T h eod or H artz (1 88 7­

1942) gelegt87. In bew egten Z eiten trug er m it U m sicht und K lugheit w esent­

lich zur inneren w ie äußeren E ntw icklung dieses Zentrum s salesianischer Ju ­ gendarbeit bei. Schon erw ähnt ist der öffentlich stark beachtete N eubau, auf dessen Vollendung w egen der K rise der fin an z m ärk te und unverantw ortlicher S pekulationen örtlicher H onoratioren, denen die Salesianer v ertraut hatten, ein finanzielles C haos folgte, an dem die Provinz lange und schw er zu tragen hatte. A uch die personellen Q uerelen innerhalb der G em einschaft gerieten zu einer belastenden H ypothek.

Z ur O rdensdisziplin belegen die Q uellen ein solide geordnetes G em ein­

schaftsleben m it einer gut gestalteten Liturgie im K irchenjahr und zu den sa- lesianischen F eiertagen. Schon im Frühjahr 1921 hatte P rovinzial H lond den E rzbischof von K öln u m die Erlaubnis gebeten, in der neuen N iederlassung auch eine K apelle einrichten zu dürfen, da diese unabdingbar für eine salesia- nische Jugendpastoral sei. U m das H aus entstand in der katholischen B evöl­

kerung bald eine K apellengem einde, im Jahre 1923 hielten die Salesianer drei öffentliche S onntagsgottesdienste. W erktags m orgens vor der Schul- und A r­

b eitsze it kam en viele Jugen d lich e der V erbands- un d W andergruppen zum G ottesdienst, zu dessen G estaltung die Salesianer auch A nregungen der L itu r­

gischen B ew egung aufnahm en.

87 Zur Person von Theodor Hartz vgl. Johannes Wielgoss, Pater Theodor Hartz, in Zeugen fü r Christus. Das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts. Hrsg. von Helmut M oll im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz. Bd. II, 5. erweiterte und aktualisierte Auf­

lage. Paderborn u. a. 2010, S. 849-851.

Ders.: Pater Theodor Hartz SDB (1887-1942), in Der Katholische Klerus im Olden­

burger Land. Ein Handbuch. Im Auftrag des Bischöflichen Münsterschen Offizialates hrsg. v.

Willi BAUMANN und Peter SIEVE. Münster 2006, S. 317-320. Ders., Theodor Hartz (1887­

1942). Ein Salesianer des St. Johannesstiftes in Essen-Borbeck gegen den NS-Unrechtsstaat, in Christen an der Ruhr, Band 4, hrsg. v. Reimund HAAS und Jürgen BÄRSCH. Münster 2010, S. 129-141.

Einen besonderen A kzent erhielten die salesianischen F eiertage Franz von Sales als Patron der K ongregation, M aria H ilfe der C hristen als Patronin und das Fest M aria Im m akulata als G edenktag der B erufung Johannes B oscos zur ärm eren Jugend. D em festlichen G ottesdienst folgte am N achm ittag ein P rogram m m it T h eatervorstellun gen, M usik un d einem F estvortrag. Lange vor der G ründung eines eigenen Seelsorgsbezirkes hatte sich u m das Ju gen d­

heim der S alesianer eine G em einde Jugendlicher und E rw achsener m it einer ausgeprägten salesianischen Identität gebildet.

Im P farrklerus des D ekanates B orbeck stand eine kleine G ruppe dieser E n tw ic k lu n g k ritisc h g eg e n ü b er. D ie P re sse m e ld u n g ü ber den g ep lan te n N eubau m it einer großzügigen K apelle88 führte zu einer A ussprache im Pfarr- kapitel vom 27. Juni 1927. B eschlossen w urde eine Eingabe an das G eneral­

vikariat K öln, die der ärgste K ritiker Johannes M eyer, Pfarrer von St. M aria R osenkranz von 1920 bis 1933, handschriftlich am 4. Juli 1927 form ulierte.

Er fühlte sich als “der am m eisten L eidtragende” und beklagte die A bw ande­

ru n g von G o tte sd ie n stb e su c h e rn aus den G em ein d en zu den S alesian e rn , außerdem verliere er die K ontrolle ü ber die Teilnahm e der K inder am G ottes­

d ie n st. Z w isc h e n d em D o n -B o sc o -Z irk e l u n d den Ju g en d g ru p p e n sein er P farrei sow ie der N ähschule der D on-B osco-S ch w estern u nd d er in seiner G em einde bestehe eine K onkurrenz. A uch die W erbem ethoden der S chw e­

stern unter den M ädchen seiner Pfarrei für die S chw esterngem einschaft ge­

fiele n ih m n ich t. A ls K ro n z eu g e fü r sein e A n sch u ld ig u n g en b e n a n n te er seinen M itbru der E rnst S chm itz, R ektoratsp farrer in St. F ro nleichn am von 1919 bis 1930, der ähnliche E rfahrungen m it den Salesianern gem acht h ab e89.

Im K ölner G eneralv ik ariat h at diese B eschw erde nu r eine R ückfrage nach dem B auvorhaben ausgelöst90. D ieser K onflikt lässt den Schluss zu, dass die Seelsorge der S alesianergem einschaft eine vergleichsw eise größere N ähe zum K irchenvolk besaß als die einiger P farrer am Ort.

R eaktionen der Salesianer auf dieses K onkurrenzdenken, offensichtlich aus k le rik a le m N eid g eb o ren , k ö n n en aus v o rh a n d en en Q u ellen n ic h t e r­

schlossen w erden.

Z u einem H öhepunkt in der öffentlichen D arstellun g der S alesianerg e­

m e in sc h a ft g e rie t das F e st d e r S e lig sp re c h u n g ih res O rd e n sg rü n d e rs

Jo-88 Vgl. Der Neubau der Salesianer, “Borbecker Tageblatt”, 22. Mai 1927.

89 Vgl. BAE, K 482, Bl. 45-50.

90 Weihbischof Dr. Josef Hammels (1868-1944), von 1912-1921 Pfarrer in St. Dionysius, hat in seinem Visitationsbericht vom 8. bis 12. Mai 1928 über Pfarrer Johannes Meyer vielsa­

gend festgehalten: “Ist ,eine Nummer für sich’, fleißig, eifrig und fromm, aber ein Mann mit vielen Eigenheiten. Es fehlt ihm an Takt und Klugheit”. BAEK 544, Bl. 394.

h annes B osco am 2. Juni 1929 in R om . K urzfristig plan ten sie am gleichen S onntag ein F est, m orgens m it ein em fe ierlich en G o ttesd ien st fü r die J u ­ g e n d lic h e n des D o n -B o sc o -Z irk e ls u n d d ie stu d ie re n d e n S p ä tb e ru fe n e n , abends im überfüllten Saal eine F eierstunde m it einem Vortrag von P. H ein ­ rich K rem er ü ber den neuen Seligen Jo han nes B osco. D er Tag endete m it einer Illum ination des H auses und einem F eu erw erk vom T urm aus. Eine g ro ß e S e lig s p re c h u n g s fe ie r - a n g e k ü n d ig t fü r d en H e rb st d es g le ic h e n Jah res - k o n n ten die S alesian e r am 16. M ärz 1930 re a lisie re n . A ls F e s t­

redner sprach im vollen S tädtischen S aalbau der p rom inente k atholische P u ­ b lizist P. F ried rich M uckerm ann SJ (1883-1946) ü b er Jo han nes B osco als v o rtre fflic h e E rz ie h e rp e rs ö n lic h k e it d er K irc h e fü r d ie Ju g en d m it ihren ak tu ellen N öten in d er g eg e n w ärtig en Z e it. D en m u sik a lisc h e n R ahm en p räsen tierte das O rchester des K n ab en h eim es, das hohes ö ffentlich es Lob erntete91.

In der M itte des Jahres 1930 kam au f die G em einschaft der Salesianer die Sorge u m den leprak ran k en P. H einrich K noop (1 883-1933) zu, einen leiblichen B ruder von P. Franz K noop, dem ersten Präfekten der E ssener N ie­

derlassung. Seit 1916 hatte H einrich K noop unter den 5.000 kranken M en­

schen der Lepra-K olonie A gua de D ios in K olum bien gearbeitet, dann befiel au ch ih n d iese K ra n k h e it. E r k e h rte 1925 zu rü c k n ac h D e u tsc h la n d und w urde im T ropeninstitut in H am burg erfolglos behandelt. Seit 1927 stand P.

T heodor Hartz m it ihm in K ontakt. N ach fast fünfjährigem K rankenlager in H am burg sprach H einrich K noop die B itte aus, in der N ähe eines S alesianer­

hauses a u f seinen Tod w arten zu dürfen. D ie S alesianer erhielten die G eneh­

m ig u n g , a u f ein e m W iese n g elän d e am W eid kam p ein se p a ra t steh end es kleines H aus für den leprakranken P ater zu errichten. W enige Tage vor dem W eihnachtsfest 1930 zog er m it H ilfe der privaten K rankenschw ester Josefine Jansen d o rt ein. Sie p fleg te ihn auch bis an sein L eben sen d e. Vom W eih­

nachtsfest an feierte täglich ein S alesianer bei dem bettlägerigen M itbruder die heilige M esse.

W enige Tage nach W eihnachten löste das kom m unistische Organ “R uhr­

E cho” m it einem hetzerischen A rtikel über die unverantw ortliche u n te rb rin ­ gung eines Leprakranken im W ohngebiet große u n ru h e unter der Bevölkerung aus. Die “Essener Volkszeitung” sprach in m ilderer Form von “m angelhafter Isolierung des S euchenherdes” und korrigierte sich w enige Tage später m it einer R ichtigstellung: N ach m edizinischen Standpunkten bedeute die u n te r ­

91 Vgl. die Presseberichte: “Essener Allgemeine Zeitung”, 18. März 1930 und “Bor­

becker Tageblatt”, 17. März 1930.

bringung des Paters in dem Haus am W eidkam p keine G efahr für die Bevölke- rung92. Z u diesem Ergebnis kam auch die G esundheitskom m ission der Stadt E ssen, die die politischen Vertreter bat, beruhigend auf die B evölkerung im Siedlungsgebiet B rauk einzuw irken. A uch für die au f der W iese u m das Haus spielenden K inder aus der nahen Siedlung bestehe keine A nsteckungsgefahr93.

In der fo lg e z e it kam es u m das H aus herum im m er w ieder zu unschönen Szenen verbaler A rt, in den ersten Januartagen 1933 w urden in einer N acht sogar die fe n stersch eib en eingew orfen.

Das Leben und Leiden von P. H einrich K noop endete am 12. Septem ber 1933. A m 15. S ep tem b er w u rd e er als e rste r S a le sia n e r in B o rb ec k von seinem H aus aus zum G rab au f dem frie d h o f an der H ülsm annstraße geleitet.

D em Sarg folgten seine M itbrüder, D echant Johannes G atzw eiler, P farrer Jo ­ hannes B rokam p und w eitere Priester des O rtsklerus, der D on-B osco-Zirkel u n d eine große S char d er B o rb eck er B evö lk eru ng . N u r w enige von ihnen w aren dem Toten in seinem L eben begegnet, durch sein Schicksal und die P ressek am p ag n e w ar er ihnen b ek a n n t gew o rd en . N u n d em o n strierte ihre Teilnahm e S olidarität m it einem M itglied der B orbecker Salesianergem ein­

schaft.

D ie L eitung des H auses lag inzw ischen w ieder in den H änden von P.

Theodor H artz. N ach dem Ende seiner ersten A m tszeit im Som m er 1930 hatte ihn P. G eorg R ing (1879-1932) abgelöst, der m it reich en E rfah ru ng en aus seiner Tätigkeit in den Spätberufenenw erken Penango, W ernsee, U nterw alters­

d o rf und M ünchen nach B orbeck gekom m en war, ohne Z w eifel ein großer G e­

w inn für die Spätberufenenschule. Als jedoch im Som m er 1931 in B enedikt­

beuern das erste S tudienjahr an der T heologischen H ochschule begann, er­

kannte die O rdensleitung in P. G eorg R ing den geeigneten D irektor für einen guten Start dieses H auses. N ach einem Jahr m usste ein neuer K andidat für die Leitung des Essener H auses gefunden w erden. O ffensichtlich erw og Provin­

zial N iederm ayer die M öglichkeit, dem G eneralrat P. T heodor H artz v orzu­

schlagen, der w eiterhin im Essener H aus weilte und an der B ew ältigung der w irtschaftlichen Problem e arbeitete. D er G eneralökonom P. F edele G iraudi (1875-1964) riet ab, da seine vergangene A m tsperiode m it einem Streit über die E inhaltung d er kan o n isch en T rennung zw isch en S alesianern un d D on- B o sco -S ch w e stern und p ersö n lich e n A n sch u ld ig u n g en b e la ste t w ar. D ie S chw estern hatten 1923 auch die H ausw irtschaft bei den S alesianern ü b e r­

92 Vgl. “Essener Volks-Zeitung”, 31. Dezember 1930 und 3. Januar 1931; “Ruhr-Echo”, Dezember 1930.

93 Vgl. Verhandlungs-Niederschrift der Gesundheitskommission der Stadt Essen vom 25.

Januar 1931. STAE, Rep. 102, Abt. XXII, Nr. 134.

nom m en. Sie bew ohnten seit 1922 einen gesonderten B ereich des gleichen H auses, dessen bauliche Verhältnisse nicht vollständig den Vorgaben der K on­

gregation entsprachen. P rovinzial N iederm ayer u nd die Provinzoberin A lba D eam brosis (1887-1964) nahm en diesen Zustand m it R ücksicht au f die gege­

benen Verhältnisse hin. P. Prellw itz hatte schon anlässlich seines B esuches in Turin im N ovem ber 1925 diese G egebenheit als einen M issstand im Essener Haus dargestellt. N ach einer Visitationsreise durch die Provinz im H erbst 1926 griff der G eneralpräfekt Pietro Tirone (1875-1962) das Problem bei Provinzial N ied e rm ay er nach d essen R ü ck k eh r aus A rg e n tin ie n E nde F eb ru a r 1927 w ieder auf. Es sollte innerhalb des H auses eine Tür zugem auert w erden. Da aber die B auarbeiten am neuen H aus begonnen hatten, hielt m an den K osten­

aufw and für diese A rbeit an dem H aus, das ganz den Schw estern überlassen w erden sollte, nicht m ehr für angem essen. D ieser Fall w ar aus der Diskussion.

A u f der H ausebene hatte sich nach dem B ezug des neuen H auses ein w eiteres K onflik tfeld zw ischen d em D ire k to r H artz und dem P räfekten P.

A u f der H ausebene hatte sich nach dem B ezug des neuen H auses ein w eiteres K onflik tfeld zw ischen d em D ire k to r H artz und dem P räfekten P.

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